Der Wunsch nach hoher Fachlichkeit im Gesundheits- und Pflegewesen ist sowohl im ländlichen Münsterland als auch in der Metropole Berlin groß. Im Mittelpunkt des Gespräches mit den Schülerinnen und Schülern der Schule für Gesundheitsberufe der Christophorus-Kliniken Coesfeld Dülmen Nottuln standen ihre Erwartungen an Ausbildung und Berufsfeld, aktuelle Gesetzgebungsverfahren und weitere geplante Maßnahmen im Gesundheits- und Pflegewesen. Die Diskussion am 8. Juli 2014 ist auf Einladung des Schulleiters Norbert Falke zustande gekommen. Es war bereits mein zweiter Besuch. Mit dabei auch mein Kollege Ulrich Hampel, Bundestagsabgeordneter für Coesfeld und Steinfurt, André Stinka, Unterbezirksvorsitzender und Generalsekretär der NRW-SPD, und der Coesfelder SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hermann-Josef Vogt. Um gute Pflege sowohl auf dem Lande, in der Stadt als auch in Metropolräumen zu sichern, ist es notwendig, dass alle drei föderalen Ebenen - Kommune, Land, Bund - abgestimmt agieren.
Hochmotivierte Schülerinnen und Schüler
Die uns empfangenden 30 Schülerinnen und Schüler der Gesundheits- und Krankenpflege waren sehr gut vorbereitet und gingen gleich in media res: Wie soll der demografische Wandel bewältigt werden, ohne dass in der Pflege ein Qualitätsverlust stattfindet? Wann werden Beschäftigte kirchlicher Träger die gleichen Streik- und Arbeitnehmerrechte haben, wie die nicht-kirchlich Beschäftigten? Wann wird eine bessere Infrastruktur zur Kinderbetreuung etabliert? Wann gibt es ein neues Pflegeberufegesetz? So gleich die ersten Fragen.
In Deutschland waren 2011 rund 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig, davon 740.000 stationär. Die Tendenz ist steigend: im Jahr 2030 werden schätzungsweise 3,4 Millionen und 2050 bereits 4,5 Millionen Menschen der Betreuung und Pflege bedürfen. Demografische Entwicklungen führen zu gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen, von denen das Gesundheits- und Pflegewesen besonders betroffen ist: Der Bedarf an präventiven, ambulanten, stationären sowie rehabilitativen Leistungen steigt - leider nicht gleichermaßen die finanziellen und personellen Ressourcen. Es droht ein Fachkräftemangel. Dieser demografische Wandel weist starke regionale bzw. kommunale Differenzierungen auf. Insbesondere ist ein signifikantes Stadt-Land-Gefälle zu beachten, da das Durchschnittsalter auf dem Lande schon jetzt deutlich höher ist.
Engagierte Politik
Pflege ist ein großer Schwerpunkt dieser Legislaturperiode: Mit zwei Pflegestärkungsgesetzen sollen deutliche Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung erreicht werden. Das erste Pflegestärkungsgesetz wurde am 3. Juli 2014 im Deutschen Bundestag debattiert und soll im Herbst beschlossen werden. Es wird bereits zum 1. Januar 2015 die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen spürbar verbessern. Ziele sind die Stärkung der ambulanten Betreuung und pflegerischen Versorgung in der Häuslichkeit, eine Entlastung der Angehörigen, sowie die Einbindung zusätzlicher engagementbereiter Menschen. Es braucht eine stärkere sozialräumliche Orientierung. Die Zukunft der Pflege findet im Quartier statt.
Mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz soll noch in dieser Wahlperiode der neue Begriff der Pflegebedürftigkeit und ein neues Begutachtungs- und Einstufungsverfahren eingeführt werden. Wegfallen werden die bisherigen Unterscheidungen zwischen Pflegebedürftigen mit körperlichen, psychischen und kognitiven Einschränkungen. Das nützt insbesondere den an Demenz Erkrankten. Im Zentrum steht der individuelle Unterstützungsbedarf, steht die Gewährleistung von Teilhabe.
Durch die Pflegestärkungsgesetze werden die Beiträge für die Pflegeversicherung in zwei Schritten um insgesamt 0,5 Beitragssatzpunkte angehoben. Dadurch stehen fünf Milliarden Euro mehr pro Jahr für Verbesserungen der Pflegeleistungen zur Verfügung. Auf Drängen der CDU/CSU sollen auch 1,2 Milliarden Euro in einen Pflegevorsorgefonds fließen, eine von Bundesbank und VerbraucherschützerInnen stark kritisierte Maßnahme.
