Besuch in der Paulus-Kirchengemeinde Tempelhof
Für Pfarrer Schaar ist sein Auftrag klar: „Mit der Frohen Botschaft in die Öffentlichkeit gehen!“. Dafür beschreitet er mit seiner Gemeinde vielfältige Wege: Straßenfeste, Arbeit mit Geflüchteten, Ausstellungen, Seelsorge und vieles andere. Stephan Schaar bringt für seine Arbeit vielfältige Erfahrung mit. Er war Dorfpfarrer in Brandenburg, unterrichtete Religionsunterricht am Stadtrand von Berlin und arbeitete als Seelsorger in Dahlem.
Der Theologe wirkt nun im Norden des Bezirks Tempelhof. Hier liegt das Gemeindegebiet der Evangelischen Paulus-Kirchengemeinde. Neben Schaar leisten hier zwei Pfarrerinnen ihren pastoralen Dienst für 6.000 Mitglieder. Die Gemeinde gehört zum Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg und damit zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Aus ehemals drei eigenständigen Gemeinden wurde die Paulus-Kirchengemeinde Tempelhof gebildet.
Wie begegnet die Paulus-Gemeinde den Großstadt-Herausforderungen?
Das Leben im Gemeindehaus am Badener Ring 23, Ecke Boelckestraße gab schon eine beeindruckende Antwort: Es ist für viele zum Zentrum ihrer sozialen Aktivitäten geworden. So helfen rund 60 Freiwillige bei „Laib und Seele“ mit Herz und Tat gegen den Hunger und schlechte Versorgung bedürftiger Tempelhofer*innen. Senior*innen sind eingeladen ins „Café für alle“, um „andere Menschen zu treffen, mit ihnen zu sprechen oder ihnen zuzuhören.“ Die Jugend hat eigene Räume zum Chillen oder Feiern. Ein Familienzentrum, ein Kooperationsprojekt der Paulus-Gemeinde und des Diakonischen Werks Tempelhof-Schöneberg, hat 2013 ebenfalls Gemeinderäume bezogen.
Darüber hinaus vermietet die Gemeinde ihre Räume auch für Veranstaltungen Dritter. Ich selber habe hier im Gemeindehaus am 22. September 2015 meine Fraktion vor Ort-Veranstaltung „Sterben in Würde - ethische und rechtliche Aspekte von Sterbebegleitung und Sterbehilfe“. durchgeführt. Die Vermietungen der beiden Säle helfen der Kirchengemeinde, Heizkosten für die Gemeindearbeit zu finanzieren.
An drei Orten lädt die Paulus-Gemeinde zu Gottesdiensten ein: in den Kirchsaal im Margarete-Draeger-Haus in der Götzstraße, in die Christ-König-Kapelle im St. Joseph-Krankenhaus sowie in die Rundkirche auf dem Tempelhofer Feld.
Pfarrer Schaar berichtete von Möglichkeiten und Herausforderungen dieser Großstadtgemeinde mit dem besonderen dörflichen Charakter in der Fliegersiedlung. Ihn treibt die Frage um, wie noch mehr Menschen auch aus den vielen Kulturen in der Nachbarschaft erreicht werden könnten. Gute Zugänge ermöglicht dabei die anerkannte und von Kenner*innen geschätzte Kirchenmusik. „Die Kleine Philharmonie“ sei hier, sagen manche Gemeindeglieder und freuen sich über das Engagement ihrer Kantoren.
„Wir wollen aus den Mauern raus auf die Plätze!“
Pfarrer Schaar strebt noch mehr an: „Wir wollen aus den Mauern raus auf die Plätze!“. Der Geistliche will verstärkt „Menschen miteinander in Kontakt“ bringen, auch den Kontakt zu Politiker*innen möchte er verstärken. Diesem Wunsch konnte ich nun bei meinem Besuch in der Gemeinde schon einmal erfüllen. Es ist sicher nicht mein letzter Besuch in dieser engagierten Gemeinde.