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100jähriges Jubiläum der Kolonie Eschenallee

Es ist mir immer eine Freude, an runden Jubiläen teilzunehmen, die auf ein sehr langes Bestehen hinweisen,  da sich dahinter viel Leben, viel Geschichte verbirgt. Daher danke ich auch sehr für die Einladung, zum 100-jährigen Jubiläum der Kleingartenkolonie Eschenallee ein Grußwort halten zu dürfen. 100 Jahre Kleingartenkolonie Eschenallee bedeutet, dass Menschen vieler Generationen hier das Land beackert haben und jede Ecke der Anlage viel zu berichten hat. Meine Bitte an alle Jubilare, die ggf. auch für das große Jubiläum in der Vereinsgeschichte recherchiert haben: Bitte geben Sie jeweils ein Exemplar ihrer Jubiläumszeitschrift an das Archiv der Museen von Tempelhof-Schöneberg. So erhalten wir unsere Geschichte lebendig. Dem sind sich Kleingärtner bewusst: So wurde ich auf die Zeitschrift „Das grüne Berlin“ des Vereins für die Geschichte Berlins e.V. hingewiesen.

Reinhard Schramm, Mitglied des Geschäftsführendes Vorstandes des 1924 gegründeten Bezirksverbandes der Kleingärtner e.V. Tempelhof gratulierte im Rahmen des Verbandes und brachte gleich zwei Urkunden zur Ehrung mit: eine des Bezirksverbandes und auch eine des Landesverbandes.

Ich bedanke mich für die Führung durch die einzelnen Parzellen, für das Kennenlernen des 500 Meter langen Naturlehrpfad und dem dort errichteten Insektenhotel.

Kleingärtner*innen können feiern! Mir wurde erzählt, dass die Feier mit Tanz noch bis nach Mitternacht ging. 100 Jahre Kolonie Eschenallee wurde also gebührend gegangen. Ich finde dieses wunderbar.

Kleingartenkolonie Eschenallee

Die Kleingartenkolonie Eschenallee liegt auf der Marienhöhe, einer 73 Meter hohen künstlichen Erhebung in Berlin-Tempelhof inmitten des Straßendreiecks Attila-, Arnulf- und Röblingstraße. Das hügelige Gelände gehört zu einer Grundmoräne aus der letzten Eiszeit. Es ist eine Gegend von Berlin, die nicht jeder kennt – und dabei ist es eine wunderschöne Berliner Ecke.

Die Kolonie Eschenallee wurde 1917 – also mitten im ersten Weltkrieg – gegründet. Das bedeutet wahrscheinlich, dass sie nicht auf die Bemühungen des Leipziger Arztes Dr. Schreber zurückzuführen ist, der aus gesundheitlichen und pädagogischen Gründen Kleingärtenanlagen gefordert hatte. Für Schreber war es wichtig, dass die Kinder sich körperlich ertüchtigen konnten – wie damals Sport benannt wurde – und zugleich an Natur herangeführt werden.

Wir alle kennen wahrscheinlich die Bilder von Heinrich Zilles oder die Fotografien von überbelegte Mietskasernen, dunkle Hinterhöfe und wenig Grün, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. In jenen Jahren begannen Arbeiterfamilien damit ungenutzte Flächen in kleine Gärten zu verwandeln. Die Gärten dienten weniger der Entspannung und Freizeitgestaltung, sondern der Selbstversorgung mit Feld- und Gartenfrüchten, um die Existenz der Familie zu sichern.

Die Gründung der Kleingartenkolonie Eschenallee mitten im ersten Weltkrieg mag eine Folge der hungernden Bevölkerung Berlins damals gewesen sein. Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Kleingartenkolonien neben der Deckung des Nahrungsbedarfes noch eine zweite Aufgabe. Berlin war durch den Krieg zerstört und die Lauben dienten vielen Menschen als Unterkunft.

Heute dienen die Kleingartenkolonien vor allem der Erholung und Freizeitgestaltung. Die Bundesumwelt- und Naturschutzministerin Barbara Hendricks hat Ende letzten Jahres die Kleingartenanlagenfolgendermaßen beschrieben: "Kleingärten geben nicht nur Impulse für die grüne Stadtentwicklung. Sie sind zugleich Inseln der Erholung im hektischen Getriebe der Städte und Orte für gemeinschaftliche Arbeiten und Erlebnisse. Somit kommt ihnen auch eine soziale, integrationsfördernde Rolle zu.“ Sie beschreibt damit die neue Rolle, die Kleingartenkolonie in der heutigen Zeit ausfüllen. Sie schaffen Gemeinschaftserlebnisse. Aber auch der Urgedanke von Dr. Schreber kommt heute wieder zum Tragen; das Gärtnern, Pflanzen, Mähen, Umgraben oder auch den Kompost umsetzen verbunden mit viel Bewegung an frischer Luft. Damit erfüllt sich auch die zweite Idee Dr. Schrebers: Das Heranführen der Stadtmenschen an die Natur.

Die künftige Entwicklung der Berliner Kleingärten

Ich verstehe, dass die Kleingärtner*innen unruhig sind, je näher das Jahr 2020 heranrückt. Denn dann endet für die Kolonie Eschenallee der Bestandschutz. Für das Gebiet der Kolonie existiert ein Bebauungsplan mit der Widmung Schule. Ältere erinnern sich auch noch daran, dass 1962 ein Teil der Anlage dem Wohnungsbau der Genossenschaft 1892 weichen musste. Richtig ist aber auch, dass die Stadt Vorhalteflächen für Öffentliche Einrichtungen braucht. Ob diese Vorhalteflächen für öffentliche Infrastruktur dann auch genutzt werden müssen, hängt stark vom Bevölkerungswachstum ab.

Die dauerhafte Sicherstellung von Kleingärten im Stadtgebiet ist erklärtes Ziel des Abgeordnetenhauses und des Senats von Berlin. Dies geschieht über den Kleingartenentwicklungsplan, der regelmäßig aktualisiert wird. Derzeit existieren rund 73.400 Berliner Kleingärten, das sind rund drei Prozent der Berliner Fläche. Beschlossen ist, dass zusätzlich zu den rd. 2.500 ha (83 %) dauerhaft zu erhaltenden Kleingartenflächen für  257 ha (8 %) eine Schutzfrist bis zum Jahr 2020. Die Kolonie Eschenallee mit ihren 57 Kleingärten ist also bis 2020 gesichert. Derzeit gibt es keine Planungen, die Flächen der Kolonie Eschenallee einem anderen Zweck zuzuführen.

In den nächsten Jahren werden fünf Milliarden Euro an Bundesmitteln in Deutschland für Schulsanierungen und -neubau ausgegeben. Das wurde zwischen dem Bund und den Ländern im Rahmen der Debatte, um die Bund-Länder-Finanzbeziehungen festgelegt. Hier in Tempelhof-Schöneberg werden vor allem erst einmal Schulsanierungen und -erweiterungen durchgeführt.