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Inklusion: Selbsthilfe trifft Politik

Menschen mit Sehbeeinträchtigungen brauchen mehr medizinische und politische Unterstützung. Das ist das Ergebnis des Gespräches zwischen dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), Prof. Dr. Karl Lauterbach und mir als zuständiger Berichterstatterin für Inklusion in der AG Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion. Initiiert hatte das Treffen Renate Peymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), an dem der DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke teilnahm. Mir war als zuständiger Berichterstatterin wichtig, die Expertise des DBSV zu hören.

Als ein vor 101 Jahren gegründeter Dachverband vertritt der DBSV heute die bundesweiten Interessen von 20 Landesverbänden. Betroffene helfen hier Betroffenen, u.a. zu medizinischen Fragen oder in sozialen und rechtlichen Angelegenheiten. Für alle GesprächspartnerInnen war klar, dass die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention nur durch die Einbindung der Expertise behinderter Menschen möglich ist. Das Motto lautet: Nichts ohne uns über uns.

Angesichts des medizinischen Fortschritts und des demografischen Wandels braucht der DBSV politische Unterstützung bei einer besseren Aufklärung aller Bürgerinnen und Bürger, so bei der „Woche des Sehens“ im Oktober eines jeden Jahres. Auch bei der Implementierung von Ausbildungsinhalten vieler Berufe gibt es Verbesserungsbedarf, damit mehr Kenntnisse zum Umgang mit behinderten Menschen vorhanden sind. Das gilt insbesondere für Sozial- und Gesundheitsberufe.

Viele Erkrankungen am Auge seien behandel-, aber nicht heilbar. Es geht daher auch um die Anerkennung mancher Erkrankungen als chronische Erkrankung.

Diskutiert wurde auch über die Einrichtung eines zentralen öffentlichen Registers für Selektivverträge, damit seitens der Selbsthilfe eine Mitgestaltung über den G-BA (Gemein­samer Bundesausschuss) erfolgen könne.

Auf der Agenda des DBSV stehen auch die Forderung nach bundeseinheitlichen Regelungen zur medikamentösen Behandlung und nach mehr Pflegeeinrichtungen, die auch für Blinde bzw. Sehbehinderte geeignet sind. Die in diesen Einrichtungen häufig unzureichende Ausstattung mit entsprechenden Hilfsmitteln führe dazu, dass eine gleichberechtigte Teilhabe von Blinden und Sehbehinderten nicht ermöglicht werde.

Gespräche wie dieses machen mir deutlich, dass unsere Welt eine Welt des Sehens ist. Die gesamte Lebensumgebung ist auf diesen Sinn ausgerichtet. Über 80 Prozent aller Wahrnehmungen nimmt der sehende Mensch heute über die Augen auf. Entsprechend gravierend sind die Konsequenzen für Menschen, die nicht oder nicht gut sehen können. Sie sind deutlich eingeschränkt in der Mobilität, der Kommunikation und im Zugang zu Informationen. Hier bedarf es eines umfassenden Abbaus von Barrieren.