Frauen kommen auch in der Medizin nicht auf der Leitungsebene an. Selbst in der Frauenheilkunde sind die gläsernen Decken ziemlich stabil. Der Begriff „Gläserne Decke“ wird als unsichtbare Aufstiegsbarriere verstanden und bezeichnet den Umstand, dass qualifizierte Frauen kaum in Top-Positionen von Unternehmen oder Organisationen vordringen können. Der Anteil von FachärztInnen der Gynäkologie und Geburtshilfe in verantwortlichen Positionen (Chefarzt/-ärztin, Direktor/in) liegt laut Mitgliederstatistik der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) bei 12 Prozent. Obwohl von etwa 800 Chefarzt/ärztinnen-Stellen in der Frauenheilkunde knapp 100 nicht besetzt sind, dominieren männlich geprägte Arbeitskulturen und Arbeitszeitmodelle. Dabei hat kein anderes medizinisches Fach eine so hohe Frauenquote: Auf vier Ärztinnen, die die Facharztprüfung zur Gynäkologie und Geburtshilfe ablegen, kommt nur ein Mann.
Ich bin auch in der Medizin „pro Quote“ und sage voraus: „Wer in Zukunft nur „Kinder haben“ will, aber nicht beabsichtigt, sie auch selbst entsprechend zu versorgen, wird es schwer haben, die Frau für´s Leben zu finden. Krankenhäuser sind deshalb gut beraten, neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, die eine Vereinbarkeit von Beruf/Karriere und Familie ermöglichen und Teilzeitkräfte - zumeist Mütter - nicht länger im beruflichen Fortkommen zu behindern. Traditionelles Denken, traditionelle Arbeitsstrukturen gefährden die gesundheitliche Versorgung von PatientInnen.“
Für alle Fächer der Medizin gilt: Zwei Drittel der StudienanfängerInnen sind Frauen. Diese wollen gute patientInnenorientierte Arbeit leisten. Sie wollen die Strukturen gesundheitlicher Versorgung und Forschung aber auch mitbestimmen. Das gilt auch für die Strukturen in der ärztlichen Selbstverwaltung und in den Fachgesellschaften. Dafür müssen sich Rahmenbedingungen in der Medizin ändern. Nur mit entsprechenden Frauenförderprogrammen, nur mit flexiblen und familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen werden wir dieses Ziel erreichen. Die Feminisierung in der Medizin ist keine Krankheit sondern eine Chance für alle. Wir brauchen Chancengleichheit von Frauen und neue Arbeitszeitkulturen, brauchen familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle um Gesundheitswesen.
Das passiert aber nicht von alleine. Damit mehr Frauen in Spitzenpositionen kommen, bedarf es noch eines größeren gesellschaftlichen und politischen „Drucks“. Ich unterstütze deshalb die Aktion „Pro Quote in der Medizin“, die Medizinerinnen an Universitätskliniken, in Krankenhäusern, Praxen und im öffentlichen Gesundheitsdienst zusammen mit Wissenschaftlerinnen gerade starten. Weitere Informationen erhalten Sie unter der Emailadresse: Kontakt@pro-quote-medizin.de