Anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut erklärt Mechthild Rawert, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages:
Wer lange keine Arbeit hat, über ein geringes Einkommen verfügt oder als Flüchtling in Deutschland lebt, ist häufiger krank. Die Gründe liegen in einer erheblichen gesundheitlichen Unterversorgung. Massiv eingeschränkt sind auch die Chancen für Bildung, zur Entwicklung eigener Talente und auf gesellschaftliche Teilhabe. Die Folgen sind überproportional viele Herzinfarkte und Schlaganfälle oder Diabetes. Auch psychische Erkrankungen treten häufiger auf. Wer sich täglich Sorgen um die eigene und um die Existenz der Familie machen muss, ist psychisch enorm belastet.
Das Armutsrisiko ist gestiegen: 15% der Menschen in Deutschland sind von Armut bedroht. Das beweist der Entwurf für den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Wir wissen auch: Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei Frauen mit Armutsrisiko um acht Jahre unter der von Frauen mit hohem Einkommen. Bei Männern sind es sogar elf Jahre, bei Wohnungslosen bis zu 30 Jahre Unterschied.
Die Verbesserung der Gesundheit von Menschen in schwierigen sozialen Lebenslagen gehört in den Mittelpunkt einer solidarischen Gesundheitsversorgung für alle. Wirkungsvolle Strategien zur gesundheitlichen Chancengleichheit und Gesundheitsförderung, zum Ausbau des öffentlichen Gesundheitsdienstes und eine umfassende Prävention für verschiedene Lebenswelten wie Kita, Schule oder Wohnumfeld müssen endlich umgesetzt werden. Mit der solidarischen Bürgerversicherung verfolgen wir SozialdemokratInnen dieses Ziel.
Der Entwurf für den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt einen weiteren Skandal: An der Lebenslage armer Menschen ändert die derzeitige gute Konjunktur wenig bis nichts.
Es ist also höchste Zeit zum Umverteilen des Reichtums in unserer Gesellschaft, denn die reichsten 10% besitzen 53% des Vermögens. Wir dürfen eine weitere gesellschaftliche Spaltung in reich und gesund gegen arm und krank nicht zu lassen. Wir SozialdemokratInnen wollen umfairteilen. Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten.