Ruhig ist es in den gemütlich eingerichteten Räumen des AHA. Und man sieht sofort, worum es hier geht - Kontakt und Kultur, davon zeugen nicht nur die reichhaltige Anzahl an Gesellschaftsspielen, die gut ausgestattete Theke und die große Bühne rechts vom Eingang. Überall zeigen sich Zeugen der queeren Kultur, Bilder und Regenbogenflaggen. Aber ins Auge fällt sofort - hier regiert jetzt auch die Berliner SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Plexiglaswände und Desinfektionsmittel auf der Theke und Erfassungsbögen für die Kontaktverfolgung auf jedem Tisch.
Ruhig ist es in den gemütlich eingerichteten Räumen des AHA. Und man sieht sofort, worum es hier geht - Kontakt und Kultur, davon zeugen nicht nur die reichhaltige Anzahl an Gesellschaftsspielen, die gut ausgestattete Theke und die große Bühne rechts vom Eingang. Überall zeigen sich Zeugen der queeren Kultur, Bilder und Regenbogenflaggen. Aber ins Auge fällt sofort - hier regiert jetzt auch die Berliner SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Plexiglaswände und Desinfektionsmittel auf der Theke und Erfassungsbögen für die Kontaktverfolgung auf jedem Tisch.Ich bin mit meiner Kollegin Melanie Kühnemann-Grunow, SPD-Abgeordnete für Lichtenrade im Berliner Abgeordnetenhaus und Jan-Pierre Richter, Co-Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der SPD für Akzeptanz und Gleichstellung Tempelhof-Schöneberg, kurz SPDqueer Tempelberg, und Mitarbeiter*innen von uns am 21.10.2020 hier zu Gast. Begrüßt werden wir von drei Mitgliedern des Vorstands des AHA-Berlin e. Vs: Sebastian, Hendrik und Carsten genannt Catherine, die uns sofort nach unseren Lieblingsgetränken fragen. Nach einer Vorstellungsrunde stellen uns die drei ihre Einrichtung vor.
Der AHA-Berlin e.V.
Den AHA gibt es schön seit 1974. Damals in West-Berlin hatte sich zunächst 1971 die Homosexuelle Aktion West-Berlin (HAW) gegründet – davon spaltete sich die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft nach politischen Differenzen ab. Nach mehreren Umzügen durch Charlottenburg und Kreuzberg sitzt der Verein jetzt in der Monumentenstraße in Schöneberg und damit in meinem Wahlkreis.
Die etwa 100 Mitglieder des Vereins, insbesondere natürlich der Vorstand und noch weitere Aktive im näheren Umfeld, bemühen sich mit viel Herzblut einer möglichst breiten Gruppe der queeren Berliner*innen Raum zu bieten. Sie sollen ihre Bedürfnisse und Ideen in einem freundlichen, kooperativen, herzlichen und vor allem geschützten Raum umsetzen können - auch außerhalb der kommerziellen queeren Szene oder festen öffentlichen Träger. Um dabei möglichst eigenständig, kreativ und flexibel bleiben zu können, verzichtet der AHA weitestgehend auf öffentliche Förderung und finanziert sich größtenteils selbst.
Welche Folgen hat Corona für die Arbeit im AHA-Berlin?
Und so kommen wir zum Kern meines Besuches: Welche Folgen hat Corona für diese wichtige Institution in der queeren Szene Berlins - mensch kann nur von verheerendsprechen. Dabei ist die Arbeit von Selbsthilfegruppen und -vereinen so wichtig für unsere vielfältige Gesellschaft. Zwar hat sich unsere Gesellschaft stärker alternativen Lebenswegen geöffnet, kaum eine Fernsehserie kommt ohne schwule, lesbische oder andere queere Charaktere aus, aber im unmittelbaren Alltag ist es doch für queere Menschen oft schwer. Die Vielfalt wird zwar allgemein eher akzeptiert – aber im unmittelbaren Umfeld ist der Wunsch nach „normalen“ Kindern oder Mitmenschen größer als oft wünschenswert. Eigenschaften, die vom eigenen Lebensbild abweichen, werden für die Ausgrenzung anderer genutzt. So ist zum Beispiel „Sag mal bist du schwul?“ auf vielen Pausenhöfen eine gebräuchliche Beleidigung.
