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Kunstführung im Reichstag: Wo Kunst, Geschichte und Politik aufeinander treffen

Am Reichstagsgebäude ist der Verlauf der jüngeren deutschen Geschichte besonders deutlich wahrzunehmen. Die Spuren sind noch sichtbar, sie müssen nur gefunden und gelesen werden. Und das taten die Tempelhof-Schöneberger*innen und ganz kurzfristig auf Bitten eines Ärztlichen Direktors einer der Vivantes-Klinken auch amerikanische Patholog*innen. Diese hielten sich wegen eines Fachaustausches über Labordiagnostik in Berlin auf. Ich bedanke mich bei Helena Weber, FSJ-Plerin, und Melanie Wehler, Praktikantin, über die ihnen ungefragt übertragenen hervorragenden Übersetzungsleistungen.

Kunst- und Architekturführung

Am 6. Mai 2017 war es endlich wieder soweit: Interessierte Tempelhof-Schöneberger*innen nahmen zahlreich die Möglichkeit war, bei einer Kunst- und Architekturführung mit mir zusammen auf Spurensuche in das historische Reichstagsgebäude, dem Herzstück des Parlaments, zu gehen. Die sachkundige Erläuterung erfolgte durch eine Referentin des Besucherdienstes des Deutschen Bundestages.

Die moderne Glaskuppel des heutigen Reichstags mit ihrer Aussichtsplattform und einem Panoramablick auf Berlin zählt zu den größten Publikumsmagneten der Stadt. Sie lockt jährlich zahlreiche Einheimische und Tourist*innen an. Äußerlich hat sich das Reichstagsgebäude seit seiner ersten baulichen Fertigstellung im Jahr 1894 durch den Architekten Paul Wallot kaum verändert. Im Inneren gab es für die Bürger*innen jedoch viel Neues zu entdecken. Einzelne waren zuletzt hier, um die Ausstellung „Fragen an die Deutsche Geschichte“ zu besuchen. Das war folglich noch vor 1989. Das Innere des Reichstagsgebäudes, dem Sitz des Deutschen Bundestages, war natürlich nicht wiederzukennen, nachdem dieses nach der etwa vierjährigen Umbauphase 1999 wieder eröffnet wurde.Schon zu Beginn der Führung fiel den Besucher*innen auf, dass das Gebäude durch seine besondere Bauweise mit vielen Glasfassaden und Fenstern eine besonders beeindruckende Gestaltung aufweist. Die meterhohen Glasfassaden geben den Blick auf die Arbeit des Parlaments frei. Damit trägt die Architektur dazu bei, das politische Geschehen für die Besucher*innen sichtbar zu machen und dem Wunsch nach einer transparenten und offenen Demokratie nachzukommen.

„Die Graffiti der sowjetischen Soldaten“

Mit den berühmten „Graffiti der sowjetischen Soldaten“ bekamen die Tempelhof-Schöneberger*innen schon zu Beginn des Rundgangs ein Stück Zeitgeschichte zu Gesicht. Die Inschriften wurden nach der Eroberung des Reichstagsgebäudes durch sowjetische Soldaten als Ausdruck des Sieges an den Wänden des Reichstagsgebäudes hinterlassen. Viele der Soldaten schrieben lediglich ihre Namen und Heimatstädte, manche aber auch ihre Abneigung gegen Hitler mit farbiger Fettkreide oder Holzkohle auf die Innen- und Außenwände des Reichstages. Diese Graffitis sind als Spur der Geschichte erhalten worden und dienen heute als Symbol für das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft. Sie wurden unter der Betreuung des Landeskonservators und in Abstimmung mit der Baukommission und dem Kunstbeirat des Deutschen Bundestages gereinigt und konserviert.

„Die Wiedergeburt des demokratischen Deutschlands“

Weiter ging es in die Abgeordnetenlobby. Hier hat die Künstlerin Katharina Sieverding für die unter den Nationalsozialist*innen ermordeten Abgeordneten eine Gedenkstätte gestaltet. Der Raum soll den Abgeordneten als Ruhe- und Rückzugsort dienen. Am Kopfende des Raumes hängt ein fünfteiliges Fotogemälde, dessen rot-gelbes Motiv viele der Besucher*innen an ein Flammenmeer erinnerte. Damit lagen sie nicht falsch, denn das Gemälde zeigt als Hintergrundmotiv den Bereich der Sonnenatmosphäre, die leuchtende Sonnenkorona. Sie weckt Assoziationen auf den Reichstagsbrand im nationalsozialistischen Terror und die anschließende Wiedergeburt des demokratischen Deutschlands als „Phönix aus der Asche“. An die Schicksale der verfolgten und ermordeten Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik erinnern drei Gedenkbücher, die auf Holztischen vor dem Gemälde ausliegen.

