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SPD: 9. November 1938 - Wir bekämpfen den Antisemitismus

 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht 1938 hat die Berliner SPD zu einer landesweiten Putzaktion der in die Bürgersteine eingelassenen aus Messing bestehenden Stolpersteine aufgerufen. Das Ziel: Die Namen der aus den Wohnungen in diesen Häusern deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden lesbar zu halten und so die Schicksale der Opfer sichtbar bleiben zu lassen. Wir Sozialdemokrat*innen bezeugen damit aber auch unseren Kampf gegen jede Form von Antisemitismus. Wir mahnen aktiv, dass faschistische, rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen niemals wieder politische Macht übernehmen dürfen. 
Jens Fischwasser, Co-Vorsitzender der SPD-Abteilung Tempelhof
https://spd-tempelhof.de/
und nominierter Direktwahlkreiskandidat für den Wahlkreis 4 in Tempelhof-Schöneberg und Mechthild Rawert (SPD), Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg sind dieser Aufforderung gerne nachgekommen. „Der Kampf gegen Antisemitismus ist uns ein großes Anliegen. Dass der Antisemitismus längst die Mitte der Gesellschaft erreicht hat, erfüllt uns mit großer Sorge. Wir dürfen als Mehrheitsgesellschaft hierzu auf keinen Fall schweigen“, so Rawert. 
Stolpersteine 
www.stolpersteine-berlin.de
erinnern an das Schicksal von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus dem Holocaust oder der Euthanasie zum Opfer fielen, die vertrieben, enteignet oder politisch verfolgt wurden. Allein in Berlin starben nach den Ausschreitungen weit mehr als 1.300 Menschen, wurden zahlreiche Synagogen und Gebetshäuser schwer beschädigt oder vollständig zerstört. 
Die Lebensleistung vieler Jüdinnen und Juden wirkt auch nach ihrer Ermordung weiter
Die Lebensleistung vieler ermordeter Juden und Jüdinnen prägt auch heute noch vielfach unsere Gegenwart. So zum Beispiel die gesellschaftspolitische Leistung von Erich Kuttner, dessen Stolperstein in der Burgherrenstraße liegt. Er überlebte den Ersten Weltkrieg schwerverwundet und wurde 2017 Mitbegründer des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten und dessen erster Vorsitzender. Der Verband existiert heute unter dem Namen Sozialverband Deutschland (SoVD)
https://www.sovd.de/
 und leistet eine großartige soziale und politische Arbeit. Erich Kuttner war gebürtiger Schöneberger, Sozialdemokrat und Journalist beim „Vorwärts“, war Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion des preußischen Landtages. Seit 1933 wurde er mehrfach festgenommen und schwermisshandelt, er lebte in den Niederlanden im Untergrund bis er dort am 10. April 1942 festgenommen und nach Zwischenstationen in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert wurde. Laut offizieller seiner Ehefrau Frieda Kuttner mitgeteilter Version wurde er am 6. Oktober 1942 auf der Flucht erschossen.
Der 9. November als Feier- und Gedenktag: 1848, 1918, 1923, 1938, 1989
Der 9. November ist ein "Schicksalstag" in der deutschen Geschichte (vgl. zugrundeliegende Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung, aufgerufen am 8.11.2020):
Am 9. November 1848 wurde der Abgeordnete Robert Blum erschossen. Das war der Anfang vom Ende der so genannten Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Ausgehend von den Gedanken der Französischen Revolution kämpften diese Demokraten für eine Verfassung, die den Ausgleich von monarchischer Autorität und Volkssouveränität bringen sollte, sie kämpften für ein geeintes Deutschland, für die vollständige Bauernbefreiung und eine bessere soziale Sicherung der freien Lohnarbeiter. 
