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Mittendrin und trotzdem außen vor: „Potenziale von Minijobberinnen - Chance zur Fachkräftesicherung“

Das ist der Titel der ersten Fachtagung des Projektes „Joboption“ am 31. Oktober in der Berlin-Brandenburgischen Akademie. Ziel der Fachtagung ist es erste Ergebnisse und wichtige Aspekte der zur Verbesserung von MinijobberInnen darzustellen. Zugleich bietet die Tagung die Chance zur Vernetzung von AkteurInnen aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Gesellschaft und Politik.

Für Tanja Cujic-Koch, Inhaberin einer Gebäudereinigungsfirma und stellvertretende Obermeisterin der Berliner Gebäudereiniger-Innung, „gehören Minijobs abgeschafft“. Sie ist auch der Meinung, das Minijobs nur auf den ersten Blick vorteilhaft sind. Langfristig sind sie für die Firmen teuer. Neben monetären Aspekten verweist sie darauf, dass die Motivation und die Bindung an die Firma bei MinijobberInnen oft geringer sei als bei anderen MitarbeiterInnen. Interessant waren auch die Ausführungen von Eric Thode, Senior Expert bei der Bertelsmann-Stiftung: Mehrere Zehntausende Arbeitsplätze können durch die Streichung der Minijobs und des Ehegattensplittings geschaffen werden.

Minijobs entwickeln keine Brückenfunktion
Gegenstand der Diskussionen ist auch die gerade erst erschienene Studie von Prof. Carsten Wippermann zur geringfügigen Beschäftigung und ihren Folgen für Frauen. Ein zentrales Ergebnis: "Einmal Minijob pur - lange Minijob." Von den 61 Prozent aller Minijobberinnen finden nur wenige Frauen zurück in eine reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Minijobs entwickeln nur in den seltensten Fällen ein Brückenfunktion. Minijobs minimieren die objektiven Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Mit zunehmender Dauer eines Minijobs pur gelten Frauen nicht mehr als qualifizierte Fachkraft - ihr Minijob wird zur Falle. Daran ändert gar nichts, dass die schwarz-gelbe Koalition die Minijobgrenze gerade mal von 400 Euro auf 450 Euro angehoben hat. Zwar wurde eine Rentenversicherungspflicht an den Beschluss geknüpft, aber zugleich auch die Möglichkeit zur Befreiung von derselben geschaffen.

Rund 7,4 Mio. Menschen in Deutschland haben einen Minijob. Für 5 Mio. ist der Minijob das einzige Einkommen – zwei Drittel davon sind Frauen. Was ursprünglich als „Zuverdienst“ gedacht war,
entpuppt sich als Niedriglohnfalle und Risiko der Altersarmut. Die Potenziale vieler Frauen mit Minijobs werden nicht genutzt. Frauen, die mehr und verantwortungsvoller arbeiten möchten,
steht ein Fachkräftebedarf der Unternehmen gegenüber. Die Interessen beider Seiten sollen zusammengeführt werden.

Die Situation der MinijobberInnen muss sich ändern. Ihr Qualifikationen, ihre Kompetenzen gehören verstärkt in den Mittelpunkt - so die Leiterinnen Viveka Ansorge und Berin Alpek des Projekt „Joboption“, bei zukunft im zentrum GmbH angesiedelt. Minijobs sollen nicht zur bildungs- und arbeitsmarktlichen Falle werden.

Meine Unterstützung für Joboption
Ich unterstütze das Projekt „Joboption“ aus Überzeugung: Die als Minijobberinnen beschäftigten Frauen verdienen ‚Gute Arbeit‘, verdienen eine berufliche Zukunft in einem „normalen“ Arbeitsverhältnis. Leider gehen noch zu wenige Unternehmensführungen auf Entdeckungsreise. Als Gesundheitspolitikerin sehe ich, dass das leider auch im Gesundheitswesen der Fall ist. Auch die Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes vernachlässigen den Blick auf ihre Minijobberinnen bei der Stellenbesetzung. So bleiben viele Kompetenzen, Qualifikationen und Talente unentdeckt. „Joboption“ hilft bei der Schatzsuche im Interesse beider: sowohl der Frauen als auch der Unternehmen!

Weitere Informationen:
Informationen zur Fachtagung werden in den kommenden Woche veröffentlicht.
Die Studie „Frauen im Minijob. Motive und (Fehl-)Anreize für die Aufnahme geringfügiger Beschäftigung im Lebenslauf“ kann demnächst auf der Website des Bundesfrauenministeriums (www.bmfsfj.de) heruntergeladen werden.