Pflege ist ein Thema, das die meisten von uns berührt. Während die einen darüber nachdenken, wie sie selbst im Alter leben wollen, pflegen andere mit großem Engagement ihre Angehörigen oder FreundInnen zu Hause. Viele ältere Menschen haben ihren Lebensmittelpunkt längst in eine Senioreneinrichtung verlegt. Unbestritten ist: In einer stationären Einrichtung muss Qualität ebenso gewährleistet sein wie in der ambulanten Pflege. Wir SozialdemokratInnen haben deshalb mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, das seit 1. Juli 2008 in Kraft ist, die externe Qualitätssicherung ausgebaut. Wir haben auch für mehr Transparenz und VerbraucherInnenschutz gesorgt.
Übersehen werden darf aber nicht, dass schon heute tausende Beschäftigte in Senioren- und Pflegeheimen hervorragende Arbeit leisten und den BewohnerInnen ein Altern in Würde ermöglichen – so auch im Evangelischen Seniorenheim Albestraße, das ich neben anderen Pflegeeinrichtungen in privater bzw. städtischer Trägerschaft, der Arbeiterwohlfahrt und der kirchlichen Wohlfahrtsverbände im Rahmen meiner Sommertour2008 besucht habe.
Selbst bestimmt und in Würde altern
Mein Eindruck nach dem mehrstündigen Rundgang durch das Evangelische Seniorenheim Albestraße und nach Gesprächen mit Mitgliedern des Heimbeirates (alle weit über 80 Jahre) sowie der Heim- und Pflegedienstleitung: Hier stehen die Achtung und Akzeptanz der individuellen Situation, die Lebensqualität der 108 BewohnerInnen im Vordergrund. So wohnen die SeniorInnen beispielsweise in Wohnbereichen, die ihrem jeweiligen Gesundheits- und Allgemeinzustand sowie ihren persönlichen Bedürfnissen gerecht werden. Schon die Bezeichnungen dieser sog. Lebenswelten verraten viel über das Pflegeselbstverständnis der Einrichtung: Individualität erhalten, Fördern/Aktivieren, Freiraum lassen, Begleiten, Wohlfühlen.
Darüber hinaus zeichnet sich das Seniorenheim durch sein Bezugspflegesystem aus, d.h. es gibt immer eine erstzuständige Bezugspflegefachkraft und eine Pflegeassistentin als geregelte Stellvertreterin. Dieses Bezugspflegeteam ist in besonderer Weise nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner da, sondern auch für deren Angehörige. Der daraus resultierende engere Kontakt stärkt das Vertrauen und hilft darüber hinaus, noch mehr über die BewohnerInnen zu erfahren.
Im Rahmen der eigenen internen Qualitätsüberprüfung führt die Einrichtung seit längerem unter den Angehörigen sowie den BewohnerInnen eine Umfrage zur Zufriedenheit bzw. zum Änderungsbedarf durch. Der scheint so groß nicht zu sein, würden doch nach der jüngsten Befragung 76 Angehörige/ BewohnerInnen das Heim weiterempfehlen, drei nur eingeschränkt. Keine/r der Befragten gab an, es auf keinen Fall weiterempfehlen zu können. Die gute Integration des Seniorenheims in den Friedenauer Kiez zeigt sich auch in der hohen Belegungsquote von 98 Prozent. Empfehlungen erfolgen größtenteils durch Mund-zu-Mund-Bewerbung, entweder durch Angehörige oder durch die Bewohnerinnen und Bewohner selbst.
Ich wünsche mir viele solcher Einrichtungen, in denen ein Altern in Würde nicht nur möglich gemacht wird, sondern oberste Prämisse ist.
Beitrag von Mechthild Rawert für den Friedenauer Boten, Ausgabe November 2008