Mit dem für das kommende Jahr geplante Pflegeberufegesetz wird eine Modernisierung der Ausbildungen der Gesundheits- und KrankenpflegerIn, der KinderkrankenpflegerIn und der AltenpflegerIn stattfinden. Diese Zusammenlegung begrüße ich sehr. Wir schaffen auch bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Pflege, indem wir eine zehntägige bezahlte Auszeit ermöglichen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gute Arbeitsbedingungen, eine angemessene Bezahlung und eine Stärkung der eigenverantwortlichen pflegerischen Kompetenzbereiche sind das A und O. Die Rahmenbedingungen für die Pflegefachkräfte müssen sich verbessern: mehr interprofessionelle Kooperation, bessere Bezahlung, mehr Durchlässigkeit in der Pflegebildung. Es finden auch Änderungen im Dokumentationswesen statt, was für die Fachkräfte mehr Zeit für die einzelnen PatientInnen bedeutet.
Auf Wunsch der SchülerInnen wurde auch über die Regelungen zur Organspende, über Vorsorgevollmachten und PatientInnenverfügungen, über Antibiotika-Resistenzen, die aufgrund extensiver Tierhaltung entstehen können, diskutiert. Gesprochen wurde auch über die Sterbehilfe, ein uns alle beschäftigendes Thema. Wenn Menschen für eine aktive Sterbehilfe plädieren, weil sie niemandem „zur Last fallen“ wollen, ist das ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.
Der „dritte Weg“ im Wandel?
Über eine Reform des kirchlichen Arbeitsrechts sind wir mit den Kirchen im Gespräch. Erkämpfte ArbeitnehmerInnenrechte müssen überall gelten. Diese Reform berührt aber auch andere kirchliche Haltungen z.B. beim Familienbild (Scheidung und Wiederverheiratung), Homosexualität, die im kirchlichen Bereich häufig die Rahmenbedingungen des Arbeitsplatz(erhalt)s mitbestimmen. Das benachteiligt ArbeitnehmerInnen, die in Regionen wohnen, in denen die Kirchen starke bzw. fast alleinige Anbieter entsprechender Arbeitsplätze sind. Die SPD möchte einen Branchentarif Gesundheit und Soziales, damit überall einheitliche Tariflöhne bezahlt werden.
Gespräch mit Pflegedirektorin, Verwaltungsdirektor, Leiterin Fachseminar Altenpflege und dem Schulleiter
Anschließend konnten wir noch ein intensives Gespräch mit Schulleiter Norbert Falke, Pflegedirektorin Christel Plenter und Verwaltungsdirektor Clemens Breulmann der Christophorus-Kliniken GmbH sowie Julia Hayck, Schulleiterin des Fachseminar für Altenpflege führen.
Mittels ihrer Präsentation zum „Fachkräftemangel am Beispiel des Pflege- und Funktionsdienstes“ verdeutlichte Plenter anschaulich die schon vorhandenen Warnzeichen des Fachkräftemangels auch in den Christophorus-Kliniken. Im OP sind Stellen unbesetzt, frei werdende Stellen kaum noch zu besetzen. Entsprechend sei die Stimmungslage in der Belegschaft. Schon bisher sei viel zur Attraktivitätssteigerung unternommen worden, deren Wirkung auch weit für die Pflegestellen selbst hinausgehen. Fakt ist, ein Arbeitgeber muss als Ganzes attraktiv sein u.a. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Mangel an Pflegekräften fordert das gesamte Krankenhaus in all seinen Prozessen und auch Managementaufgaben heraus.
„Auswege“ aus der Krise können sein
- der Ausbau der Eigenverantwortungsbereiche der Pflegefachkräfte , die am Arbeitsplatz das umsetzen wollen, was sie gelernt haben; damit werde die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz gesteigert,
- eine erneute Diskussion zur besseren Darstellung der Pflege, sowohl im DRG-System als auch hinsichtlich des derzeitigen Verfahrens des Pflegekomplexmaßnahmen-Score (PKMS), mit dem die durch Pflege erzielten wirtschaftlichen Erlöse deutlich dargestellt werden sollen,
- mehr horizontale und vertikale Durchlässigkeit in der Pflegebildung,
- mehr Akademisierung: zwar glauben einige, akademisierte Fachkräfte würden keine „Pflege am Bett“ leisten, andere verweisen auf die geringere Sterblichkeitsrate vom PatientInnen bei einer höheren Grad an Akademisierung,
- PraxisanleiterInnen könnten „schwache SchülerInnen“ (kognitiv bzw. psychisch) nicht ausreichend auffangen,
- eine bessere Finanzierung der Fachseminare in der Altenhilfe.
