Kolumne von Mechthild Rawert im Tempelhofer Journal, Ausgabe November/Dezember 2012
In den letzten Jahren ist bezahlbarer Wohnraum in Berlin immer knapper geworden. Diese Entwicklung bereitet vielen Bürgerinnen und Bürgern, darunter auch viele junge Menschen, große Sorgen. Bei stagnierenden Einkommen fragen sie sich zunehmend, wie sie ihre Wohnungen finanzieren können. Wohnraum ist Lebensraum, das soziale Umfeld das zu Hause.
Auf die steigenden Mieten werde ich nicht nur in meiner BürgerInnensprechstunde angesprochen. Wie ein roter Faden tauchte die Frage nach bezahlbaren Mieten auch immer wieder in meinen thematischen Sommerfrühstücken mit VertreterInnen vieler Vereine, Projekte und sozialen Trägern auf.
Im aktuellen Wohnungsmarktbericht für Tempelhof-Schöneberg ist die Lage bei uns im Bezirk analysiert. Fakt ist: Tempelhof ist attraktiv und beliebt und viele Menschen ziehen hierher. In den letzten 5 Jahren ist die Bevölkerung um 2,6 Prozent gestiegen.
Der Wohnungsmarktbericht zeigt für Tempelhof eine starke Spreizung der Einkommen auf. So müssen 18 Prozent der Haushalte mit weniger als 1.000 Euro im Monat auskommen. Weiteren 24 Prozent der TempelhoferInnen stehen weniger als 2.000 Euro monatlich zur Verfügung. Das macht deutlich: Mieten müssen erschwinglich bleiben.
In Tempelhof sind die Hälfte der Wohnungen vor dem Krieg erbaut worden. Die Folge ist, dass angesichts der steigenden Energiepreise vielfach eine energetische Sanierung und Modernisierungen notwendig sind. Das darf aber nicht bedeuten, dass die Kosten der energetischen Sanierung einseitig auf die MieterInnen abgewälzt werden.
Die wenigsten Wohnungen in Tempelhof sind barrierefrei oder barrierearm. Angesichts des demografischen Wandels muss für das teilhabeorientierte „Wohnen im Alter“ noch viel getan werden.
Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten
Der Berliner Senat hat auf den zunehmenden Wohnraummangel reagiert und zusammen mit den sechs Wohnungsunternehmen das „Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten“ ins Leben gerufen. Hier haben sich die Wohnungsunternehmen dazu verpflichtet, Wohnungen zu modernisieren und den Bestand von derzeit 277 000 Wohnungen auf 300 000 zu erhöhen - durch Neubau und Zukauf. Außerdem soll dafür gesorgt werden, dass Mieterhöhungen niedriger als auf dem Wohnungsmarkt ausfallen.
Auf Bundesebene wird derzeitig das von der Bundesregierung eingebrachte Mietrechtsänderungsgesetz diskutiert. Darüber wem dieses dient, wird heftig debattiert. Ich bin auf jeden Fall für den Ausbau der Mieterrechte und den sozialen Mieterschutz. Wohnraum muss sozial, klimagerecht und wirtschaftlich verantwortlich im Quartier und städtischen Gesamtbild gestaltet werden.
Ihre Meinung zählt
Mich interessiert Ihre Meinung: Deswegen lade ich am Mittwoch, dem 21.11.2012, zu einer Diskussion zum Thema „Ist Wohnraum noch bezahlbar?“ ein. Die Veranstaltung findet um 19:00 Uhr im PallasT in der Pallasstr. 35 in 10781 Berlin-Schöneberg statt. Zum Programm und zur Anmeldung geht es hier: