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Sommertour 2016: "Der Mensch steht im Mittelpunkt" - Besuch der Tertianum Residenz Berlin und von Hilfe für Jungs e.V. zusammen mit Annette Hertlein (SPD)

Annette Hertlein (SPD), Direktkandidatin für den Wahlkreis I in Tempelhof-Schöneberg, bewundert, dass die BerlinerInnen auf die täglichen Herausforderungen einer Großstadt immer wieder neue interessante Antworten finden. Im Berliner Abgeordnetenhaus möchte sie ihren Teil beitragen, dass „Berlin dabei immer wieder Berlin bleibt“. Dabei ist ihr von ganzem Herzen wichtig, „dass wir niemanden zurücklassen, dass jede und jeder ihren / seinen Platz in unserer Gesellschaft findet, Arbeit zum Leben hat, wohnen kann und dass wir alle gerne in unserer Stadt leben!“.

Meine Bitte an Sie: Gehen Sie am 18. September wählen. Mit Annette Hertlein erhalten Sie eine mit beiden Beinen im Leben stehende Frau, die für den Zusammenhalt der BerlinerInnen und für das Leben in gemeinsamer Solidarität arbeitet. Als Politikerin ist sie für die BürgerInnen Berlins ein Gewinn, denn: sich für Sie stark machen, ist ihre Absicht. Also Annette Hertlein wählen. SPD wählen.

Unsere gemeinsame Sommertour 2016 zeigte uns schon bei den ersten Besuchen an diesem 30. August, der Hartnackschule, eine private Sprachschule und dem Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße sowie dem Stadtteilverein Schöneberg,dass Schöneberg ein bunter Bezirk mit vielfältigen Lebensstilen ist.

Im Norden Schönebergs befinden sich sehr unterschiedliche, ja geradezu gegensätzliche „Attraktionen“: zum einen das seit 1907 geöffnete KaDeWe, Europas größtes Warenhaus in einer exquisiten Umgebung, zum anderen der durch starke soziale Ungleichheit gekennzeichnete „Schöneberger Norden“, ein Sozialraum, der schon seit rund 1900 bekannt ist als ein Berliner Vergnügungsviertel, inklusive gewerblicher Prostitution.


Die Tertianum Residenz Berlin

Wie jedes Tertianum beruht auch der Berliner Standort auf der Idee, urbanes Wohnen zu einem zeitgemäßen Alterswohnkonzept für aktive Menschen weiterzuentwickeln. In der Tertianum Residenz Berlin können insgesamt 82 Zwei- bis Vierzimmer Apartments bezogen werden. Zusätzlich gibt es 25 Einzelpflege-Apartments mit ambulanter oder vollstationärer Pflegebetreuung.

Die Pflege befindet sich momentan in einem Umbruch. Eine Ursache ist der mit dem Pflegestärkungsgesetz II eingeführte neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, der ab dem 1. Januar 2017 in Kraft tritt. Auch über die damit verbundenen Herausforderungen sprachen wir mit Frau Inken Albrecht, stellvertretende Heimleiterin und Leiterin des Pflege- und Qualitätsmanagements der drei Tertianum Residenzen in Deutschland, sowie Frau Norma Chrobok, Pflegedienstleitung.

Pflege braucht mehr Wertschätzung - und eine bessere Bezahlung

Erfordert gute Pflege ausreichend viele und gute Pflegefachkräfte? In der Tertianum Residenz Berlin wird viel Wert auf Empathie, auf die „Fähigkeit, wahrzunehmen, was in einem anderen vorgeht“, gelegt. Zum Leitbild des Tertianums gehört, dass „der Mensch im Mittelpunkt steht". Die hier wohnenden, nur zum Teil pflegebedürftigen Menschen, wollen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben, sollen sich auch dann „mittendrin im Leben fühlen“, wenn sie pflegebedürftig sind.

Auch hier werden wir von unseren GesprächspartnerInnen auf die unzureichende Wertschätzung der Pflegefachkräfte in unserer Gesellschaft verwiesen. Ein Indikator ist die nicht zufriedenstellende und auch nicht leistungsgerechte Bezahlung. Der Fachkräftemangel trifft auch das Tertianum.

