Vor der Plenardebatte zum Berufsbildungsbericht 2012 am 16. Januar ist dieser im Gesundheitsausschuss debattiert worden. Uns interessierte insbesondere die Ausbildungssituation in den Gesundheitsberufen. Die Unterrichtung der Bundesregierung zum Berufsbildungsbericht 2012 zeigt, dass viele Probleme in der beruflichen Bildung nach wie vor bestehen. Zwar hat sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt durch eine sinkende Zahl an SchulabgängerInnen verbessert und sind somit die Chancen für schulisch gut qualifizierte Jugendliche gestiegen. Doch noch immer haben viel zu viele junge Menschen Probleme, einen Ausbildungsplatz zu finden.
Gleichzeitigkeit von Ausbildungsplatzmangel und Nachwuchsengpässen
Eine „demografische Lösung“ der Probleme auf dem Ausbildungsmarkt wird es auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht geben, weiterhin sind strukturelle Verbesserungen nötig. Je nach Branche und Region ist bereits heute folgende Entwicklung erkennbar: Es gibt eine Gleichzeitigkeit von Ausbildungsplatzmangel und Nachwuchsengpässen.
Die Datenlage zum Beginn des Ausbildungsjahres 2010/11 in den Gesundheitsberufen weist ein sehr unterschiedliches Bild auf: Erfreulich ist, dass die Zahl der Schüler und Schülerinnen in der Gesundheits- und Krankenpflege (59 172) gegenüber dem Vorjahr um +3,6 Prozent gestiegen ist. In der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege betrug die Steigerung 7,5 Prozent auf 6 454. Die Gesamtzahl der SchülerInnen in der Altenpflegeausbildung ist im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 51 965 angestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs um 12,5 Prozent. Der Anstieg der Ausbildungsplätze ist vor allem eine Folge des 2009 noch von Bundesministerin Ulla Schmidt (SPD) für die stationäre Krankenpflege gestarteten Pflegestellen-Sonderförderungsprogramm gestartet wurde.
Bedauerlicherweise wird im Berufsbildungsbericht 2012 nicht auf die dringend notwendige Ausbildungsreform der Pflegeberufe eingegangen: nichts zur generalistischen Ausbildung für die Pflege, wenig zur unterschiedlichen Situation der entweder nach Bundes- oder Landesrecht geregelten Ausbildungen. Für die Herausforderungen der Zukunft brauchen wir einen starken Schub in der Ausbildung. Leider tut die jetzige Bundesregierung zu wenig dafür. Die seit über drei Jahren angekündigte Reform der Ausbildung in der Pflege lässt auch im Jahr 2013 weiter auf sich warten.
Wenig erfreulich ist die Ausbildungssituation in anderen Gesundheitsberufen. Die Zahlen der SchülerInnen bei der pharmazeutisch-technischen Assistenz (-1,5 Prozent auf 8.801) und der medizinisch-technischen Laboratoriumsassistenz (–3,6 Prozent auf 3.795) sind zum Beispiel weiter gefallen. Feststellbar ist auch ein Rückgang bei der Ergotherapie (–6,7 Prozent auf 10.624), bei der Diätassistenz (–14,8 Prozent auf 2.094). Gleiches gilt für die Physiotherapie (–3,9 Prozent auf 23.097), bei den Masseuren und medizinischen Bademeistern/Masseurinnen und medizinischen Bademeisterinnen (–3,2 Prozent auf 3.068) und den Logopäden/Logopädinnen (–1,6 Prozent auf 3.861); zumindest liegen sie aber noch über dem Niveau von 2003/04.
Diese unterschiedlichen Entwicklungen in den Gesundheitsberufen verweisen auf eine dringende Reformnotwendigkeit. In die künftigen Überlegungen zur Ausgestaltung und Sicherung der Gesundheitsberufe ist auch einzubeziehen, dass viele mittlerweile auf akademischem Niveau erlernt werden können. Fakt ist: Ausbildung und Beschäftigung im Gesundheitswesen stehen vor tiefgreifenden Veränderungsnotwendigkeiten, wenn auch in Zukunft die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung gesichert sein soll.