Demokratie miterleben

Im Mittelpunkt des Reichtags aber steht der Plenarsaal, den mensch sich ein bisschen wie ein Stadtzentrum vorstellen kann. Er bildet den Kern des Reichstagsgebäudes, um den sich die anderen Räumlichkeiten gruppieren. Mit einer Höhe von 24 Metern reicht er durch das ganze Haus, bis zum Fuß der Glaskuppel auf dem Reichstagsbau und ist von fast allen Stockwerken aus einsehbar. Er bildet das Zentrum der parlamentarischen Demokratie, hier werden wichtige Debatten zu allen gesellschaftspolitischen Themen ausgefochten, hier finden die Beschlüsse zu den einzelnen Anträgen und Gesetzen statt. Auf der Besucherebene über dem Plenarsaal können Besucher*innen Politik hautnah miterleben und den Abgeordneten in den Sitzungswochen bei den Debatten im Plenarsaal über die Schulter schauen. Auch meine Gäste konnten auf den Besuchertribünen Platz nehmen und einen direkten Blick in den Plenarsaal werfen. Damit alle Menschen über die Politik des Bundestages auf dem Laufenden gehalten werden, gibt es im Plenarsaal festmontierte Kameras, die alle Plenardebatten übertragen. Das Parlamentsfernsehen kann als Livestream unter www.bundestag.de verfolgt werden.

Diskussion im SPD-Fraktionssaal

Nach dem beeindruckenden Rundgang gab es für die Teilnehmer*innen auch dieses Mal wieder die Möglichkeit im Fraktionssaal der SPD-Bundestagsfraktion mit mir ins Gespräch zu kommen und mehr über meinen politischen Arbeitsalltag und die Schwerpunkte meiner Arbeit zu erfahren. Vorgestellt wurde der klassische Ablauf einer Sitzungswoche und die Regularien zur Arbeit in den Ausschüssen. Als Mitglied des Gesundheitsausschusses bin ich u.a. Berichterstatterin für die Soziale Pflegeversicherung. Das Gesundheits- und Pflegesystem in Deutschland steht auch aufgrund seiner älter werdenden Gesellschaft vor enormen Herausforderungen. Immer mehr Menschen müssen in Zukunft betreut und pflegerisch versorgt werden. Gute Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung für eine gute Versorgung der Patient*innen. Wir haben in dieser Legislatur viel zur Verbesserung der Pflege geleistet, haben diesbezüglich zahlreiche Gesetze verabschiedet, unter anderem die Pflegestärkungsgesetze I bis III. Auf Nachfrage hin, habe ich damit verbundenen Leistungsverbesserungen für Pflegebedürftige, pflegende Angehörigen und professionell in der Pflege Tätige gerne erläutert.  

Während des Gesprächs stellten mir meine Besucher*innen viele Fragen. Unter anderem wollte ein Tempelhofer wissen, wie sich die Verteilung der Wahlkreise für die Bundestagswahl zusammensetzt. In Deutschland gibt es 299 Wahlkreise. Jeder Wahlkreis soll so zugeschnitten sein, dass er die ungefähr gleiche Anzahl wahlberechtigter Personen umfasst. Ändert sich die Bevölkerungsentwicklung in einzelnen Wahlkreisen in beträchtlichem Maße, müssen diese neu zugeschnitten werden. Da die Bevölkerungsdichte in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ist, unterscheiden sich die Wahlkreise der Abgeordneten flächenmäßig erheblich doch voneinander.

Im Anschluss an die Gesprächsrunde konnten die Besucher*innen noch auf die Kuppel des Reichstagsgebäudes gehen und die Aussicht auf Berlin genießen.

Anmelden zur nächsten Kunst- und Architekturführung am 6. August 2017

Bürger*innen aus meinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg, die Interesse haben sich einmal selbst auf die Spurensuche nach Kunst, Geschichte und Politik in den Bundestagsgebäuden zu begeben, können sich gerne für meine nächste Kunst- und Architekturführung am 6. August 2017 im Reichstag anmelden.