„Wir brauchen das Pflegeberufereformgesetz“

Sowohl Frau Albrecht als auch Frau Chrobok unterstützen vehement die damit verbundene generalistische Pflegeausbildung, welche die Altenpflege, die Gesundheits- und Krankenpflege und die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einem neuen, gemeinsamen Pflegefachberuf mit Schwerpunktbildung zusammenführt. In dieser für alle Bereiche der Pflege qualifizierenden Pflegeausbildung sehen unsere GesprächspartnerInnen die Chance, den Beruf Pflegefachkraft zukunftsfest zu machen, ihn vor allen Dingen an die sich veränderten Versorgungsanforderungen in unserer Gesellschaft anzupassen. Mit der generalistischen Ausbildung und dem Ausbau akademischer Strukturen werde die Attraktivität des Berufes gesteigert. Studien würden auch eindeutig belegen, dass die generalistische Ausbildung notwendig, machbar und fachlich erforderlich ist.

Ich danke Fr. Albrecht und Fr. Chrobok für die anregende Diskussion - die Diskussion hat gezeigt: Pflege ist wichtig und geht uns alle an.

Prof. Helga Grebing, „Urgestein und Grande Dame der SPD“

Uns Sozialdemokratinnen war es eine riesige Freude, auch noch ein kurzes Gespräch mit Prof. Helga Grebing, ein „Urgestein der SPD“ und Bewohnerin im Tertianum, zu führen. Frau Prof. Grebing ist Historikerin und emeritierte Professorin mit den Schwerpunkten in der Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Von 1988 bis zu ihrer Emeritierung 1995 leitete sie das „Institut zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung“, das heutige Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum.


HILFE-FÜR-JUNGS e.V. - gegen sexuelle Gewalt und Ausbeutung

Zum Abschluss unserer Sommertour besuchten wir den Verein HILFE-FÜR-JUNGS e.V.:

Der Verein HILFE-FÜR-JUNGS e.V. unterstützt seit 1994 Jungen und junge Männer, die von sexueller Ausbeutung und Gewalt bedroht oder betroffen sind. Zentrale Ziele sind, die Rechte von Jungs auf ein Leben ohne sexuelle Gewalt zu stärken, ihre Gesundheit zu fördern und ihnen Chancen auf persönliche Entwicklung und Partizipation zu geben. Wir diskutierten mit Ralf Rötten, Andreas Gutenberg und Hendrik Göpel vor allem über männliche Prostitution und deren Prävention. Wie kann dafür gesorgt werden, dass die sich prostituierenden zumeist jungen Männer auch geschützt werden? Vor allem, indem Kontakt zu ihnen aufgenommen wird - so die Grundidee von Hilfe für Jungs e.V..

Bei HILFE-FÜR-JUNGS e.V. arbeiten mehr als 25 Streetworker in vier Projekten:

Jeder 4. Junge erfährt an öffentlichen Plätzen eine Anmache durch Pädosexuelle. Mit Hilfe sport- und theaterpädagogischer Elemente werden in diesem Projekt Jungen spielerisch über Täterstrategien an den Orten aufgeklärt, wo Pädosexuelle Kontakte zu Jungen suchen. Wenn sie bereits sexuelle Gewalt erlebt haben, leisten sie Beratung für betroffene Jungen und ihre Angehörigen oder begleiten sie in Form von Einzelfallhilfe zu weiterführenden Hilfen (Therapieeinrichtungen).

Geleistet werden hier ambulante, sozialpädagogische Erziehungshilfen für Jungen und deren Familie.

Wir befanden uns in der Nollendorfstraße 31 in den Räumlichkeiten dieses Projektes, daher erfuhren wir hierüber am meisten. Subway bietet Hilfen für Jungen und junge Männer, die anschaffen.

Die Streetworker sind an Orten mann/männlicher Prostitution präsent und beraten zu HIV/Aids, sexuell übertragbaren Infektionen und Hepatitiden und deren Prävention. In der an vier Tagen in der Woche geöffneten Anlaufstelle wird Beratung und Grundversorgung (Essen, Wäsche waschen, Duschen, Schlafen, Kleiderkammer), eine ärztliche Sprechstunde und Freizeitangebote angeboten. Es besteht die Möglichkeit, Gespräche in Deutsch, Englisch, Rumänisch, Türkisch, Französisch und Spanisch zu führen.

