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Westpazifische Grauwale - Energiehunger gefährdet die letzten ihrer Art

Seit ergiebige Erdöl- und Gasvorkommen vor Sachalin, einer Pazifikinsel im russischen fernen Osten, große Konzerne locken, ist das Refugium der vom Aussterben bedrohten Westpazifischen Grauwale in Gefahr. Vermutlich leben nur noch etwa 100 Tiere dieser Grauwal- Unterart, davon weniger als 30 fortpflanzungsfähige Weibchen. Doch ihr Lebensraum im ochotskischen Meer ist in Gefahr. Konzerne wie Shell, Exxon und BP sowie ihre russischen Partnerunternehmen wie Sakhalin Energy beuten schon heute die reichhaltigen Öl- und Gasvorkommen vor Sachalin aus. Jetzt stehen der Bau weiterer Bohrinseln und einer Unterwasser- Pipeline bevor.

Projekt „Sakhalin II“ - Weltweit größtes Öl- und Gasförderprojekt
Bereits seit 1999 fördert Shell mit ihrem Projekt „Sakhalin I“ Öl im ochotskischen Meer während der Sommermonate. Um dieses sehr bedeutende Öl- und Gasvorkommen im ochotskischen Meer vor Sachalin weiter auszubeuten, beabsichtigen Shell (55 %) sowie die japanischen Konzerne Mitsui (25 %) und Mitsubishi (20 %) durch ihre Tochterfirma „Sakhalin Energy Investment Company“ den Bau weiterer Ölplattformen. Das Projekt „Sakhalin II“ umfasst insgesamt drei Offshore- Bohrplattformen, Offshore- und Onshore- Pipelines, Verladeeinrichtungen und Terminals. Öl und Gas sollen in 800 km langen Pipelines vom Norden in den Süden der Insel transportiert und in der Aniwa- Bucht, die fast das ganze Jahr eisfrei bleibt, verschifft werden. Mit der Produktion sollen insbesondere Japan, China und Korea versorgt werden. Der russische Konzern Gasprom plant ebenfalls eine Beteiligung.

Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von ca. 21,3 Mrd. US$. Davon sollen ca. 11,5 Mrd. US$ durch Eigenkapital, 3 Mrd. US$ durch den „operating cash flow“ und 6,7 Mrd. US$ durch Kredite finanziert werden. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) prüft, ob sie mit einem direkten Kredit in Höhe von 400 Mio. $ die Konsortialführerschaft für ein umfangreiches Darlehen für das Projekt (Höhe noch offen) übernimmt. Neben der EBWE sollen Exportversicherer und private Geschäftsbanken aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Japan zur Finanzierung beitragen. Die EBWE gilt als die Bank, die am sorgfältigsten die Risiken des Projektes für die Umwelt abwägt. Deshalb wird ihre Entscheidung über eine Beteiligung an der Finanzierung nicht nur von den NGOs, sondern auch von den anderen Banken aufmerksam verfolgt, die sich von einer Beteiligung der EBWE eine Legitimierung ihres eigenen Engagements erhoffen. Shell hat unabhängig von der Entscheidung der EBWE bereits mit der Verwirklichung des Projektes begonnen. Der erste Sockel einer Ölplattform wurde fertig gestellt.

Vertreibung durch Lärm
Die Öl- und Gasförderung bringt empfindliche Störungen für die Wale. Dies belegen Messungen russischer und amerikanischer Walforscher. Nach Messungen des WWF im Sommer 2005 während der Konstruktionsarbeiten der zweiten Plattform überstieg der Lärmpegel die von Shell selbst festgelegten Grenzwerte und erreichte über 130 Dezibel. Die Schmerzgrenze des menschlichen Gehörs liegt etwa bei diesem Wert und entspricht der Lautstärke eines Presslufthammers. Nachweislich änderte sich das Verhalten der Wale, die sich per Schallwellen orientieren und kommunizieren und äußerst sensibel auf Lärmbelastung reagieren in den Gewässern in der Nähe des Plattformbaus. Sie hielten sich während der Konstruktionsphase signifikant weniger in dieser Region auf, obwohl hier ihre Nahrungsgründe liegen.