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Gute Schulen für Berlin

Der erste Schultag! Ihre Tochter, Ihr Sohn ist groß geworden und geht nun in die Schule. Ich gratuliere Ihnen dazu herzlich. Für viele Familien beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Ihr Kind geht einen Riesenschritt in Richtung Selbständigkeit, Eltern müssen zunehmend lernen, loszulassen. Der Alltag ändert sich.

Dieses Schuljahr startet die Reform der Schulstruktur in Berlin. Diese Reform war überfällig. Das bisherige Schulsystem schaffte es immer weniger, allen SchülerInnen vergleichbar faire und gute Lernchancen zu bieten. Allzu oft bestimmte die soziale Herkunft über den Schulerfolg der Kinder. Vor allem die Hauptschule geriet deswegen in die Kritik. Gute Schulen orientieren sich an den vielfältigen Lebenswirklichkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler. Die Schulreform ist eine Antwort auf die damit verbundenen Herausforderungen.

Gemeinsam länger lernen

Ab dem neuen Schuljahr wird es nach der Grundschule nur noch zwei Schultypen geben: das Gymnasium und die neue Sekundarschule. Haupt-, Real- und Gesamtschulen werden zur Integrierten Sekundarschule zusammengefasst. Das Gymnasium bleibt in seiner bisherigen Form bestehen.

An den Sekundarschulen lernen die SchülerInnen ab der siebten Klasse gemeinsam. Sie erhalten eine Förderung, die auf ihre jeweiligen individuellen Stärken und Interessen ausgerichtet ist. Die Klassenstärke wird maximal 25 SchülerInnen betragen.

Die neuen Sekundarschulen werden zu Ganztagsschulen. Das heißt, den SchülerInnen wird ein Mittagessen angeboten. Sie werden bis 16 Uhr betreut, ohne dass den Eltern Kosten entstehen. An den Sekundarschulen können alle Bildungsabschlüsse bis zum Abitur erzielt werden. Dabei können die Jugendlichen wählen, ob sie nach 12 oder 13 Jahren das Abitur ablegen wollen. Zusätzlich wird das praxisorientierte „Duale Lernen“ angeboten, wo die SchülerInnen auf eine spätere Berufsausbildung vorbereitet werden.

Das längere gemeinsame Lernen sowie die Praxisklassen sollen allen SchülerInnen eine berufliche Perspektive geben. Daher erhält die Reform Beifall von vielen Seiten. Die Gewerkschaften loben das längere gemeinsame Lernen. Die Berliner Wirtschaft will die Schulen bei der Ausgestaltung des Dualen Lernen unterstützen. Angesichts des drohenden Mangels an qualifizierten Fachkräften können wir auf keine Talente verzichten.

Mehr Chancen für alle

Ich danke den LehrerInnen und ErzieherInnen dafür, dass sie die Umstrukturierung unseres Schulsystems engagiert mitgestalten. Diese Motivation ist eine ebenso wichtige Erfolgsvoraussetzung wie vielfältige Kursangebote und ausgewogen zusammengesetzte Klassen. Eltern wollen völlig zu Recht das Beste für ihr Kind. Die Schulreform ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Weitere Schritte müssen folgen. Zum Beispiel die schrittweise Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention: Auch Kinder mit Behinderungen brauchen den gleichberechtigten Zugang zu Grundschulen, Sekundarschulen, Gymnasien und Berufsschulen. Ab Herbst wird das Parlament darüber debattieren.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Start ins neue Schuljahr,

Ihre

Mechthild Rawert

Kolumne von Mechthild Rawert im Tempelhofer Journal, Ausgabe Juli/August 2010