Am 9. November 1918, als die Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg schon feststand, wurde der Ruf nach Frieden und der Abdankung des Kaisers lauter. Es kam zu einer Revolutionsbewegung und zahlreichen Streiks. Nach der Verkündung der Abdankung des Kaisers rief der stellvertretende SPD-Vorsitzende Philipp Scheidemann von einem Balkon des Berliner Reichstags die erste deutsche Republik aus – zwei Stunden bevor Karl Liebknecht vom Balkon des Berliner Schlosses die "freie sozialistische Republik Deutschland" ausrief. Die junge Weimarer Republik stand angesichts von Massenarbeitslosigkeit, Kriegsschäden und Reparationsforderungen von Anfang an vor einer Zerreißprobe. Antidemokratische Kräfte erlangten europaweit Aufwind und lieferten den Nährboden für den aufkommenden Nationalsozialismus.
Am 9. November 1923 marschierte Adolf Hitler als Parteiführer der NSDAP zusammen mit General Erich Ludendorff zur Feldherrnhalle in München. Er wollte in einem gewaltsamen Putsch die Regierung in Berlin absetzen und selbst die Macht in einer nationalen Diktatur erringen. Die bayerische Polizei stoppte den Marsch, die NSDAP wurde verboten, Hitler zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zehn Jahre später gelang es ihm, auf legalem Wege an die Macht zu gelangen.
Am 9. November 1938 organisierten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Auf Geheiß der nationalsozialistischen Führungsriege wurden in dieser „Reichspogromnacht“ in ganz Deutschland mindestens 8000 Geschäfte jüdischer Bürger*innen zerstört, mindestens 1200 Synagogen in Brand gesetzt, zahllose Wohnungen wurden geplündert. Rund 100 Jüd*innen wurden erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt. Noch in den Tagen danach wurden im ganzen deutschen Reich etwa 30.000 jüdische Männer verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Die 1935 mit antisemitischer Überzeugung erlassenen Nürnberger Gesetze wurden erneut verschärft, gesetzliche Rechte der jüdischen Bevölkerung noch weiter eingeschränkt.
Am 9. November 1989 fiel „die Mauer“, die Berlin, Deutschland, Europa und die Welt jahrzehntelang teilte. Nach monatelangen Demonstrationen in zahlreichen Städten der DDR und einem zigtausendfachem Exodus der Bürger*innen aus der DDR verkündete DDR-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski auf einer abendlichen Pressekonferenz überraschend die sofortige Öffnung der Mauer: Die neue Reiseregelung für DDR-Bürger*innen trete "sofort" in Kraft. Tausende Ostberliner*innen strömten an die Grenzübergänge, gegen 23.30 Uhr wurde der Übergang an der Bornholmer Straße geöffnet. Der gemeinsame Weg in die deutsche Wiedervereinigung begann.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht 1938 hat die Berliner SPD zu einer landesweiten Putzaktion der in die Bürgersteine eingelassenen aus Messing bestehenden Stolpersteine aufgerufen. Das Ziel: Die Namen der aus den Wohnungen in diesen Häusern deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden lesbar zu halten und so die Schicksale der Opfer sichtbar bleiben zu lassen. Wir Sozialdemokrat*innen bezeugen damit aber auch unseren Kampf gegen jede Form von Antisemitismus. Wir mahnen aktiv, dass faschistische, rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen niemals wieder politische Macht übernehmen dürfen.
Jens Fischwasser, Co-Vorsitzender der SPD-Abteilung Tempelhof und nominierter Direktwahlkreiskandidat für den Wahlkreis 4 in Tempelhof-Schöneberg und Mechthild Rawert (SPD), Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg sind dieser Aufforderung gerne nachgekommen. „Der Kampf gegen Antisemitismus ist uns ein großes Anliegen. Dass der Antisemitismus längst die Mitte der Gesellschaft erreicht hat, erfüllt uns mit großer Sorge. Wir dürfen als Mehrheitsgesellschaft hierzu auf keinen Fall schweigen“, so Rawert.
Stolpersteine erinnern an das Schicksal von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus dem Holocaust oder der Euthanasie zum Opfer fielen, die vertrieben, enteignet oder politisch verfolgt wurden. Allein in Berlin starben nach den Ausschreitungen weit mehr als 1.300 Menschen, wurden zahlreiche Synagogen und Gebetshäuser schwer beschädigt oder vollständig zerstört. 

