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Rede im Europarat zum Bericht "Optimale Brustkrebsdienstleistungen in Europa"

In meiner Rede im Europarat ich deutlich gemacht, dass es darum geht, die Sterblichkeit der an Brustkrebs erkrankten Frauen zu senken. Die Lebensqualität der Patientinnen muss verbessert und vor allem im Interesse der Frauen eine Überdiagnose und Übertherapie verringert werden. Debattiert wurde über den Nutzen und die Risiken des Mammographie-Screenings. Mir ist wichtig, dass Frauen wissenschaftlich fundierte, neutrale und umfassende Informationen über die erwünschten und unerwünschten Effekte von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen erhalten.

 


Parlamentarische Versammlung des Europarats

SITZUNGSPERIODE 2014 (4. Teil)

Bericht: Optimale Brustkrebsdienstleistungen in Europa

36. Sitzung

Freitag, 3. Oktober 2014,

Report: Towards optimum breast cancer services across Europe (Dok. 13572)

Danke sehr, Herr Präsident!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch ich bedanke mich bei der Berichterstatterin Stella Kyriakides sehr für ihren ausgezeichneten Bericht zu einem Thema, welches mehr ist als nur ein gesundheitspolitisches. Es ist ein gesellschaftliches Thema, das auch die Herausforderung von sozialer Inklusion anspricht.

Ich bin im deutschen Bundestag für das Thema Frauengesundheit zuständig und nehme wahr, dass wir überall eine aktuelle Debatte über Nutzen und Risiken des Mammographie-Screenings führen. So kommt eine Reihe internationaler Studien zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Das verunsichert die Frauen, aber auch die Ärzte und Ärztinnen.

Wir haben unser Screening erst spät eingeführt; die Evaluation der Brustkrebsmortalität im deutschen Mammographie-Screening-Programm wird erst seit einigen Jahren erforscht. Wir brauchen einen längeren Beobachtungszeitraum und werden daher erst 2015 mit validen Ergebnissen rechnen können.

Derzeit gilt bei uns: Qualitätsgesichertes Mammographie-Screening in zweijährigen Abständen für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren ist zur Früherkennung des Mammakarzinoms geeignet. Die Mammographie ist z.Z. die einzige zur Erkennung von Brustkrebsvorstufen oder frühen Tumorstadien allgemein als wirksam anerkannte Methode.

Wie wir hier bereits gehört haben, sprechen wir hier von unterschiedlichen Alterszugängen. Auch das wäre eine wichtige Frage für die weitere Forschung. Sprechen wir hier von den jüngeren, die Zugang zum Screening bekommen sollen, oder reden wir von den 50- bis 70-Jährigen, wie bei uns? Ist es wichtig, den Screening-Zugang auch auf Frauen von über 70 zu erweitern, wie es in Deutschland debattiert wird?

Die Brustkrebssterblichkeit konnte durch das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening weiter gesenkt werden, doch bedarf es hier wie gesagt weiterer Forschung.

Ich halte es für unbedingt erforderlich, dass die Frauen wissenschaftlich fundierte, neutrale und umfassende Informationen über die erwünschten und unerwünschten Effekte von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen erhalten. Wir haben deswegen auch noch einmal das Einladungsschreiben und das Merkblatt für die Frauen einer Prüfung unterzogen, denn jede Frau hat das Recht auf Wissen, ebenso wie das Recht auf Nicht-Wissen.

Ich begrüße die Forderung nach der flächendeckenden Einrichtung von Krebsregistern und vor allem einer europaweiten Transparenz der ausgewerteten Daten. Leider haben wir in Deutschland dieses Krebsregister erst 2013 eingeführt, können also bisher nur wenige Daten zur Verfügung stellen.

Wir alle wollen die Sterblichkeit der an Brustkrebs erkrankten Frauen senken, die Lebensqualität der Patientinnen verbessern und vor allem im Interesse der Frauen eine Überdiagnose und Übertherapie verringern. Es ist ein Skandal, wenn Ärzte letztendlich inkompetent Diagnosen stellen, die zu aggressiven Chemotherapien und bis hin zur Amputation führen. Das darf nicht sein. Dagegen kämpfen wir alle an.