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Was lange währt - CDU übernimmt SPD-Position bei der Substitutionsbehandlung von Opiatabhängigen

Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (Drucksache 17/12830) bringt es ans Licht. Nachdem die CDU/CSU-Bundestagsfraktion die diamorphingestützte Substitutionsbehandlung lange Jahre verhindert hat und einer opiatgestützten Substitutionstherapie in der vergangenen Legislaturperiode erst nach zähen Verhandlungen zugestimmt hat, kommt die Bundesregierung nun zum Schluss, dass die Ziele der opiatgestützten Substitutionstherapie in Deutschland überwiegend erreicht werden. Außerdem erkennt sie an, dass die Therapie von PatientInnen als auch von SuchtmedizinerInnen als wirksam und wertvoll angesehen wird.

Nach den harten Auseinandersetzungen in den Jahren der Großen Koalition erkennen nun auch Frau Merkel und ihr Kabinett an, dass es „als ein Erfolg zu werten ist, dass alle ehemaligen Modellstandorte der diamorphingestützten Behandlung für Schwerstopiatabhängige Angebote der Regelversorgung wurden und nach wie vor sind.“

Ich begrüße es, dass die Konservativen in aller Öffentlichkeit ihre Haltungen revidieren (müssen). Zwar frage ich mich, wie oft sie in dieser Legislaturperiode schon einen Meinungsschwenk gemacht haben - nachzählen ist aber müßig.

Was lange währt
Als Berichterstatterin in der AG Gesundheit habe ich mich zusammen mit der SPD-Bundestagsfraktion und mit anderen Fraktionen in der letzten Legislaturperiode dafür stark gemacht, dass unter sehr strengen Bedingungen eine Behandlung schwerstabhängiger HeroinkonsumentInnen mit Diamorphin im Rahmen der Regelleistung der Gesetzlichen Krankenkassen ermöglicht wird. Die Gruppe der potentiell mit Diamorphin zu Behandelnden wird auf wenige tausend Menschen bundesweit geschätzt. Die Voraussetzungen zur Teilnahme sind streng: Dazu gehört die ärztliche Diagnose, dass die Abhängigkeit seit mindestens fünf Jahre besteht, schwere körperliche und psychische Störungen, schon mindestens zwei erfolglose Vorbehandlungen und ein Alter von 23 Jahren oder älter.

Die früheren Modellprojekte hatten gezeigt, dass für rund ein Drittel der TeilnehmerInnen erst aufgrund des unter strikter Aufsicht dreimal täglich verabreichten Diamorphin und der mit einer psychosozialen Betreuung verbundenen Behandlung ein Weg in Methadon- oder andere -programme gefunden wurde. Zu diesen Ergebnissen kamen auch die wissenschaftlichen Studien und Erfahrungen in den Niederlanden und der Schweiz, wo Diamorphin mittlerweile zur Regelversorgung gehört.

Aktuelle Zahlen und neue Herausforderungen
Die aktuellen Zahlen zeigen folgendes: Die Anzahl der gemeldeten Substitutionspatientinnen und -patienten in Deutschland lag 2002 bei 46 000, 2010 bei 77 400 und 2012 bei 75 400. Die Anzahl der substituierenden Ärztinnen und Ärzte hat sich von 2 436 (2002),  auf 2 731 (2012) gesteigert. Die Zahl der seitens der Ärztekammern gemeldeten und im Substitutionsregister registrierten suchttherapeutisch qualifizierten Ärztinnen und Ärzte (2012: ca. 8 400) liegt deutlich höher.

Das sind für mich positive Signale. Denn für  Schwerstabhängige ist der Zugang zu Diamorphin und die ärztliche Betreuung oft eine Frage des Überlebens.

Mittlerweile liegt die „Gefahr“ in anderen Bereichen: Viele der jungen ÄrztInnen wollen keine Weiterbildung mehr zur Suchtmedizinerin machen - ohne dieses spezielle Wissen ist die Versorgung aber gefährdet.