Wohin können sich Familien, insbesondere auch junge Familien in diesen Coronazeiten wenden? Wo treffen sie andere Familien und wo finden sie Begegnungsmöglichkeiten, wo sie ihre Fragen und Sorgen loswerden können? Diese und andere Fragen hatte ich auf meiner „Mechthild on tour“-Aktion am 3.12.2020 in Lichtenrade. Besucht habe ich daher das Familien- und Nachbarschaftszentrum Lichtenrade in Trägerschaft des Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrums in der UFA-Fabrik e.V. – und habe zahlreiche Antworten erhalten. Nicht erst Corona macht deutlich: Es braucht ein Mehr an sozialer Infrastruktur, es braucht ein Mehr an Angeboten für Menschen mit Migrationsbiografie.
Das Familien- und Nachbarschaftszentrum Lichtenrade ist eine offene Einrichtung für Familien, Eltern und Nachbar*innen. Hier haben die Familien die Möglichkeit, sich z.B. im Baby- und Elterncafé oder dem Sprachtreff für Erwachsene auszutauschen und kennenzulernen. Und die Einrichtung ist offen, wenn auch mit einem reduzierten Angebot als Folge der Corona-Kontaktbeschränkungen. Dass die Hygieneregeln strikt eingehalten werden, kann ich nach meinem Besuch zusammen mit den Teammitgliedern Ursel Grunow und Sarah Friedeberg bezeugen.
Frau Rahel Lührs, Leiterin des Familienzentrums, gab uns einen anschaulichen Einblick in die zahlreichen Aktivitäten der Einrichtung mit ihren Veranstaltungen,Nachbarschaftsprojekten und diversen kostenlosen Beratungsangeboten. Eine meiner Fragen lautete: Familie ist ein Zusammenhalt über die gesamte Lebensspanne. Richten sich die Angebote auch an alle Altersgruppen? Der Fokus der Arbeit liegt auf Förderung von Familien mit Kindern bis zu 18 Jahren im Haushalt, wobei sich der Schwerpunkt Eltern mit Kleinkindern herauskristallisiert hat. Eltern erfahren hier von Hilfsangeboten für die Zeit nach der Geburt eines Kindes, können sich austauschen oder beispielsweise am Kurs: „Erste Hilfe am Kind“ bzw. an einer Rückbildungsgymnastik teilnehmen. Aber die Räumlichkeiten würden auch für Angebote an Senior*innen genutzt, so zum Beispiel die Sicher und Aktiv sein im Alter – Ambulante Sturzprävention oder regelmäßige Internet-Treff für Senior*innen.
Viele der jungen Eltern leiden unter den coronabedingten Restriktionen rund um die Geburt. Einige der Väter durften bei der Geburt nicht dabei sein, andere vermissten in ihren Krankenhäusern feste Ansprechpartner*innen rund um die Geburt. Wir alle wollen, dass Kinder in behüteten und gesunden Lebensverhältnissen aufwachsen, dass Eltern bei Überforderungssituationen geholfen wird und dass eine soziale Sicherheit existiert. Um diesem Ziel näher zu kommen, wurde das nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ für die Zeit der Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die Entwicklungsphase im ersten Lebensjahr nach der Geburt des Kindes erarbeitet. Frauen, die in der Coronazeit ein Kind zur Welt gebracht haben, verweisen nun dezidiert auf Engpässe in den Krankenhäusern. Damit das Ziel der passgenauen Hilfen erreicht wird, muss noch einiges geschehen. Mit dem „Aktionsprogramm für eine sichere und gute Geburt“ wird in Berlin schon sehr viel unternommen. Aber alles Gute kann noch besser werden. Mich freut, wenn sich junge Eltern an Orten wie dem Familienzentrum Lichtenrade dazu austauschen können.
Eine weitere Frage bezog sich darauf, ob alle Lichtenrader*innen die gleichen Zugangschancen haben, um an den Angeboten des Familienzentrums oder auch unseres sozialen und gesundheitlichen Infrastrukturangebotes teilzunehmen. Frau Lührs verwies noch auf zahlreiche Notwendigkeiten, die auch schon in Vor-Coronazeiten existiert haben. Brückenbauen sei sehr wichtig: Für Familien, die Angebote z.B. wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht wahrnehmen (können), setzt das Familienzentrum auf Integrationslots*innen. Das sind muttersprachliche Sprach- und Kulturmittler*innen, die Menschen mit Migrationsbiografie und/oder Fluchterfahrung z.B. bei Behördenkontakten, beim Ausfüllen von Formularen, etc. unterstützen. Den zumeist ehrenamtlich Tätigen gebührt ein großer Dank. Sie tragen wesentlich zur Willkommenskultur und zu lebendigen Nachbarschaften bei.
Corona hat noch einmal deutlich gezeigt: Familien mit noch auszubauenden Sprachkenntnissen sind häufig abgehängt. Da viele im häuslichen Umfeld keine entsprechenden digitalen Endgeräte haben, gibt es auch eine zusätzliche Benachteiligung beim Homeschooling. Es fehlen Deutschkurse mit Kinderbetreuung. Und es fehlen Kita-Plätze sowie Personal, welches eine familienzentrierte Arbeit machen kann.
Nicht nur, weil an diesem 3. Dezember der alljährliche Internationale Tag für Menschen mit Behinderung ist, frage ich auch nach inklusiven Angeboten. Frau Lührs erklärt, dass es derzeit noch keine Angebote des Familien- und Nachbarschaftszentrums Lichtenrade zur gezielten Arbeit mit Familien mit einem behinderten Kind gäbe. Derzeit werde auf die Angebote von MINA - ein Leben in Vielfalt e.V. - Beratungs- und Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige verwiesen.
Gemeinschaftshaus Lichtenrade
Das Familien- und Nachbarschaftszentrum Lichtenrade ist Teil eines Kiezprojektes. Das Gemeinschaftshaus integriert zahlreiche Träger und Angebote: Ein Musikkeller insbesondere für Jugendliche, der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst für Lichtenrade und Marienfelde, eine Seniorenstätte und und und. Es gibt kostenlose Rechtsberatungen u.a. zum Sozial-, Arbeits- und Familienrecht. Die Räumlichkeiten stehen Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Wir brauchen noch viel mehr öffentlichen Räume der Begegnung für alle.
(Fotos: Mechthild Rawert, MdB)
Wohin können sich Familien, insbesondere auch junge Familien in diesen Coronazeiten wenden? Wo treffen sie andere Familien und wo finden sie Begegnungsmöglichkeiten, wo sie ihre Fragen und Sorgen los werden können? Diese und andere Fragen hatte ich auf meiner „Mechthild on tour“-Aktion am 3.12.2020 in Lichtenrade. Besucht habe ich daher das Familien- und Nachbarschaftszentrum Lichtenrade in Trägerschaft des Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der UFA-Fabrik e.V. – und habe zahlreiche Antworten erhalten. Eines wurde erneut deutlich: Nicht erst Corona macht deutlich: Es braucht ein Mehr an sozialer Infrastruktur, es braucht ein mehr an Angeboten für Menschen mit Migrationsbiografie.
Das Familien- und Nachbarschaftszentrum Lichtenrade
https://nusz.de/aktiv-im-stadtteil/familienzentrum-lichtenrade/
ist eine offene Einrichtung für Familien, Eltern und Nachbar*innen. Hier haben die Familien die Möglichkeit, sich z.B. im Baby- und Elterncafé oder dem Sprachtreff für Erwachsene auszutauschen und kennenzulernen. Und die Einrichtung ist offen, wenn auch mit einem reduzierten Angebot als Folge der Corona-Kontaktbeschränkungen. Dass die Hygieneregeln strikt eingehalten werden, kann ich nach meinem Besuch zusammen mit den Teammitgliedern Ursel Grunow und Sarah Friedeberg bezeugen.
Frau Rahel Lührs, Leiterin des Familienzentrums gab uns einen anschaulichen Einblick in die zahlreichen Aktivitäten der Einrichtung mit ihren Veranstaltungen, Nachbarschaftsprojekten und diversen kostenlosen Beratungsangebote.. Eine meiner Fragen lautete: Familie ist ein Zusammenhalt über die gesamte Lebensspanne. Richten sich die Angebote auch an alle Altersangebot? Der Fokus der Arbeit liegt auf Förderung von Familien mit Kindern bis zu 18 Jahren im Haushalt, wobei sich der Schwerpunkt Eltern mit Kleinkindern herauskristallisiert hat. Eltern erfahren hier von Hilfsangeboten für die Zeit nach der Geburt eines Kindes, können sich austauschen oder beispielsweise am Kurs: „Erste Hilfe am Kind“ bzw. an einer Rückbildungsgymnastik teilnehmen. Aber die Räumlichkeiten würden auch für Angebote an Senior*innen genutzt, so zum Beispiel die Sicher und Aktiv sein im Alter – Ambulante Sturzprävention
https://www.aok-bv.de/engagement/stadt_land_gesund/index_22577.html
oder regelmäßige Internet-Treff für Senior*innen.