Pflegekammer begrüßt
Von herausragender Bedeutung sind die anstehende Reform der Ausbildung und die Einführung einer eigenen berufsständischen Vertretung. Die Forderung nach einer eigenen Pflegekammer für den anerkannten Heilberuf Pflege wird unterstützt. Der Berufstand Pflege darf sich zur Selbstverwaltung und Selbstbestimmung verkammern. Die erste Landespflegekammer wird aller Voraussicht nach im Frühjahr 2016 gegründet. Dann wird die Pflege mit den anderen Heilberufen, wie z.B. Ärztinnen/Ärzten und Apothekerinnen/Apothekern, auf Augenhöhe agieren.
Generalistische Ausbildung begrüßt
Außerdem setzen sich Christel Plenter, Julia Hayck und Norbert Falke sehr überzeugend für die „generalistische Ausbildung“ ein. Gerade für „Pflege auf dem Lande“ sei die Modernisierung der Ausbildung, eine durchgängige dreijährige Ausbildung mit anschließender Spezialisierung von Vorteil. Ob Pflegeauszubildende im Anschluss an ihre Ausbildung nicht nur im Beruf, sondern auch „auf dem Lande“ bleiben, hängt auch mit dem Ort der Ausbildung zusammen. Der Ausbildungsort sei der entscheidende Faktor für die künftige Versorgung. Findet die Ausbildung in der Stadt statt, bleiben Fachkräfte zumeist auch dort, während sie häufiger auf dem Lande bleiben, wenn hier eine Ausbildung ermöglicht wird.
Ich bedanke mich herzlich für die lebhaften Gespräche. Bedanken möchte ich mich auch herzlich für die anschließende Einladung des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hermann-Josef Vogt zum Essen, welches zu Ehren eines seit 55 Jahren in der SPD aktiven Mitglieds organisiert worden war.
Der Wunsch nach hoher Fachlichkeit im Gesundheits- und Pflegewesen ist sowohl im ländlichen Münsterland als auch in der Metropole Berlin groß. Im Mittelpunkt des Gespräches mit den Schülerinnen und Schülern der Schule für Gesundheitsberufe
http://www.christophorus-kliniken.de/index.php?id=schule_fuer_gesundheit... der Christophorus-Kliniken Coesfeld Dülmen Nottuln standen ihre Erwartungen an Ausbildung und Berufsfeld, aktuelle Gesetzgebungsverfahren und weitere geplante Maßnahmen im Gesundheits- und Pflegewesen. Die Diskussion am 8. Juli 2014 ist auf Einladung des Schulleiters Norbert Falke zustande gekommen. Es war bereits mein zweiter Besuch. Mit dabei auch mein Kollege Ulrich Hampel, Bundestagsabgeordneter für Coesfeld und Steinfurt, André Stinka, Unterbezirksvorsitzender und Generalsekretär der NRW-SPD, und der Coesfelder SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hermann-Josef Vogt. Um gute Pflege sowohl auf dem Lande, in der Stadt als auch in Metropolräumen zu sichern, ist es notwendig, dass alle drei föderalen Ebenen - Kommune, Land, Bund - abgestimmt agieren.
Hochmotivierte Schülerinnen und Schüler
Die uns empfangenden 30 Schülerinnen und Schüler der Gesundheits- und Krankenpflege waren sehr gut vorbereitet und gingen gleich in media res: Wie soll der demografische Wandel bewältigt werden, ohne dass in der Pflege ein Qualitätsverlust stattfindet? Wann werden Beschäftigte kirchlicher Träger die gleichen Streik- und Arbeitnehmerrechte haben, wie die nicht-kirchlich Beschäftigten? Wann wird eine bessere Infrastruktur zur Kinderbetreuung etabliert? Wann gibt es ein neues Pflegeberufegesetz? So gleich die ersten Fragen.
