Seit Jahrzehnten weisen Studien darauf hin, dass Frauen und Männer von somatischen oder psychischen Erkrankungen nicht in gleichem Ausmaß betroffen sind. Dennoch hat es Gender-Medizin (noch) schwer, sich zu behaupten und mit der Forderung nach einer geschlechtsspezifischen Forschung und Behandlung durchzudringen. Das gilt insbesondere für psychische Erkrankungen. Dabei sind hier die geschlechtsspezifischen Unterschiede groß: Während Frauen im Vergleich zu Männern deutlich häufiger unter Angststörungen und Depressionen leiden, treten Männer generell seltener wegen psychischer Probleme in Erscheinung und wenn, dann eher durch Suchterkrankungen.
Männergesundheitsbericht 2013 - im Fokus: Psychische Erkrankungen
Die Stiftung Männergesundheit stellte am 24. April ihren neuen „Männergesundheitsbericht 2013 - im Fokus: Psychische Erkrankungen“ vor. Der Bericht beleuchtet die komplexe Problematik aus medizinischer, psychologischer, soziologischer sowie historischer Perspektive. Er zeigt die derzeitige Versorgungssituation in Deutschland und verweist auf medizinische und gesellschaftliche Herausforderungen, wenn es um die psychische Gesundheit von Männern geht. Gefordert wird der Ausbau von Männermedizin in Forschung und Versorgung. Spezielle Angebote der Primär- und Sekundärprävention sollen besser an den Bedürfnissen der Männer ausgerichtet sein und die Zielgruppe „Mann!“ nicht nur ansprechen, sondern auch erreichen.
Der Anteil psychischer Störungen als Ursache für die Arbeitsunfähigkeit hat sich seit 2000 nahezu verdoppelt. Erste Auswertungen des Jahres 2011 zeigen, dass 5% aller Krankschreibungen und 12,5% aller betrieblichen Fehltage durch psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, verursacht werden. Sie gehören zu den häufigsten und auch kostenintensivsten Erkrankungen. 9% der Männer, 3,6 Millionen in Deutschland, haben eine therapeutisch festgestellte Depression, das ist ein signifikant geringerer Anteil als in der weiblichen Bevölkerung. Die Dunkelziffer muss hoch sein, was an der rasanten Entwicklung der Suizidrate erkennbar ist: Diese ist bei Männern zwischen 2009 und 2011 um 9% gestiegen. Jährlich wählen rund 10.000 Menschen den Freitod, davon dreimal mehr Männer als Frauen. Ursachen sind vor allem arbeitsbezogene Stressoren (Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit, wachsender Mobilitätszwang, befristete Arbeitsverhältnisse und die damit verbundene „Unsicherheit“), aber auch psychosoziale Krisen wie z.B. nach Trennung/Scheidung.
Das beschriebene „Geschlechterparadoxon“ (mehr diagnostizierte - und damit behandelte - Depressionserkrankungen bei Frauen, aber eine deutlich erhöhte Suizidrate bei Männern) zeigt, wie stark seelische Erkrankungen von Männern in unserer Gesellschaft tabuisiert und stigmatisiert werden. Darüber hinaus sind sie unterdiagnostiziert und unterversorgt. „Männliche Symptome“ von Depression sind häufig ein erhöhtes Risiko- oder Suchtverhalten, erhöhte Aggression und Gewaltbereitbereitschaft. Diese verdecken oft die klassischen Depressionsmerkmale (Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Handlungsunfähigkeit).
Gesundheit und Genuss gehören für uns zusammen
Zusammen mit meinem gesundheitspolitischen Kollegen Steffen-Claudio Lemme (SPD) habe ich die Chance genutzt, einmal „ganz anders“ eine Kurzvorstellung des neuen Männergesundheitsberichtes 2013 zu erhalten. Nachdem dieser tagsüber im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt worden war, fand abends auf Einladung der Stiftung Männergesundheit ein Kochevent in der Showküche von Biolüske in Berlin-Lichterfelde statt. Fabriziert wurde ein mehrgängiges Menü und der krönende Abschluss war: gemeinsames Genießen.