Viele der jungen Eltern leiden unter den coronabedingten Restriktionen rund um die Geburt. Einige der Väter durften bei der Geburt nicht dabei sein, andere vermissten in ihren Krankenhäusern feste Ansprechpartner*innen rund um die Geburt. Wir alle wollen, dass Kinder in behüteten und gesunden Lebensverhältnissen aufwachsen, dass Eltern bei Überforderungssituationen geholfen wird und dass eine soziale Sicherheit existiert. Um diesem Ziel näher zu kommen, wurde das nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Broschueren/Nationales_Gesundheitsziel_Gesundheit_rund_um_die_Geburt.pdf
für die Zeit der Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die Entwicklungsphase im ersten Lebensjahr nach der Geburt des Kindes erarbeitet. Frauen, die in der Coronazeit ein Kind zu Welt gebracht haben, verweisen nun dezidiert auf Engpässe in den Krankenhäusern. Damit das Ziel der passgenauen Hilfen erreicht wird, muss noch einiges geschehen. Mit dem „Aktionsprogramm für eine sichere und gute Geburt“
https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.902265.php
wird in Berlin schon sehr viel unternommen. Aber alles Gute kann noch besser werden. Mich freut, wenn sich junge Eltern an Orte wie dem Familienzentrum dazu austauschen können.
Eine weitere Frage bezog sich darauf, ob alle Lichtenrader*innen die gleichen Zugangschancen haben, um an den Angeboten des Familienzentrums oder auch unseres sozialen und gesundheitlichen Infrastrukturangebotes teilzunehmen. Frau Lührs verwies noch auf zahlreiche Notwendigkeiten, die auch schon in Vor-Corona-Zeiten existiert haben. Brückenbauen sei sehr wichtig: Für Familien, die Angebote z.B. wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht wahrnehmen (können), setzt das Familienzentrum auf Integrationslots*innen. Das sind muttersprachliche Sprach- und Kulturmittler*innen, die Menschen mit Migrationsbiografie und/oder Fluchterfahrung z.B. bei Behördenkontakten, beim Ausfüllen von Formularen, etc. unterstützen. Den zumeist ehrenamtlich Tätigen gebührt ein großer Dank. Sie tragen wesentlich zur Willkommenskultur und zu lebendigen Nachbarschaften bei.
Corona hat noch einmal deutlich gezeigt: Familien mit noch auszubauenden Sprachkenntnissen sind häufig abgehängt. Da viele im häuslichen Umfeld keine entsprechenden digitalen Endgeräte haben, gibt es auch eine zusätzliche Benachteiligung beim Home-Schooling. Es fehlen Deutschkurse mit Kinderbetreuung. Und es fehlen Kita-Plätze sowie Personal, welches eine familienzentrierte Arbeit machen kann.
Nicht nur, weil an diesem 3.13. der alljährliche Internationale Tag für Menschen mit Behinderung ist, frage ich auch nach inklusiven Angeboten. Frau Lührs erklärt, dass es derzeit noch keine Angebote des Familien- und Nachbarschaftszentrums Lichtenrade zur gezielten Arbeit mit Familien mit einem behinderten Kind gäbe. Derzeit werde auf die Angebote von MINA - ein Leben in Vielfalt e.V. - Beratungs- und Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige
http://mina-berlin.eu/
verwiesen.
Gemeinschaftshaus Lichtenrade
Das Familien- und Nachbarschaftszentrum Lichtenrade ist Teil eines Kiezprojektes. Im Gemeinschaftshaus befinden sich zahlreiche Träger und Angebote: ein Musikkeller insbesondere für Jugendliche, der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst für Lichtenrade und Marienfelde, eine Seniorenstätte und und und. Es gibt kostenlose Rechtsberatungen u.a. zum Sozial-, Arbeits- und Familienrecht. Die Räumlichkeiten stehen Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Wir brauchen noch viel mehr öffentlichen Räume der Begegnung für alle.