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Gesicht zeigen gegen Antisemitismus

Am Brandenburger Tor haben 5.000 Menschen bei der Kundgebung unter dem Motto "Steh auf! Nie wieder Judenhass!" Gesicht gezeigt gegen Antisemitismus und Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Sie alle machten deutlich, dass jüdisches Leben Teil unserer Identität und Kultur ist.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte zu dieser Kundgebung am 14. September 2014auf dem Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor eingeladen. Viele Menschen aus ganz Deutschland kamen - unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Joachim Gauck, der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der Regierende Bürgermeister Berlin Klaus Wowereit, die Fraktionsvorsitzenden aller im Bundestag vertretenen Parteien, der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie ranghohe Vertreterinnen und Vertreter aus der Glaubensgemeinschaften. Es freut mich, unter den TeilnehmerInnen auch viele Genossinnen und Genossen aus Tempelhof-Schöneberg getroffen zu haben. Zu sehen waren auch viele Transparente mit den Aufschriften "Frieden", „Judenhass bedroht uns alle“ oder „Sicherheit für Juden“ und "Schalom" steht.

Anlass der Kundgebung war das Erstarken antisemitischer und antiisraelischer Vorfälle und Gewalttagen im Sommer in ganz Deutschland. Im Berliner Tiergarten wurde ein jüdischer Rentner von bislang Unbekannten zusammengeschlagen, ein junger in Berlin lebender Israeli wurde von muslimischen Jugendlichen verprügelt, in einer Neuköllner Moschee rief ein Imam dazu auf, Juden zu töten. Während des Gaza-Kriegs riefen arabischstämmige DemonstrantInnen menschenverachtende Sätze.

Antisemitismus sei häufig durch den Gaza-Krieg gerechtfertigt worden, kritisierte Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden, in seiner Rede, der. Er forderte die Vertreter der Muslime in Deutschland auf, stärker gegen Antisemitismus vorzugehen:  „Muslime dürfen nicht zulassen, wenn radikale Islamisten ihre Religion missbrauchen, um Hass zu schüren“, verwies aber auch darauf, dass viele Muslime in Deutschland nicht so wie die Radikalen dächten. Diese Aussagen wurden in meinem Umfeld debattiert. Einigkeit bestand darin, dass der Antisemitismus in Deutschland viel zu hoch sei und dieser bekämpft werden müsse.  Dies sei nicht gleichzusetzen mit einem Automatismus hinsichtlich einer Befürwortung im jüngsten Gaza-Krieg. Das Traurige dort sei, dass wohl viele Menschen auf beiden Seiten die Empathie für das Leiden der anderen Menschen verloren habe.

Deutschland steht unverrückbar zum Existenzrecht Israels, erklärte Klaus Wowereit. Der regierende Bürgermeister begrüßte den zahlreichen Zuzug junger Menschen aus Israel nach Berlin und verwies darauf: "Das ist ein wunderbares Zeichen und ein Vertrauensbeweis in Toleranz und Offenheit unseres Landes."

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte im Namen der Bundesregierung "jede Form von Judenfeindlichkeit in Deutschland und Europa auf das Schärfste". Sie betonte: „Wenn Menschen in Deutschland angepöbelt, beleidigt oder geschlagen werden, weil sie sich als Juden zu erkennen geben oder solidarisch mit Israel sind, das ist ein ungeheurer Skandal“. Die deutschen Behörden würden mit aller Härte gegen antisemitische Drohungen und Gewalt vorgehen: "Wir wollen, dass sich Juden in Deutschland sicher fühlen. (...) Jüdische Freunde, Nachbarn, Kollegen: Sie sind in Deutschland zu Hause."

 

Foto: Jörg Litwinschuh