Bildung, Erziehung und Beratung werden im Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße groß geschrieben. Es finden zahlreiche gemeinschaftliche Betätigungen statt: u.a. Eltern-Kind-Gruppen, offene Elterntreffs, Vätergruppen und Frauenfrühstücke, Deutschkurse für Mütter, für Kinder Arabischkurse und für alle Generationen Kunst- und Musikprojekte. Das Nachbarschaftszentrum existiert seit 2004 und hat sich im sogenannten "Bülowkiez" für die zahlreichen Familien mit Migrationshintergrund, die oft mit schwierigen Wohn- und Lebensbedingungen zurechtkommen müssen, als zentraler Anlaufpunkt etabliert.
Ein großer Erfolg: Investition in Bildung lohnt sich für Kinder und für Erwachsene
Vielfalt und Partizipation können erfolgreich gelingen. Das zeigt das Projekt „Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter in Kita, Schule und Stadtteil“. Wir wissen, dass der Bildungserfolg von Kindern auch heute noch stark von der sozialen Herkunft geprägt ist. Diese soziale Herkunft muss aber nicht als unveränderbares Damoklesschwert betrachtet werden: Das Wohl und Wehe der Schulerfolge eines Kindes wird auch dadurch entschieden, dass sich ihre Eltern stärker in die Bildungsbelange und für einen erfolgreichen Bildungsweg ihrer Kinder einsetzen, und auch etwas für ihre eigene Bildung tun wollen.
Ehrung: „Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter in Kita, Schule und Stadtteil“
Mit einem großen Fest am 14. September 2016 wurden im Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße 28 Frauen und Männer geehrt. Sie alle haben erfolgreich den Kurs „Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter in Kita, Schule und Stadtteil“ des Pestalozzi-Fröbel-Hauses (PFH) absolviert und erhielten nun ihr Zertifikat. Ehrende Grußworte sprachen dazu auch Peter Pulm, Quartiersmanagement Schöneberger Norden, Sabine Smentek, Bezirksstadträtin im Bezirk Mitte, Prof. Dr. Sabine Hebenstreit, Direktorin des Pestalozzi-Fröbel-Hauses und ich selber. Entschuldigen ließ sich Mohamed Taha Sabri, Iman der Darussalem Moschee.
Die BildungsbotschafterInnen sind Mütter, Väter, Großeltern, die sich für die Bildung ihrer und anderer (Enkel-) Kinder engagieren. In der kostenfreien Qualifizierung des PFH erarbeiteten sie sich in 15 Seminaren à 3 Stunden Kenntnisse rund um die Themen Bildung, Kitas, Schulen, Kindererziehung und Familienleben. Vor allem die Reflexion ihres eigenen Bildungsweges steht im Vordergrund. Sie erfahren hier mehr über sich, ihre Lerntypen und Lernmuster und was es zum Lernen alles braucht. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den sie lernen bzw. gelernt haben, ist eine gelingende Kommunikation. Wie können wir gute Gespräche mit Kindern, ErzieherInnen und Lehrerinnen führen? Und was tue ich, wenn es zu einem Konflikt kommt? Wichtige Themen sind weiterhin eine gewaltfreie Erziehung, die Beteiligung von Eltern in Kita und Schule sowie das Berliner Bildungssystem.
All diese BildungsbotschafterInnen werden nun als MultiplikatorInnen und BrückenbauerInnen zu ihren verschiedenen Communities tätig werden und zwar in zahlreichen Kitas, Schulen und Einrichtungen, zum Beispiel in einem Elterncafé, in der Gesamtelternvertretung (GEV) oder in einem Förderverein in den Quartieren Schöneberg-Nord als auch Tiergarten. Die meisten kennen ihren Einsatzort auch schon.
Die BildungsbotschafterInnen sind zu interkulturellen ExpertInnen bei der Bewältigung vieler Lebenssituationen geworden. Sie leben Öffentlichkeit: Sie beteiligen sich an oder organisieren selbst Straßenfeste, um so mit anderen Eltern im Kiez Kontakt aufzunehmen, sie zu beraten und zu aktivieren.
