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Reise nach Nahost: Israel, Westbank und Gaza

Der „rote Faden“, der während meiner zahlreichen Gespräche mit jüdischen und arabischen Israelis, mit PalästinenserInnen, von Isaac Herzog, Minister of Welfare and Social Services und einer der vier KandidatInnen für den Vorsitz der dramatisch geschrumpften Labor Partei bis hin zu jungen GemeinwesenarbeiterInnen, hat mich schockiert: Eine Hoffnung, eine Vision für Frieden scheint es – zumindest augenblicklich – nicht zu geben. Zu den gravierenden ungelösten politischen Konflikten kommen weitere Konflikte, die u.a. in der massiven Spaltung der Gesellschaft liegen. Die angesehene Tageszeitung Haaretz schrieb am 31. Oktober „South Africa is already here“.

Mauer und Checkpoints

Wenn sich Maria und Josef heute auf den Weg nach Bethlehem machen würden, würden sie ganz genau genommen an den israelischen Militärverordnungen scheitern, die es Jüdinnen und Juden verbieten, „hinter die Mauer“, in jene Gebiete zu gelangen, die früher, nach dem Beginn des Osloer Friedensprozesses einmal als Zone ‚A‘ unter palästinensischer Autorität den Kern eines zukünftiges Staates Palästina hätten bilden sollen. Diesmal also würden sie nicht wegen der ungastlichen Wirte obdachlos sein, sie kämen gar nicht bis nach Bethlehem hinein. Und diesmal stünden ihnen auch die Hirtenfelder nicht mehr offen, um nach einer Höhle zu suchen oder einem Stall: Alles liegt hinter der Mauer. Maria wäre übrigens nicht die erste Frau, die an einem Checkpoint niederkäme. Was würden die Engel auf dem Felde verkünden, wenn sie in dieser Situation Frieden verheißen sollen, Friede „den Menschen guten Willens“?

Sicherheit der einen geht nicht ohne Würde und Freiheit der anderen

Das „Heilige Land“ ist vor lauter Sicherheitsdenken erstarrt. Die einen wollen Sicherheit, die anderen Würde und Freiheit, beides ehrenwerte Motive und Ziele. Mir als Besucherin scheint es mit Händen greif-bar zu sein, dass des Einen Sicherheit nicht ohne die Freiheit des Anderen verwirklicht werden kann. Viele lange ergebnislose Friedensprozesse sind in den beiden Gesellschaften auf völlig unterschiedliche Interpretationen gestoßen: Für die einen gibt es seit der Intifada II keinen Partner für den Frieden mehr, für die anderen gab es genug vom Prozess und zu wenig von Frieden und zukunftsfähigem Ergebnis.

Was können wir tun?

Können wir aus Deutschland mehr tun als beobachten? Mehr als bezahlen? Müssen wir vielleicht mehr tun für eine Region vor unserer Haustür, deren Probleme auch uns direkt betreffen können? Dabei geht es in erster Linie nicht um unsere Sicherheit, nicht um unser Bedürfnis nach Versöhnung mit der eigenen Geschichte sondern darum, dass Menschen vor Ort eine Perspektive für Gerechtigkeit und für eine gemeinsame Zukunft ohne Gewalt haben.

 

Lesen Sie hierzu auch den Artikel: Gesundheit, Integration, Zukunft - auch im Nahen Osten