Hauptmenü

Organspende bleibt lebenswichtig

"Richtig. Wichtig. Lebenswichtig!" lautete das Motto des diesjährigen, bundesweiten Tages der Organspende. Trauriger Fakt ist, dass in Deutschland jeden Tag drei Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten haben.

Bereits zwei Mal habe ich mich aus familiären Gründen mit dem Thema Organspende befasst und in diesen Zusammenhängen mit vielen Menschen gesprochen. Immer wieder bin ich auf Zustimmung gestoßen, dass sich die Spendenbereitschaft erhöhen muss. Demgegenüber steht aber: Mehr als 12.000 Kinder, Frauen und Männer warten jährlich dringend auf ein Spenderorgan. Die Spendenquote liegt in Deutschland bei knapp 16 Organspender/innen pro eine Million Einwohner/innen und ist damit international unterdurchschnittlich. Zwei Drittel der Deutschen sagen zwar „Ja“ zur Organspende, aber nur rund 25 Prozent besitzen tatsächlich einen Organspenderausweis.

Die Spendenbereitschaft muss steigen
Ich trete deshalb dafür ein, dass jede Bürgerin, jeder Bürger sich in ihrem bzw. seinem Leben mindestens einmal aktiv mit der Frage beschäftigen muss: Bin ich bereit, nach meinem Tode meine Organe zu spenden? Ja oder nein? Jeder und jede sollte diese Entscheidung selbst treffen und nicht anderen überlassen. Eine Abfrage zur eigenen Haltung kann z.B. bei der Ausstellung des Personalausweises oder der Krankenversichertenkarte erfolgen.

Debatte im Deutschen Bundestag
Ich bin froh, dass sich der Deutsche Bundestag aktuell intensiv mit dem Thema Organspende und den Änderungen des Transplantationsgesetzes beschäftigt. Da es sich bei dieser Entscheidung um eine ethische Frage und somit um eine Gewissensentscheidung handelt, wird im Bundestag über fraktionsübergreifende Gruppenanträge entschieden werden.
Wir haben im Juni in zwei öffentliche Anhörungen jeweils mehrere Stunden mit Sachverständigen umfassend über das Thema Organspende diskutiert.

Am 8. Juni wurden die geplanten Änderungen des Transplantationsgesetzes debattiert. Auf große Zustimmung bei der Ärzteschaft und Patientenverbänden stieß der Vorschlag, dass alle Kliniken, die Organe entnehmen, Transplantationsbeauftragten einsetzen sollen.
Am 29. Juni 2011 stand die Frage „Wie erhöhen wir die Spendenbereitschaft?“ im Mittelpunkt. Prof. Nagel, Transplantationsmediziner und Mitglied des Deutschen Ethikrates, brachte es auf den Punkt: Keine Entscheidung zur Organspende bedeutet eine Entscheidung gegen die Organspende. Die Mehrzahl der Expert/innen war der Ansicht, dass eine Pflicht zur Erklärung Vorrang vor dem Recht auf Selbstbestimmung und dem Recht auf Nichtentscheidung hat. Und: wer sich nicht selbst entscheidet, bürdet diese Entscheidung zum einen den eigenen Angehörigen auf – zum anderen aber auch den potentiellen Empfänger/innen, deren Gesundheit bzw. Leben von der Entscheidung abhängen.
Für mich ist klar: Organspende rettet Leben und ist ein Zeichen gelebter Solidarität.


Wer einen Organspendeausweis ausfüllt und mit sich trägt, sagt „Ja“ zum Leben seiner Mitmenschen.

Kolumne von Mechthild Rawert im Tempelhofer Journal, Ausgabe Juli/August