Bei der männlichen Straßenprostitution im Kiez handelt es sich überwiegend um Armuts- oder Elendsprostitution. Die jungen Männer kommen zu etwa 90% aus Bulgarien und Rumänien und sind oft unvorbereitet darauf, was sie hier erwartet. Heutzutage greift schwule Prostitution normalerweise auf Soziale Medien im Internet zurück. Nur diejenigen, denen die Voraussetzungen und Kompetenzen dafür fehlen, stehen noch an der Straße. Sie haben am Anfang zumeist noch nicht die Kompetenz, eine sozial kompetente und akzeptable Akquise vorzunehmen. Deshalb empfinden viele Passant*innen den Kontakt mit den Strichern als sexuelle Belästigung. Hieraus resultieren viele Probleme mit den AnwohnerInnen.

Diskutiert wurde auch die Situation von Geflüchteten. Für ihre Bedürfnisse hier, als auch ihrem Wunsch, Geld an die zurückgebliebene Familie zu schicken, reicht das zur Verfügung gestellte Taschengeld nicht aus. Viele wollen sich dieses "aufbessern" und gehen anschaffen - zu erschreckenden Angeboten wie z.B. für nur zwei Euro für eine sexuelle Leistung. Diese Ausbeutung gilt es zu verhindern.

Hier erhalten Jungen und junge Männer im Alter von 5 bis 27 Jahren, die Belastungen im Zusammenhang zu erlebter sexueller Gewalt stehen Beratung und Unterstützung.

Dringend geboten: die Umsetzung der Integrierten Maßnahmenplanung des Berliner Netzwerkes gegen sexuelle Gewalt

Seit dem 19. Juli 2016 liegt dem Senat nach einem umfassenden mehrjährigen Diskussionsprozess der „Integrierte Maßnahmenplan gegen sexuelle Gewalt“ zur Kenntnisnahme vor. Die Integrierte Maßnahmenplanung hat vor allem die Verbesserung des Opferschutzes, die Sicherstellung der gesundheitlichen psychosozialen Versorgung der verschiedenen Opfergruppen und die Verbesserung der Kooperation und Vernetzung in Berlin zum Ziel. Das Besondere ist der ganzheitliche Ansatz. An der Erarbeitung waren unter anderem fünf Senatsverwaltungen, über 30 Vereine, Träger und Organisationen sowie die Polizei beteiligt.

Erarbeitet wurden rund 100 Maßnahmenvorschläge, die in Abstimmung mit den beteiligten Senatsverwaltungen in ein Maßnahmenpaket mit neun Handlungsfeldern überführt wurden. Sie alle dienen der besseren Versorgung von Betroffenen - Kinder und Jugendlichen, Erwachsene, Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen - von sexualisierter Gewalt in Berlin. Damit die Unterstützungsarbeit nachhaltig gefördert und effektiver wird, werden Wege aufgezeigt, wie Parallelstrukturen abgebaut sowie Präventions- und Versorgungspfade organisatorisch und fachlich systematisiert werden können.

Annette Hertlein, hoffentlich eine der kommenden Abgeordneten des Abgeordnetenhauses von Berlin, wurde u.a. Folgendes mit auf dem Weg gegeben: Sie möge bitte mit dafür sorgen, dass im Rahmen zukünftiger Haushaltsplanaufstellungen diese Integrierte Maßnahmenplanung auch zur Umsetzung kommt.

Die Umsetzung kann auch als eines der Gebote gelten, die aus dem von mir am 07. Juli abgelehnten, aber vom Deutschen Bundestag dennoch mehrheitlich beschlossenen Prostitutionsschutzgesetz resultieren. In meiner Persönlichen Erklärung dazu, habe ich auf die offensichtlichen Schwierigkeiten bei der Prävention, bei der Durchführung einer verpflichtenden Gesundheitsberatung, der Kondomzwang sowie den unzureichenden Datenschutz hingewiesen.

Ich danke Ralf Rötten und seinem Team für die unermüdliche Arbeit - die vier Projekte leisten einen wertvollen Beitrag zum Schutz von schutzbedürftigen Jungen und jungen Männern.