In Deutschland waren 2011 rund 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig, davon 740.000 stationär. Die Tendenz ist steigend: im Jahr 2030 werden schätzungsweise 3,4 Millionen und 2050 bereits 4,5 Millionen Menschen der Betreuung und Pflege bedürfen. Demografische Entwicklungen führen zu gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen, von denen das Gesundheits- und Pflegewesen besonders betroffen ist: Der Bedarf an präventiven, ambulanten, stationären sowie rehabilitativen Leistungen steigt - leider nicht gleichermaßen die finanziellen und personellen Ressourcen. Es droht ein Fachkräftemangel. Dieser demografische Wandel weist starke regionale bzw. kommunale Differenzierungen auf. Insbesondere ist ein signifikantes Stadt-Land-Gefälle zu beachten, da das Durchschnittsalter auf dem Lande schon jetzt deutlich höher ist.
Engagierte Politik
Pflege ist ein großer Schwerpunkt dieser Legislaturperiode: Mit zwei Pflegestärkungsgesetzen sollen deutliche Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung erreicht werden. Das erste Pflegestärkungsgesetz wurde am 3. Juli 2014 im Deutschen Bundestag debattiert und soll im Herbst beschlossen werden. Es wird bereits zum 1. Januar 2015 die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen spürbar verbessern. Ziele sind die Stärkung der ambulanten Betreuung und pflegerischen Versorgung in der Häuslichkeit, eine Entlastung der Angehörigen, sowie die Einbindung zusätzlicher engagementbereiter Menschen. Es braucht eine stärkere sozialräumliche Orientierung. Die Zukunft der Pflege findet im Quartier statt.
Mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz soll noch in dieser Wahlperiode der neue Begriff der Pflegebedürftigkeit und ein neues Begutachtungs- und Einstufungsverfahren eingeführt werden. Wegfallen werden die bisherigen Unterscheidungen zwischen Pflegebedürftigen mit körperlichen, psychischen und kognitiven Einschränkungen. Das nützt insbesondere den an Demenz Erkrankten. Im Zentrum steht der individuelle Unterstützungsbedarf, steht die Gewährleistung von Teilhabe.
Durch die Pflegestärkungsgesetze werden die Beiträge für die Pflegeversicherung in zwei Schritten um insgesamt 0,5 Beitragssatzpunkte angehoben. Dadurch stehen fünf Milliarden Euro mehr pro Jahr für Verbesserungen der Pflegeleistungen zur Verfügung. Auf Drängen der CDU/CSU sollen auch 1,2 Milliarden Euro in einen Pflegevorsorgefonds fließen, eine von Bundesbank und VerbraucherschützerInnen stark kritisierte Maßnahme.
Mit dem für das kommende Jahr geplante Pflegeberufegesetz wird eine Modernisierung der Ausbildungen der Gesundheits- und KrankenpflegerIn, der KinderkrankenpflegerIn und der AltenpflegerIn stattfinden. Diese Zusammenlegung begrüße ich sehr. Wir schaffen auch bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Pflege, indem wir eine zehntägige bezahlte Auszeit ermöglichen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gute Arbeitsbedingungen, eine angemessene Bezahlung und eine Stärkung der eigenverantwortlichen pflegerischen Kompetenzbereiche sind das A und O. Die Rahmenbedingungen für die Pflegefachkräfte müssen sich verbessern: mehr interprofessionelle Kooperation, bessere Bezahlung, mehr Durchlässigkeit in der Pflegebildung. Es finden auch Änderungen im Dokumentationswesen statt, was für die Fachkräfte mehr Zeit für die einzelnen PatientInnen bedeutet.
Auf Wunsch der SchülerInnen wurde auch über die Regelungen zur Organspende, über Vorsorgevollmachten und PatientInnenverfügungen, über Antibiotika-Resistenzen, die aufgrund extensiver Tierhaltung entstehen können, diskutiert. Gesprochen wurde auch über die Sterbehilfe, ein uns alle beschäftigendes Thema. Wenn Menschen für eine aktive Sterbehilfe plädieren, weil sie niemandem „zur Last fallen“ wollen, ist das ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.
Der „dritte Weg“ im Wandel?
