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Fünf Jahre Crosskultur: Demokratie braucht aktive DemokratInnen

Crosskultur ist mehr als Integration: Die englischsprachigen Adjektive cross (quer, schief) und cross-cultural (interkulturell, multikulturell, kulturübergreifend) sowie das Verb to cross (überqueren, durchqueren, kreuzen, überschreiten) machen dies deutlich. Unser Sein und unsere Herausforderung: Keine nebeneinander existierenden geschlossenen Kulturkreise sondern ein Ganzes, ein Gemeinsames. CrossKultur begreift unsere bunte Vielfalt der demographischen Zusammensetzung als Chance. CrossKultur greift Potenziale und Ressourcen vor Ort auf.

CrossKultur startete mit der diesjährigen Auftaktveranstaltung am 16. November 2013, dem Internationalen Tag der Toleranz, im prallgefüllten Goldenen Saal des Rathaus Schöneberg ins fünfte Jahr. In den vergangenen Jahren nahmen immer mehr BürgerInnen an den bis zum Internationalen Tag der Migranten am 18. Dezember andauernden Veranstaltungen teil. Ich bin sicher: Eine Steigerung bei den über 40 Veranstaltungen und Events erfolgt auch 2013. Gratulation den Programmmacherinnen Gabriele Gün Tank, Integrationsbeauftragte, und Petra Zwaka, Leiterin des Fachbereichs Kunst, Kultur, Museen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Das Recht auf gleichberechtigte Partizipation

In ihren Begrüßungsworten verwiesen Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin, und Jutta Kaddatz, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport, auf den Reichtum an Vielfalt der Tempelhof-SchönbergerInnen: Über 30 Prozent der Erwachsenen haben eine Migrationsbiographie, von den hier lebenden Kindern rund 50 Prozent. Jede und jeder haben den Anspruch auf Wertschätzung und gleiche Rechte, auf eine gleichberechtigte Partizipation. Damit dieser Anspruch auch Wirklichkeit wird, braucht die Demokratie uns alle als aktive DemokratInnen. Wir müssen uns dafür einsetzen.

CrossKultur in den Medien?

In den Medien ist noch nicht angekommen, dass wir in einer Einwanderungsgesellschaft leben - so Ferda Ataman von den Neuen deutschen Medienmachern: Noch sind 84 Prozent der JournalistInnen in den Zeitungsverlagen ohne Migrationsbiographie. Zwar gibt es einen Konsens darüber, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Doch noch immer ziehen viele Begriffe eine Grenze  zwischen autochtonen Deutschen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Uns fehlen für unsere Einwanderungsgesellschaft neue Begriffe. Dabei kommt es insbesondere beim öffentlichen Diskurs um Migration und „Integration“ auf die Wortwahl an. Gängige Begriffe wie AusländerIn, ZuwandererIn oder Fremdenfeindlichkeit beschrieben ausschließlich die Perspektive der deutschstämmigen Mehrheitsbevölkerung und würden mitunter auch für Menschen verwendet, die nicht zugewandert oder fremd und manchmal auch deutsch sind. Das ist hinderlich für das gesellschaftliche Zusammenwachsen.

Um Vorschläge für alternative Begrifflichkeiten zu sammeln, haben die Neuen deutschen Medienmacher mit Unterstützung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge am 29./30. April 2013 den zweitägigen Workshop „Neue Begriffe für die Einwanderungsgesellschaft“ mit VertreterInnen aus Medien, Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik organisiert. Die Formulierungshilfen für die Berichterstattung haben eine positive Resonanz hervorgerufen - die entsprechende Dokumentation werde ich mir besorgen.

Gemeinsame Saiten - Gemeinsames Erleben

Gesang und Musik verbindet, so auch hier: Zum gemeinsames Singen eines Liedrefrains brachten uns Soogi Kang, Sängerin und Bo-Sung Kim an der Trommel. Die beiden Frauen der Gruppe Namdosori vermochten es, die Gesangstradition aus dem Süden Koreas mit ihren koreanisch-schamanistische Wurzeln zum gemeinschaftlichen Erlebnis zu machen. Auch Peperuda, ein Vokalensemble für bulgarische Volksmusik, an diesem Abend mit fünf Sängerinnen aus Bulgarien, Polen und Deutschland, begeisterte die Anwesenden. Seit zwei Jahren in Berlin, fliegen sie durch Konzertsäle und U-Bahnhöfe mit dem Ziel, alle für diese Harmonien zu begeistern.

CrossKultur 2013

CrossKultur ist fester Bestandteil der Kultur- und Bildungsarbeit Tempelhof-Schönebergs und verfolgt programmatisch konsequent den Ansatz, den überkommenen „Ethnoblick“ hinter sich zu lassen und der Vielfalt von Identitäten und kulturellen Ausdrucksformen nachzuspüren. Eine wachsende Zahl lokaler AkteurInnen gestaltet diese CrossKultur mit eigenen Beiträgen und wird dabei von zahlreichen KooperationspartnerInnen inhaltlich und finanziell unterstützt. 2013 stehen verstärkt Themen im Fokus, die aktuelle gesellschaftliche Fragen zum Leben in der Einwanderungsgesellschaft aufgreifen. Da geht es um „Heimat“ und „Identität“, um „wings and roots“, um das Überschreiten von Grenzen, um nationale Zuschreibungen oder zugetragene Nationalitäten, um das „Weißsein“ und den alltäglichen Rassismus und Positionen in und zur deutschen Gesellschaft. Über 40 Veranstaltungen an 15 Orten in Tempelhof-Schöneberg laden Sie dazu ein, sich neugierig auf eine transkulturelle Reise zu begeben, die viele neue Erfahrungen und so manche Überraschung bereithalten wird“. Der Eintritt ist fast überall frei.