Die Motive am Kurs teilzunehmen, sind vielschichtig, beispielsweise:
- „Ich unterstütze gerne Kinder und Eltern. Im Kontakt mit Kindern merke ich, dass manche ihre Muttersprache Arabisch gerne besser lernen möchten. Dabei kann ich helfen. Und es macht Spaß.“
- „Ich wollte mich selber stärken, um mich in Konflikten besser verhalten zu können. Für Eltern braucht es Vermittler, andere, die sie unterstützen. Und meine Frau hat schon den Kurs gemacht und hat dadurch viel gelernt, auch Wissen, das heute Lehrer beeindruckt. Dadurch wird sie viel ernster genommen.“
- „Ich helfe sehr gerne anderen Menschen. Und ich übersetze gerne auf Hocharabisch, so habe ich die Möglichkeit, mein Deutsch zu verbessern. Ich hatte am Anfang selber Probleme mit meinen Kindern in der Willkommensklasse, weil ich nicht alles verstanden habe und die Regeln nicht kannte. Jetzt weiß ich besser Bescheid, auch weil ich selber in einer anderen Schule mit Willkommensklassen aktiv bin.“
Das Projekt „Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter in Kita, Schule und Stadtteil“ läuft von Juli 2015 bis Dezember 2018 und wird mittlerweile im Schöneberger Norden als auch im Quartier Tiergarten Süd ausweiten. Es wird gefördert aus Mitteln des Programms Zukunftsinitiative Stadtteil II, Teilprogramm „Soziale Stadt“/ Netzwerkfonds.
Und noch eine weitere Gratulation
Das Nachbarschafts- und Familienzentrum Kiezoase stellt durch eine Vielzahl an Kooperationen eine weit vernetzte Institution dar. Mit zwei weiteren PFH- Einrichtungen - dem Familientreffpunkt Kurmärkische Straße und dem Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße – bildet es im Rahmen des Aktionsprogramms Mehrgenerationenhäuser des Bundesfamilienministeriums das „Mehrgenerationenhaus Berlin-Schöneberg“. An allen drei Standorten wird das Ziel verfolgt, durch generationsübergreifende Angebote die Lebensqualität und die Infrastruktur für Jung und Alt im Stadtteil zu verbessern.
In Zeiten des demografischen Wandels und der Veränderungen des sozialen Lebens sind diese nachbarschaftlichen Treffs Drehscheiben für Begegnung, für bürgerschaftliches Engagement, für Unterstützung und Hilfe. Dieses Engagement ist wichtig und richtig - denn nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir in einer Gesellschaft, die von bunter Vielfalt und auch manchen Meinungsverschiedenheiten und Andersartigkeiten geprägt ist, in Frieden und Harmonie leben.
Anfang September habe ich erfahren, dass das „Mehrgenerationenhaus Berlin-Schöneberg“ das Bundesfamilienministerium im Interessenbekundungsverfahren zum Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus durch ein gutes Konzept überzeugt hat. Das bedeutet, dass das Mehrgenerationenhaus Kiezoase seinen Förderantrag für die Förderperiode 2017 bis 2020 stellen kann. Angebote für Menschen in jedem Lebensalter, die das Leben im Stadtteil bereichern, ist dabei die Kernidee. Ich gratuliere ganz herzlich.
Das Pestalozzi-Fröbel-Haus
Das Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) bildet seit über 140 Jahren ErzieherInnen aus und ist gleichzeitig Träger zahlreicher Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe insbesondere in den Berliner Stadtbezirken Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg. Derzeit sind beim PFH rund 500 MitarbeiterInnen angestellt. Alle Einrichtungen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses arbeiten nach dem Early Excellence-Konzept. Ziele der Arbeit nach Early Excellence sind vor allem, Kinder so früh wie möglich zu fördern, Eltern einzubeziehen in die Bildungsprozesse ihrer Kinder sowie sinnvolle Kooperationen mit Einrichtungen aus der Umgebung einzugehen.