Hier helfen Einrichtungen der Selbsthilfe den Menschen aus der Isolation herauszukommen und sich zu einem selbstbewussten Individuum zu entwickeln. Sie können im geschützten Umfeld die eigenen Bedürfnisse verwirklichen, sich mit anderen Menschen austauschen und gemeinsam ein erfüllteres Leben leben. Allen im AHA ist besonders wichtig, dass niemand vorschreibt, wie das zu passieren hat und dass die Angebote möglichst niederschwellig sind. Kommerzielle Angebote füllen eine gewisse Lücke, aber hier ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unabdingbar – und dazu sind viele der nicht so finanzstarken Besucher*innen des AHA nicht in der Lage.
Der AHA finanziert sich neben Spenden über Einnahmen aus Eintrittsgeldern, dem Verkauf von Getränken und der Vermietung der Räumlichkeiten auch für private Projekte. Selbstverständlich sind die Preise deutlich niedriger, die Arbeit wird ja ehrenamtlich geleistet und niemand schöpft Gewinne ab. Und damit wird die Misere der Coronazeit klar: Viele Veranstaltungen fallen aus, die Zahl derjenigen, die an den noch möglichen Veranstaltungen teilnehmen können/dürfen, ist stark begrenzt. Kein Unterschied zu Bars, Clubs und Bühnen, über deren Situation ich mich am selben Tag informierte.
Mittlerweile ist die Finanzlücke immens, viele Förderungen greifen nicht, gesprochen wird über vierstellige Verluste pro Monat. Insbesondere die ungeminderte Gewerbemiete gefährdet die Existenz. Über digitale Angebote zumindest einige Einnahmen zu generieren, sind eher weniger erfolgreich. Im Sommer nahm das Interesse nach einer ersten Neugierdephase rasch ab. Die Möglichkeit, Angebote digital anzubieten, gab es nur deshalb, weil großzügige private Spenden die technische Ausstattung finanzierbar machten. Die monatlichen Einnahmen sind auf 10 - 20 Prozent der Vorkrisenhöhe gefallen.
Normalerweise werden die notwendigen Haupteinnahmen für die erst vor drei Jahren um 30 Prozent erhöhten monatlichen Miete auf drei jährlichen Festen akquiriert: das sommerliche Terrassenfest und die Silvesterparty hier im Hause sowie durch die Teilnahme am Lesbisch-Schwulen Stadtfest im Regenbogenkiez. Alles ist dieses Jahr nicht möglich. Ebenfalls nicht durchgeführt werden kann die AHA-Erotikparty, eine gemütliche Safer-Sex-Party abseits der kommerziellen Angebote. Der neuerliche „Lockdown light“ verschärft die Situation weiter.
Wünsche an die Landes- und die Bundespolitikerin
Wir Besucher*innen spüren das intensive Engagement unserer Gastgeber und die aufrichtige Sorge um den Erhalt dieser wichtigen Einrichtung. Forderungen, die uns mitgegeben werden, sind:
- Das Ehrenamt darf nicht vergessen werden. Bei den sogenannten Corona-Hilfen darf dieser gesamte Bereich nicht ausgespart bleiben - auch hier laufen die Kosten weiter.
- Die Gewerbemieten müssen finanzierbar bleiben.
- Coronamaßnahmen müssen hinsichtlich der Auswirkungen auf alle Menschen in unserer vielfältigen Gesellschaft durchdacht werden, „heteronormative“ Konzepte passen in der queeren Szene oft nicht.
- Allgemein sollten Maßnahmen stringenter und besser erklärt werden.
- Die Zeit nach der Krise ist schon jetzt zu planen und dazu gehört auch eine Antwort auf die Frage, wie Menschen aus der Isolation wieder herausgeholt werden können.
Melanie und ich nehmen diese Forderungen gerne mit in unsere Verantwortungsbereiche. Wir werden Unterstützungsangebote für diesen wichtigen Bereich unserer Gesellschaft prüfen. Das gilt natürlich nicht nur für die queere Szene. Wir wollen schließlich die Vielfalt in unserer liebenswerten Stadt erhalten.
Unsere gelebte Demokratie braucht auch Ihr Engagement – wenn Sie helfen wollen, dass der AHA überlebt, können Sie auch spenden.