Über eine Reform des kirchlichen Arbeitsrechts sind wir mit den Kirchen im Gespräch. Erkämpfte ArbeitnehmerInnenrechte müssen überall gelten. Diese Reform berührt aber auch andere kirchliche Haltungen z.B. beim Familienbild (Scheidung und Wiederverheiratung), Homosexualität, die im kirchlichen Bereich häufig die Rahmenbedingungen des Arbeitsplatz(erhalt)s mitbestimmen. Das benachteiligt ArbeitnehmerInnen, die in Regionen wohnen, in denen die Kirchen starke bzw. fast alleinige Anbieter entsprechender Arbeitsplätze sind. Die SPD möchte einen Branchentarif Gesundheit und Soziales, damit überall einheitliche Tariflöhne bezahlt werden.
Gespräch mit Pflegedirektorin, Verwaltungsdirektor, Leiterin Fachseminar Altenpflege und dem Schulleiter
Mittels ihrer Präsentation zum „Fachkräftemangel am Beispiel des Pflege- und Funktionsdienstes“ verdeutlichte Plenter anschaulich die schon vorhandenen Warnzeichen des Fachkräftemangels auch in den Christophorus-Kliniken. Im OP sind Stellen unbesetzt, frei werdende Stellen kaum noch zu besetzen. Entsprechend sei die Stimmungslage in der Belegschaft. Schon bisher sei viel zur Attraktivitätssteigerung unternommen worden, deren Wirkung auch weit für die Pflegestellen selbst hinausgehen. Fakt ist, ein Arbeitgeber muss als Ganzes attraktiv sein u.a. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Mangel an Pflegekräften fordert das gesamte Krankenhaus in all seinen Prozessen und auch Managementaufgaben heraus.
„Auswege“ aus der Krise können sein
- der Ausbau der Eigenverantwortungsbereiche der Pflegefachkräfte , die am Arbeitsplatz das umsetzen wollen, was sie gelernt haben; damit werde die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz gesteigert,
- eine erneute Diskussion zur besseren Darstellung der Pflege, sowohl im DRG-System als auch hinsichtlich des derzeitigen Verfahrens des Pflegekomplexmaßnahmen-Score (PKMS), mit dem die durch Pflege erzielten wirtschaftlichen Erlöse deutlich dargestellt werden sollen,
- mehr horizontale und vertikale Durchlässigkeit in der Pflegebildung,
- mehr Akademisierung: zwar glauben einige, akademisierte Fachkräfte würden keine „Pflege am Bett“ leisten, andere verweisen auf die geringere Sterblichkeitsrate vom PatientInnen bei einer höheren Grad an Akademisierung,
- PraxisanleiterInnen könnten „schwache SchülerInnen“ (kognitiv bzw. psychisch) nicht ausreichend auffangen,
- eine bessere Finanzierung der Fachseminare in der Altenhilfe.
Pflegekammer begrüßt
Von herausragender Bedeutung sind die anstehende Reform der Ausbildung und die Einführung einer eigenen berufsständischen Vertretung. Die Forderung nach einer eigenen Pflegekammer für den anerkannten Heilberuf Pflege wird unterstützt. Der Berufstand Pflege darf sich zur Selbstverwaltung und Selbstbestimmung verkammern. Die erste Landespflegekammer
http://www.pflegekammer-gruendungskonferenz-rlp.de/fileadmin/user_upload... wird aller Voraussicht nach im Frühjahr 2016 gegründet. Dann wird die Pflege mit den anderen Heilberufen, wie z.B. Ärztinnen/Ärzten und Apothekerinnen/Apothekern, auf Augenhöhe agieren.
Generalistische Ausbildung begrüßt
Außerdem setzen sich Christel Plenter, Julia Hayck und Norbert Falke sehr überzeugend für die „generalistische Ausbildung“ ein. Gerade für „Pflege auf dem Lande“ sei die Modernisierung der Ausbildung, eine durchgängige dreijährige Ausbildung mit anschließender Spezialisierung von Vorteil. Ob Pflegeauszubildende im Anschluss an ihre Ausbildung nicht nur im Beruf, sondern auch „auf dem Lande“ bleiben, hängt auch mit dem Ort der Ausbildung zusammen. Der Ausbildungsort sei der entscheidende Faktor für die künftige Versorgung. Findet die Ausbildung in der Stadt statt, bleiben Fachkräfte zumeist auch dort, während sie häufiger auf dem Lande bleiben, wenn hier eine Ausbildung ermöglicht wird.
Ich bedanke mich herzlich für die lebhaften Gespräche. Bedanken möchte ich mich auch herzlich für die anschließende Einladung des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hermann-Josef Vogt zum Essen, welches zu Ehren eines seit 55 Jahren in der SPD aktiven Mitglieds organisiert worden war.