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Lichtenrade: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?"

„Gedenken - Mahnen - Erinnern“ ist eine immerwährende Aufgabe!
„Gedenkorte zum Nationalsozialismus in Lichtenrade“. So das Thema des Rundganges, den Mitglieder der Lichtenrader Geschichtswerkstatt am 8. September 2013 zum Tag des offenen Denkmals organisiert haben. Es wurde deutlich, dass die Verantwortung für unsere Geschichte nicht endet. Ihrem persönlichen bürgerschaftlichen Engagement verdanken wir es, dass auch in Lichtenrade der Ermordeten des Nationalsozialismus gedacht wird.

Das Motto des Tages "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?" wurde gleich am Treffpunkt S-Bahnhof Lichtenrade für die Erinnerungsarbeit vor Ort konkretisiert: Die Gruppe der „ErinnerungsarbeiterInnen“ entstand im Rahmen der Jugendarbeit der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Lichtenrade. Anlass waren die Gedenkveranstaltungen 1983 zum 50. Jahrestag der Machtübertragung an die Nationalsozialisten. Hier erfuhren die „Lichtenrader Kinder“ zum ersten Mal von der Existenz des Außenlagers des KZ-Sachsenhausen in Lichtenrade. Von da an wurden über 100 Zeitzeugen befragt, von da an begann ein unermüdliches Engagement. Die Erkenntnis in 30 Jahren Engagement reifte: Jede und jeder hat Anteil an der gesellschaftlichen Entwicklung und kann Einfluss nehmen. Jede und jeder hat die Möglichkeit zu verantwortungsvollen Handeln. Jede und jeder prägt das Heute und das Morgen.

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte am eigenen Wohnort führte zu zahlreichen Aktivitäten, u.a.: die Erstellung der Ausstellung „Direkt vor der Haustür“,  Einsatz für ein Mahnmal für das ehemalige Außenlager Lichtenrade des KZ-Sachsenhausen, die Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen - mittlerweile wird an 33 von den Nazis ermordete jüdische LichtenradenerInnen gedacht.

„Gedenkorte zum Nationalsozialismus in Lichtenrade“
Stationen unseres Rundganges waren:

Erich-Hermann-Platz

Die letzten Jahre der Weimarer Republik waren inforge der Weltwirtschaftskrise durch schwere innenpolitische Auseinandersetzungen zwischen rechts und links gekennzeichnet. In der Silvesternacht 1932/33 - kurz vor der Machtübertragung an die Nationalsozialisten - wurde in Lichtenrade Erich Hermann, ein 18-jähriger Kommunist, durch den Messerstich des SA-Mann Fritz Osthoff ermordet. Die Trauerfeier für Erich Hermann war eine der letzten Demonstrationen gegen die Nazis. Der SA-Mann Fritz Osthoff wurde im März 1933 vom Landgericht in Berlin freigesprochen.  Dank des Engagements der Lichtenrader Geschichtswerkstatt und der SPD Lichtenrade erhielt der „Tatort“ den Namen „Erich-Hermann-Platz“.

Stolpersteine für Dorothea und Richard Freudenfels

Richard Freudenfels war „alter Lichtenrader“ und führte hier ein Konfektionswarenhaus. Während es seinen Kindern aus erster Ehe gelang nach Palästina auszuwandern, war ihm und seiner zweiten Frau Dorothea eine Auswanderung nicht mehr möglich. Sie mussten Lichtenrade verlassen, lebten die letzten Wochen vor ihrer Deportation in der Innenstadt. Von dort aus wurden sie am 27. November 1941 – noch vor der Wannseekonferenz – nach Riga deportiert. Der gesamte Transport sowie alle BewohnerInnen des Rigaer Gettos wurden am 30. November 1941 ermordet.

Gedenkstein für die Opfer des Faschismus auf dem Evangelischen Kirchhof in der Paplitzer Straße
Seit 1996 befinden sich auf dem Kirchhof drei Gedenktafeln, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern: „Gewidmet allen Opfern des Nationalsozialismus in und aus Berlin-Lichtenrade, denen, die gekannt geworden, sowie denen, die weiterhin unbekannt geblieben sind – der jüdischen Bevölkerung, Männer und Frauen aus vielen Nationen, die in Lichtenrader Lagern Zwangsarbeit leisten mussten, sowie deren Kindern, politische Verfolgten, Euthanasieopfer…“

Ich danke für 30 Jahre aktive Gedenkkultur in Bezug auf den Nationalsozialismus in Lichtenrade.