(Kolumne von Mechthild Rawert im Tempelhofer Journal, Ausgabe November/Dezember 2013)
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ - so beginnt unser Grundgesetz. Dieser Satz steht aus gutem Grund an dieser Stelle. Das Grundrecht auf Unantastbarkeit der Würde ist eine bewusste Reaktion auf die massive Missachtung der Würde des Menschen durch den nationalsozialistischen Staat.
Die Menschenwürde umfasst den Anspruch auf prinzipielle Gleichheit aller Menschen trotz tatsächlicher Unterschiede: Es gibt keine Menschen erster, zweiter, dritter Klasse. Stigmatisierung, Brandmarkung, Ächtung, jede Form der rassisch motivierten Diskriminierung verletzt die Menschenwürde.
Das Grundrecht auf Menschenwürde nimmt heute jeder für sich in Anspruch - und das ist auch gut so. Doch was ist mit der Menschenwürde der Anderen? Achten wir diese so wie die eigene?
Mit Besorgnis sehe ich, dass Rechtspopulisten auch in Deutschland zunehmend Gehör finden. Es scheint in unserem Land wieder möglich zu sein in populistischer Manier gegen Minderheiten zu hetzen. Ich gebe dem Soziologen Alexander Häusler recht, der eine Verrohung der politischen Kultur befürchtet: Am Beispiel der AfD macht er fest, dass wir im Bundestagswahlkampf eine Ersetzung von sachlichen Auseinandersetzung durch emotionalisierte Feindbildkampagnen erlebt haben.
Bei der Personifizierung von Feindbildern werden oftmals die Schwächsten zu Sündenböcken auserkoren. Das hat verheerende Folgen für das friedliche gesellschaftliche Zusammenleben.
Sicherlich, die europäische Finanzkrise schürt bei vielen Menschen die Angst vor Arbeitslosigkeit oder die Angst, den eigenen Lebensunterhalt nicht mehr erwirtschaften zu können. Für die Organisation unseres solidarischen Zusammenlebens brauchen wir aber keine Sündenbockdebatten, sondern ehrliche und sachliche Auseinandersetzungen. Gezielte Verleumdungen wie „Armutsflüchtlinge (oder auch Hartz-4-Empfänger) missbrauchen unser soziales Netz als Hängematte“ lösen keine Probleme auf dem Weg hin zu einem sozialen und solidarischen Europa. Sie sind einfach nur rechtspopulistisch und menschenverachtend.
Ich bitte Sie, den vermeintlichen „Lösungen“ von Rechtspopulisten nicht auf den Leim zu gehen.
Einladung zur Shoa-Veranstaltung am 26. Januar 2014
Die Nationalsozialisten unterschieden zuerst in „Herrenmenschen“ und „Untermenschen“ und leiteten dann daraus für sich das Recht auf millionenfachen Mord ab. Es ist mir ein Bedürfnis, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, ihnen ihre Menschenwürde zurückzugeben. Deshalb werde ich wie jedes Jahr anlässlich des „Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar eine Veranstaltung organisieren.
Ich lade Sie herzlich zum Gedenken - Erinnern - Mahnen am 26.01.2014 in Lichtenrade ein. Nähere Angaben zur Uhrzeit, zum Ort und zum Programm finden Sie zeitnah auf meiner Website www.mechthild-rawert.de bzw. erfahren Sie in meinem Wahlkreisbüro unter Telefon 030.720 13 884. Ich freue mich auf Ihr Kommen.