„Wirklich?“, und nach kurzem Schweigen, „Denken Sie jetzt das Gleiche?“, fragte mich eine Hausbewohnerin, die ich auf dem Weg zur Geburtstagsfeier der ufaFabrik am 9. Juni 2014 zufälligerweise traf. Ja wirklich, wie die Zeit vergeht. Das merken viele BerlinerInnen meiner Generation auch an den institutionellen Geburtstagen. Von der anfänglich feindlichen Stimmung gegen die ufaFabrik ist heute nichts geblieben. Ganz in Gegenteil. Das selbstverwaltete Kultur- und Lebensprojekt mit seinen vielfältigen sozialen und kulturellen Angeboten ist in Berlin-Tempelhof, in ganz Berlin, gar nicht mehr weg zu denken.
Die UfaFabrik „wild und mild“
Als „wild und mild“ zugleich bezeichnete Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, vor fünf Jahren zum 30sten Geburtstag die Erfolgsgeschichte der zunächst durch Besetzung und dann durch Kooperation agierenden Mitglieder der ufaFabrik in Tempelhof.
In den 70er und 80er Jahren waren Hausbesetzungen nicht unüblich. Hier hatte es aber eine Gruppe von knapp 50 Leuten im Alter von 18 bis 50 Jahren auf ein besonders großes Areal abgesehen: die ehemalige Ufa-Fabrik an der Viktoriastraße in Tempelhof. Auf dem 18.000-Quadratmeter-Gelände unweit des Tempelhofer Damms waren im Kopierwerk große Filme entwickelt, bearbeitet und gelagert worden. Bis Anfang der 70er-Jahre wurde hier noch gearbeitet, ein knappes Jahrzehnt später verfällt vieles. Die Gruppe ist überzeugt von ihren Visionen: Kultur und Kunst, Ökologie, Bildung und soziales Engagement verbinden, die Trennung zwischen Arbeit und Leben aufheben.
Am 9. Juni 1979 wurde das Gelände friedlich besetzt. Nach wenigen Wochen intensiver Verhandlungen und Öffentlichkeitsarbeit mit dem Berliner Senat wurde ein Bleiberecht erwirkt. Wenige Monate später konnte ein erster Mietvertrag unterzeichnet werden. Miete bzw. Pacht wird regelmäßig gezahlt. Die ufaFabrik mit ihren Theatern, Tanzsälen, Kinos, Nachbarschaftsräumen, Kitas, der eigenen Bäckerei, Cafés und Restaurants und der Freilichtbühne wird zur West-Berliner Attraktion. Heute haben hier auch viele Sozialprojekte ihr zu Hause.
Der 9. Juni 2014 als Start in den Geburtstagssommer
Pfingstmontag war Auftakt in einen Geburtstags-Veranstaltungssommer. Bis Ende August zeigen KünstlerInnen bei Konzerten, Comedy, Kabarett, Theater und Festivals ihr Können.
An diesem Abend führte „Juppy“, der Mann mit Hut, ein über Berlin hinaus bekanntes Gesicht der ufaFabrik, durch das Programm. Und auch der Himmel feierte mit: Bei strahlendem Wetter wurde auf der überdachten Freilichtbühne ein abwechslungsreiches witziges Programm gezeigt. Zur Freude aller unter anderem: Ulli (vielen als Ulli Zelle u.a. durch das rbb-HEIMATJOURNAL bekannt) und die Grauen Zellen erfreuten durch Soul und Rock, die Band Terra Brasilis durch Samba made in Berlin. Es gab Breakdance durch Kai Eikermann, Detlef Winterberg performte eine Stand-up-Comedy, Sabrina bewies welcher Sportlich- und Geschicklichkeit es bedarf, mit vier Reifen Hula Hoop fehlerfrei zu präsentieren. Gelungene Kostproben ihres Könnens gaben auch einige der ufa-NachwuchskünstlerInnen zum Beispiel die Band Deal und die wunderbaren Jongleure aus dem Kinderzirkus.
Ein 35ster Geburtstag, der Neugierde und Freude auf den 40sten hervorbringt. Danke!