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Gleiches Recht auf Chancen: Gesundheit für alle

Zwei Jahre haben WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen, GewerkschaftlerInnen und SozialdemokratInnen in zahlreichen Workshops an der zentralen Frage gearbeitet: Wie kann das Gesundheitswesen so weiterentwickelt werden, dass Gerechtigkeitslücken geschlossen werden und für die Zukunft gilt: Gleichberechtigter Zugang zu Gesundheit und Lebensqualität für alle? Die Grundlagen des Konzeptes und die damit verbundenen neuen Leitbilder wurden am 27.10. auf der sehr gut besuchten gemeinsamen Fachtagung „Soziale Gesundheitswirtschaft - Von der Anbieter- zur Patientenorientierung“ der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Vereinten Dienstleistungsgesellschaft ver.di in Berlin vorgestellt.

Wir vertreten die Meinung: Wir wollen eine Soziale Gesundheitswirtschaft. Das Ziel unseres Konzeptes ist es, die derzeit dominierende Anbieterorientierung durch eine konsequente PatientInnenorientierung abzulösen. Dieser Paradigmenwechsel bedeutet: Im Zentrum konzeptioneller Überlegungen müssen die Bedarfe der Bevölkerung an medizinischen und nicht-medizinischen Leistungen stehen. Zu diesen Leistungen müssen alle gleichberechtigt Zugang haben. Dies macht das "Soziale" und damit den Kern unseres Konzept aus und unterscheidet es von allen anderen Ansätzen zur Zukunft des Gesundheitswesens. Die stärkste Nachfrage wird vorrangig im Bereich Pflege entstehen.

Strategien für die Gestaltung von Arbeit und Qualifikationen in Gesundheitsberufen

In dem von mir moderierten Panel „Gute Arbeit und Qualifizierung in der sozialen Gesundheitswirtschaft“ forderte Manuela Evans, Mitarbeiterin des Instituts Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, eine neue Humanzentrierung und einen erweiterten „Nutzer“begriff, dessen Grundlagen die gesundheitlichen Bedürfnisse und Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger sind. Ausgehend von diesem neuen Versorgungsansatz ergäben sich folgende Strategieansätze für die Gestaltung von Arbeit und Qualifikation u.a.:

  1. Förderung des Zugangs auch für neue, bisher unterrepräsentierte Zielgruppen, Sicherung der Durchlässigkeit der Qualifizierungswege.
  2. Zügige Reformen der Aus-, Fort und Weiterbildung.
  3. Mit der Zunahme von neuen Berufen im Gesundheitswesen ständen die Arbeitgeber vor zunehmenden Herausforderungen für einen qualifikationsgerechten Arbeitseinsatz und vor allem eine nachhaltige Beschäftigungsperspektive.
  4. Im Zusammenhang von Arbeit, Organisation, Qualifikation und Technikeinsatz müssen neue Gestaltungsoptionen gesucht werden, um einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten als auch für die Beschäftigten zu generieren.
  5. Die Betriebe, Krankenhäuser, ambulante Dienste, Reha-Einrichtungen, etc. müssen innovationsorientierte Personalentwicklungskonzepte und-instrumente entwickeln. Es brauche Antworten auf lebensphasenspezifische, geschlechts- und kulturspezifische Herausforderungen der individuellen Berufsbiographien.

Im Mittelpunkt der anschließenden Kommentare von Doris Bartelmes, Abteilungsleiterin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Landes Rheinland Pfalz, und Gerd Dielmann, Bereichsleiter Gesundheitsberufe im ver.di-Bundesvorstand, standen auch Antworten auf von mir gestellte Fragen nach:

Neuregelungen hinsichtlich des Zugangs zu den pflegerischen und gesundheitlichen Berufen, die Bedeutung von Delegation/Substitution zwischen den Berufen, der Gebührenfreiheit von Ausbildung, nach der Neugestaltung der Ausbildungsfinanzierung u.a. durch einen Ausbildungs- bzw. Umlagefonds.

Während der zweijährigen Projektdauer sind vielfältige von der FES veröffentlichte Expertisen erstellt worden. Das grundlegende Konzept ist in der von Josef Hilbert, Birgit Mickley und Michaela Evans erstellten Expertise "Soziale Gesundheitswirtschaft - Mehr Gesundheit, gute Arbeit, qualitatives Wachstum" (Oktober 2011) zusammengefasst. Ohne die Beschäftigten, die heimlichen Heldinnen und Helden in der Gesundheitswirtschaft, ist ein Wandel zur „Sozialen Gesundheitswirtschaft“ nicht möglich.

Antworten auf die Frage, was zu tun ist, damit sich die ökonomischen Potentiale im Einklang mit dem Interesse der BürgerInnen und der PatientInnen an guter Versorgung und dem Interesse der Beschäftigten an „Guter Arbeit“ - entwickeln können, sind veröffentlicht in der Expertise „Arbeit und Qualifizierung in der Sozialen Gesundheitswirtschaft - Von heimlichen Helden und blinden Flecken“ (September 2011).

(Gerd Dielmann, Doris Bartelmes, Mechthild Rawert, Michaela Evans, v.l.n.r.)