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#NRWIR: „Unbehindert leben und arbeiten können ist unser Ziel – zwischen Menschen mit vielen Eigenarten in einem Umfeld ohne Hindernisse“

Besuch im Haus Hall in Gescher: „Wir wollen, dass das Leben lebenswert ist: von Anfang an, zu jeder Zeit, an jedem Ort, bis zuletzt. Unbedingt.“

Mit Hermann-Josef Vogt und meiner ebenfalls im Münsterland lebenden Kollegin Ulla Schulte besuchte ich die Stiftung Haus Hall in Gescher. Als gebürtige Coesfelderin habe ich die Einladung von Hermann-Josef Vogt, SPD-Landtagskandidat, sehr gerne angenommen, mit ihm zusammen bedeutende Einrichtungen vor Ort zu besuchen. Er kandidiert in Havixbeck, Billerbeck, Rosendahl, Coesfeld, Gescher, Velen-Ramsdorf, Reken, Raesfeld, Heiden und Südloh-Oeding. Ich danke ihm und meinen Gesprächspartner*innen für die sehr interessanten Gespräche und das Viele, was sie mir mit auf den bundespolitischen Weg gegeben haben.

Hier im Haus Hall habe ich nach meinem Abitur 1976 ein dreimonatiges Praktikum absolviert, um anschließend Diplom-Sozialpädagogik studieren zu können.

Ein Wiedersehen gab es am 7. November 2016: Mit drei Bussen fuhren Menschen mit Behinderung, Angehörige, Mitarbeiter*innen und Einrichtungsvertreter*innen nach Berlin, um bei der bundesweiten Kundgebung „Teilhabe - Jetzt erst Recht“ vor dem Reichstagsgebäude für ein an der UN-Behindertenrechtskonvention orientiertes Bundesteilhabegesetz zu demonstrieren. Auf Plakaten wurde der Öffentlichkeit und den Politiker*innen mitgeteilt „Widerstand aus dem Münsterland - Teilhabe geht anders!“. Ich habe - stellvertretend für alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages – an diesem Tag die Forderungen der rund 5.000 Teilnehmenden für ein gutes Bundesteilhabegesetz entgegengenommen. Denn ich setze mich für die gesetzliche Verankerung moderner Teilhaberechte ein und unterstütze das Engagement sehr.

Wichtige Gespräche mit Bewohner*innen- und Werkstattrat, Mitarbeiter*innenvertretung

Die Stiftung Haus Hall begleitet Menschen mit und ohne Behinderungen in jedem Alter. „Unsere Arbeit verstehen wir als einen Zusammenhang von Begleitung und Assistenz, Förderung und Pflege, Erziehung und Bildung - bezogen auf den einzelnen Menschen, seine Altersstufe, seine Fähigkeiten und Begrenzungen“ betont Dr. Thomas Bröcheler, Direktor. Mehr als 1.500 Mitarbeiter*innen engagieren sich zum Beispiel in Wohngruppen und Werkstätten, einer Förderschule, einem Integrativen Familienzentrum und drei Seniorenheimen für dieses Ziel. Die meisten davon als angestellte Fachkräfte. Welche Berufe bei uns ausgeübt werden, dazu mehr auf unserer Seite Irgendwas Soziales. Auch viele Nebenamtliche, Bufdis und FSJ-ler*innen und Ehrenamtliche sind hier tätig.

„Kurzer Freitag“ in den Werkstätten

Beim gemeinsamen Mittagessen in der hauseigenen Kantine erzählten uns drei Vertreter*innen des Bewohner*innen- und des Werkstattrates von ihrer Aufgaben und Erfolgen. Besonders stolz waren sie auf die Erkämpfung eines „kurzen Freitags“ in den Werkstätten, bei der Durchsetzung von Rechten. Positiv hervorgehoben wurde auch, dass es jetzt eine Frauenbeauftragte gäbe.   

Im Gespräch mit den Mitgliedern der Mitarbeiter*innenvertretung stellte sich heraus, dass die Vorsitzende Rita Hölker und ich uns auch schon begegnet sind: beim sehr diskussionsreichen Parlamentarischen Abend der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes in Berlin. Diskussionsthemen waren unter anderem die Anzahl von Vollzeit- und Teilzeitstellen. Laut Geschäftsbericht 2016 sind 649 Vollzeit- und 1.147 Teilzeitstellen, davon ¾ mit Frauen besetzt. Die beruflichen Chancen von jüngeren Menschen in den „sorgenden“ Berufen und die wahrgenommene zu geringe Wertschätzung, zeige sich in den zu niedrigen Entlohnungen. Eine verstärkte Förderung attraktiver Ausbildungsstrukturen, die Schaffung neuer zivilgesellschaftlicher Engagementstrukturen und vieles mehr sind notwendig. Gewarnt wurde davor, dass die Eingliederungshilfe auf die „Altenhilfe normal runtergefahren“ würde. Das werde den älteren Menschen mit Behinderung nicht gerecht. Grundsätzlich müssten die gesellschaftlichen und politischen Anstrengungen für ein inklusives Zusammenleben noch in allen Bereichen gestärkt werden.

Zur Stiftung Haus Hall gehören Einrichtungen der stationären Altenpflege, des ambulant betreuten Wohnens, Werkstätten, eine Förderschule, integrative Kindertageseinrichtungen, Einrichtungen der Frühförderung, Tagesstrukturierende Maßnahmen für Senior*innen und Schwerbehinderte, Familien unterstützende Dienste, Schulassistenz an Regelschulen im gesamten Münsterland. Vieles wurde uns beim Rundgang über das Gelände durch Stephanie Pohl, Bereichsleiterin Wohnen, nahegebracht. Ein großes Thema auch hier die Situation von älteren und pflegebedürftigen Menschen mit Behinderung. Eine geistige Behinderung präge auch im Alter nach wie vor das gesamte Leben des einzelnen Menschen. Die sich daraus ergebenden Unterstützungsleistungen für Teilhabe und Alltagsleben beständen fort. Es verändere sich aber der Betreuungs- und Pflegebedarf. Erforderlich sei deutlich eine pflegefachliche Unterstützung.