Hauptmenü

Elberskirchen-Hirschfeld-Haus soll ein Forum für die queere Szene in Berlin werden

Koalitionsvereinbarungen vermögen aus Träumen Wirklichkeit werden lassen. So steht im jüngst beschlossenen rot-rot-grünen Koalitionsvertrag: „Berlin ist der Geburtsort der modernen Emanzipationsbewegung von LSBTTIQ*. Die Koalition bekennt sich zu dieser Geschichte und zur Wiedererrichtung des von den Nazis zerstörten Magnus-Hirschfeld-Instituts. Die Koalition unterstützt die Idee eines Elberskirchen-Hirschfeld-Hauses und wird den partizipativen Prozess seiner Umsetzung begleiten.“ Über die Aufnahme dieses Mammutprojektes – und das ist der Aufbau eines queeren Geschichts- und Bildungshauses in Berlin wahrlich – freuen sich die Initiator*innen, die in der Initiative Queer Nations  e.V. (IQN) organisiert sind, natürlich sehr. In den kommenden fünf Jahren soll dieses Forum für queere Forschung, Bildung und Kultur im Herzen Berlins entstehen. Das Ziel des Hauses ist es, viele kleinere und über ganz Berlin verstreute Projekte unter einem Dach in Berlin Mitte zu vereinen – ohne mit diesen selbst in Konkurrenz zu treten. Das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus soll Ausdruck dafür werden, dass queere Vielfalt in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Dazu erklärte Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin: „Ein Haus, das die vielen dezentral organisierten Archive, Kultur- und Bildungseinrichtungen unter seinem Dach zusammenführt, die in der queeren Szene unserer Stadt arbeiten -- das soll das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus sein. Offen nach innen in die Szene und zugleich offen hin zur Gesellschaft, das ist das überzeugende Konzept für dieses Haus, das an die mit wichtigen Persönlichkeiten wie Johanna Elberskirchen und Magnus Hirschfeld verbundenen Berliner Traditionen anknüpft. Ein solches Haus ist einmalig in Europa, und es steht für das Image Berlins als liberale, offene und tolerante Metropole.“ Auch die Politiker*innen der rot-rot-grünen Koalition des Landes Berlin äußern sich ebenso wie die zuständigen Queerpolitischen Sprecher*innen von CDU und FDP positiv.

Ein informatives Kolloquium zum Elberskirchen-Hirschfeld-Haus

Die Initiative Queer Nations e.V. lud am 16. Dezember 2016 zum sehr gut besuchten Elberskirchen-Hirschfeld-Haus Kolloquium im Berliner Abgeordnetenhaus ein. Das von Sabine Balke, Geschäftsführerin des Lesbenarchivs Spinnboden, und Jan Feddersen, Journalist und 1. Vorsitzender des Queer Nations e.V., moderierte Programm war umfangreich:

Bereits die SPD geführte Berliner große Koalition hatte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese soll im Vorfeld des CSD 2017 im Juli 2017 veröffentlicht werden. Anhand dieser wird entschieden, wie sich das Projekt mit den vielen geplanten Kooperationspartner*innen, u.a. mit den queeren Bildungseinrichtungen AB Queer, KomBi sowie der GEW Berlin, mit dem Spinnboden Lesbenarchiv, dem Schwulen Museum*, der Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität an der Humboldt Universität Berlin, der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, dem Lili-Elbe-Archiv, dem feministischen Archiv FFBIZ realisieren lässt. Geplant sind auch Platz für Wohnraum, eine Kita und sogar ein Kino. Der Leitgedanke des Hauses im Hinblick auf queere Kultur soll sein: bewahren - zeigen - bilden.

Während des Kolloquiums fand auch eine Podiumsdiskussion mit den queerpolitischen Sprecher*innen von Rot-Rot-Grün sowie von CDU und FDP statt. Die Vertreter*innen dieses „Gruppenbilds mit Dame“ - Melanie Kühnemann (SPD) ist die einzige Sprecherin - der Koalitionsparteien (inkl. Aussprache) bekräftigten alle ihre Unterstützung für dieses Projekt. Melanie Kühnemann (SPD): „Berlin als queere Hauptstadt braucht dringend Leuchttürme wie das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus. Hier werden sich queere Forschung, Bildung und Kultur verbinden. Berlin, das ist gelebte Vielfalt.“ Alle waren sich darüber einig, dass es für Berlin eine herausragende Möglichkeit darstellt, queere Lebenswirklichkeit als auch Geschichte sichtbar zu machen.

Hinsichtlich der Finanzierung wurde angeregt,  sich auch um Fördermiitel des Bundes zu bemühen, da es sich um ein Projekt von nationaler Bedeutung handele. Diesem Anliegen komme ich gerne unterstützend nach.

Gesellschaftspolitischer Hintergrund

Mit dem Elberskirchen-Hirschfeld-Haus soll das von den Nazis am 6. Mai 1933 im Zuge der Bücherverbrennungen von Nationalsozialisten geplünderte und vernichtete Institut für Sexualwissenschaft erinnert werden. Dieses war am 6. Juli 1919 vom Sexualreformer Magnus Hirschfeld errichtet worden.

Mit der bisher angedachten Namensgebung nach Johanna Elberskirchen und Magnus Hirschfeld soll nicht nur an herausragende Persönlichkeiten der LGBTI-Bewegung erinnert werden, sondern gleichzeitig auch an die kollektiven Bewegungen, für die sie stehen.