Helena Weber, Freiwilliges Soziales Jahr in der Politik
Das Recht, über „wertes und unwertes Leben“ zu entscheiden, hat niemand und darf auch niemand haben. Kein Leben ist wertvoller als ein anderes, alle Leben sind schützenswert. Und doch hatten sich die Nazis vor rund 80 Jahren dieses Recht herausgenommen. Daran soll die Ausstellung „Wir sind viele“ im Deutschen Bundestag erinnern.
Die Ausstellung mit Fotos von Starfotograf Jim Rakete ist noch bis zum 10. Februar 2017 im Paul-Löbe-Haus zu besuchen. Gedacht wird der Opfer des Nationalsozialismus, in diesem Jahr insbesondere der Opfer der sogenannten "Euthanasie". Mit dem Begriff „Euthanasie“ wurden in der Zeit des Nationalsozialismus die Massenmorde an Menschen mit Behinderung umschrieben. Die Ausstellung würdigt auch die 150 Jahre Arbeit der v. Bodelschwingschen Stiftungen Bethel.
„Inklusion muss maßgeschneidert sein“
Wie Bundespräsident Joachim Gauck schon sagte: Inklusion ist keine Utopie, sondern viel mehr eines der anspruchsvollsten Emanzipationsprojekte unserer Zeit. Fast jeder zehnte Mensch in Deutschland ist schwerbehindert, insgesamt 7,6 Millionen Menschen. Knapp eine Million Menschen haben geistige oder seelische Einschränkungen. Bei 84 Prozent wurde die Behinderung erst im Laufe des Lebens durch eine Krankheit ausgelöst.
Behinderung ist Teil der Gesellschaft und Teil der menschlichen Existenz. Aus diesem Grund hat jede und jeder die Verantwortung dafür zu sorgen, dass Inklusion bei allen Menschen ankommt und weiterentwickelt wird. So fotografiert Jim Rakete in diesem Projekt nicht die bekanntesten Gesichter unserer Gesellschaft, sondern die, die im öffentlichen Leben immer um Wahrnehmung kämpfen müssen. Menschen mit Behinderungen, mit Epilepsie, mit psychischen Leiden, mit Gewalt- und Suchterfahrungen, mit unheilbaren Krankheiten, Menschen, die obdachlos und schutzbedürftig sind - sie alle sind die Gesichter der Ausstellung „Wir sind viele.“
„Für Menschen da sein“
Die Idee „für Menschen da sein“ hat die Weltkriege, die Verbrechen des Nationalsozialismus, die deutsche Teilung, Wirtschafts- und Finanzkrisen überlebt und ist auch heute noch sehr aktuell. In ihrer Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung am 17. Januar 2017 betonte Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt, „Wir sind viele“ besiege in jedem einzelnen Bild die bestialische Ideologie der Nationalsozialist*innen vom „unwerten“ Leben und zeige, dass jedes Leben wertvoll und die Würde des Menschen unantastbar sei.
Besichtigung von politisch-parlamentarischen Ausstellungen
Die Ausstellung kann nach den Zutrittsbedingungen des Deutschen Bundestages nur nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Dabei ist der vollständige Vor- und Zuname, das Geburtsdatum, sowie das Datum und die Uhrzeit des gewünschten Besuchstermines anzugeben.
Anmeldung: Telefon: +49 30 227 38883; E-Mail: ausstellungen@bundestag.de oder direkt online unter https://www.bundestag.de/parlamentarische_ausstellung
Öffnungszeiten: 18. Januar bis 10. Februar 2017, montags bis freitags 9.00 bis 17.00 Uhr
Eingang: Paul-Löbe-Haus, Eingang West, Konrad-Adenauer-Straße 1, 11011 Berlin