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Auch ich bin eine „Judenfreundin“!

In der Nacht zum 13. Mai 2013 haben unbekannte Täter an die Wohnungstür von Frau Petra Fritsche die Worte „Vorsicht! Judenfreundin“ geschmiert und einen Silvesterknaller in ihren Briefkasten geschmissen. Der Anschlag auf Frau Fritsche erschüttert und erbost mich zugleich.

Er ist der neueste feige Übergriff in einer ganzen Reihe von Taten in Berlin-Friedenau. Doch er hat eine neue Qualität. Bislang haben sich die Taten im öffentlichen Raum abgespielt, es waren antisemitische und rassistische Schmierereien sowie die Zerstörung von Stolpersteinen. Nunmehr sind die Täter in ein Wohnhaus eingedrungen, um ihrem Antisemitismus freien Lauf zu lassen.

Ich kenne Frau Fritsche aus zahlreichen Begegnungen. Sie ist eine engagierte und couragierte Frau, die zusammen mit anderen Bürgerinnen und Bürgern in Friedenau mit ihrer Stolperstein-Initiative die Erinnerung an die Opfer des Naziregimes in ihrem Kiez wach hält. Ich war tief erschüttert als ich erfuhr, dass Frau Fritsche bereits seit längerer Zeit telefonische Beschimpfungen antisemitischer Art ertragen muss. Es freut mich aber um so mehr, dass sie sich auch durch die neuerliche Bedrohung nicht abschrecken und einschüchtern lassen will und ihr Engagement fortsetzt. Das nenne ich Zivilcourage!

Ich selbst bin Mitglied des Vereins Stolpersteine an der B 96 - Gedenken in Berlin Tempelhof-Schöneberg e.V. „Mein“ Stolpersteinverein hat Frau Fritsche seine Solidarität ausgedrückt. Wenn DemokratInnen bedroht werden, müssen DemokratInnen zusammen stehen. Wenn Rechtsextreme und Rassisten meinen, Frau Fritsche als „Judenfreundin“ stigmatisieren zu können, sollen sie wissen: Auch ich bin eine „Judenfreundin“.

Es ist mir eine Herzensangelegenheit aus Anlass des Internationalen Holocaust-Gedenktages in jedem Jahr eine Veranstaltung zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialistischen Regimes durchzuführen. Das Ziel der Erinnerung wird auch mit den Stolpersteinen verfolgt. Die kleinen quadratischen Betonsteine mit einer aufgesetzten Messingplatte, versehen mit dem Name und wenigen weiteren Informationen der Deportierten, sind jeweils im Straßenpflaster vor den Wohnhäusern oder Wirkungsstätten der Opfer eingelassen. Sie sind eine eindringliche Form der Erinnerungskultur.

Ich schätze das Engagement der Stolpersteininitiativen und -vereine, weil sie den unzähligen Ermordeten wieder einen Namen geben. Und weil sie daran erinnern, dass die Gräueltaten der Nazis auch in der eigenen Nachbarschaft stattfanden.

Frau Fritsche wünsche ich viel Kraft, um mit den Erlebnissen fertig zu werden. Mein ganzes Team und viele andere Menschen bieten ihr und allen anderen AktivistInnen weiterhin Unterstützung an. Denn diese feigen Taten sind Anschläge auf unsere Demokratie, sind Anschläge auf alle Demokratinnen und Demokraten!

Mein Wunsch an Sie und Euch: Werdet „JudenfreundInnen“ - egal ob in Berlin oder anderswo!

 

Einladung der SPD-Fraktion Tempelhof-Schöneberg:

Diskussionsveranstaltung "Friedenau zeigt Zivilcourage gegen Rechts"

  • Wann: Dienstag, 28. Mai 2013, von 19:30 bis 21:30 Uhr
  • Wo: Nachbarschaftsheim Schöneberg, Rheinstraße 53-54, 12161 Berlin

In Anbetracht einer Zunahme rechter Propagandadelikte in Friedenau wie Schmierereien an Gebäuden sozialer und kultureller Einrichtungen von Al Nadi, Kidöb und einem muslimischen Kulturzentrum sowie der Schändung von Stolpersteinen und einer Stolperschwelle durch Schwärzungen, stellt sich die Frage, ob rechtsextreme Aktivitäten in Friedenau zugenommen haben.

Rassistische Schmierereien dürfen nicht zum Normalzustand im Friedenauer Stadtbild werden. Daher möchten wir gemeinsam mit den Betroffenen, Initiativen vor Ort, zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und den Friedenauern und Friedenauerinnen diskutieren, wie wir im Kiez zeigen können, damit rassistisches Gedankengut bei uns kein Platz findet.

Einen Einstieg wird uns Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin, in die Thematik gebeten und den gerade veröffentlichten Rechtsextremismusbericht vorstellen. Sebastian Wehrhahn von den Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus Berlin wird uns als Experte für die Einschätzung rechter Aktivitäten in Friedenau zur Seite stehen.

Ablauf:

  • Grußwort: Georg Zinner, Geschäftsführer Nachbarschaftsheim Schöneberg
  • Vorstellung des Rechtsextremismusberichts Tempelhof-Schöneberg – Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin
  • Einschätzung der rechtsextremen Potenziale in Friedenau – Sebastian Wehrhahn, Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus
  • Offene Diskussion "Wie können wir rechten Aktivitäten begegnen?"
  • Schlusswort: Elke Ahlhoff, Vorsitzende der SPD Fraktion Tempelhof-Schöneberg
  • Moderation: Marijke Höppner, SPD Fraktion Tempelhof-Schöneberg

Anmeldung bis zum 26. Mai 2013 an:

<mailto:post@spd-fraktion-tempelhof-schoeneberg.de>.