Die Lebensleistung vieler Jüdinnen und Juden wirkt auch nach ihrer Ermordung weiter

Die Lebensleistung vieler ermordeter Juden und Jüdinnen prägt auchheute noch vielfach unsere Gegenwart. So zum Beispiel die gesellschaftspolitische Leistung von Erich Kuttner, dessen Stolperstein in der Burgherrenstraße liegt. Er überlebte den Ersten Weltkrieg schwerverwundet und wurde 2017 Mitbegründer des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten und dessen erster Vorsitzender. Der Verband existiert heute unter dem Namen Sozialverband Deutschland (SoVD) und leistet eine großartige soziale und politische Arbeit. Erich Kuttner war gebürtiger Schöneberger, Sozialdemokrat und Journalist beim „Vorwärts“, war Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion des preußischen Landtages. Seit 1933 wurde er mehrfach festgenommen und schwermisshandelt, er lebte in den Niederlanden im Untergrund bis er dort am 10. April 1942 festgenommen und nach Zwischenstationen in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert wurde. Laut offizieller, seiner Ehefrau Frieda Kuttner mitgeteilter Version wurde er am 6. Oktober 1942 auf der Flucht erschossen.

Der 9. November als Feier- und Gedenktag: 1848, 1918, 1923, 1938, 1989

Der 9. November ist ein "Schicksalstag" in der deutschen Geschichte (vgl. zugrundeliegende Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung, aufgerufen am 8.11.2020):

  • Am 9. November 1848 wurde der Abgeordnete Robert Blum erschossen. Das war der Anfang vom Ende der so genannten Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Ausgehend von den Gedanken der Französischen Revolution kämpften diese Demokraten für eine Verfassung, die den Ausgleich von monarchischer Autorität und Volkssouveränität bringen sollte, sie kämpften für ein geeintes Deutschland, für die vollständige Bauernbefreiung und eine bessere soziale Sicherung der freien Lohnarbeiter.
  • Am 9. November 1918, als die Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg schon feststand, wurde der Ruf nach Frieden und der Abdankung des Kaisers lauter. Es kam zu einer Revolutionsbewegung und zahlreichen Streiks. Nach der Verkündung der Abdankung des Kaisers rief der stellvertretende SPD-Vorsitzende Philipp Scheidemann von einem Balkon des Berliner Reichstags die erste deutsche Republik aus – zwei Stunden bevor Karl Liebknecht vom Balkon des Berliner Schlosses die "freie sozialistische Republik Deutschland" ausrief. Die junge Weimarer Republik stand angesichts von Massenarbeitslosigkeit, Kriegsschäden und Reparationsforderungen von Anfang an vor einer Zerreißprobe. Antidemokratische Kräfte erlangten europaweit Aufwind und lieferten den Nährboden für den aufkommenden Nationalsozialismus.
  • Am 9. November 1923 marschierte Adolf Hitler als Parteiführer der NSDAP zusammen mit General Erich Ludendorff zur Feldherrnhalle in München. Er wollte in einem gewaltsamen Putsch die Regierung in Berlin absetzen und selbst die Macht in einer nationalen Diktatur erringen. Die bayerische Polizei stoppte den Marsch, die NSDAP wurde verboten, Hitler zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zehn Jahre später gelang es ihm, auf legalem Wege an die Macht zu gelangen.
  • Am 9. November 1938 organisierten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Auf Geheiß dernationalsozialistischen Führungsriege wurden in dieser „Reichspogromnacht“ in ganz Deutschland mindestens 8000 Geschäfte jüdischer Bürger*innen zerstört, mindestens 1200 Synagogen in Brand gesetzt, zahllose Wohnungen wurden geplündert. Rund 100 Jüd*innen wurden erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt. Noch in den Tagen danach wurden im ganzen deutschen Reich etwa 30.000 jüdische Männer verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Die 1935 mit antisemitischer Überzeugung erlassenen Nürnberger Gesetze wurden erneut verschärft, gesetzliche Rechte der jüdischen Bevölkerung noch weiter eingeschränkt.
  • Am 9. November 1989 fiel „die Mauer“, die Berlin, Deutschland, Europa und die Welt jahrzehntelang teilte. Nach monatelangen Demonstrationen in zahlreichen Städten der DDR und einem zigtausendfachem Exodus der Bürger*innen aus der DDR verkündete DDR-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski auf einer abendlichen Pressekonferenz überraschend die sofortige Öffnung der Mauer: Die neue Reiseregelung für DDR-Bürger*innen trete "sofort" in Kraft. Tausende Ostberliner*innen strömten an die Grenzübergänge, gegen 23.30 Uhr wurde der Übergang an der Bornholmer Straße geöffnet. Der gemeinsame Weg in die deutsche Wiedervereinigung begann.


























(Fotos: Mechthild Rawert, MdB)