Mit dem Trans*March Berlin soll ein Zeichen für Solidarität, Selbstbestimmung, Respekt und gemeinsames verantwortungsvolles Handeln und Kämpfen zum Ausdruck gebracht werden. Um sich insbesondere gegen Mehrfachdiskriminierungen auszusprechen versammelten sich am Sonntag, den 19. Oktober 2014, einige hundert - überwiegend junge - Menschen aus der ganzen Bundesrepublik an der S+U-Bahn Haltestelle Jannowitzbrücke. Trans* wird verstanden nicht als EINE Wirklichkeit oder Identität, sondern als viele. Mich hat das vielfache Statement beeindruckt, sich selber treu zu sein und sich nicht zwangsweise durch Operation oder gesellschaftlichen Druck für „weiblich“ oder „männlich“ entscheiden zu müssen, gemäß der Devise „Ich bin ich“.
Forderungen des Trans*Marches:
- eine freie geschlechtliche Selbstdefinition und für mehr Sichtbarkeit der unterschiedlichen Genderidentitäten
- Abbau von Diskriminierungen sowie von physischer und psychischer Gewalt im Kontext von Familie und Schule
- ein nicht-pathologisierter und diskriminierungsfreier Zugang zu einer Trans*Gesundheitsversorgung
- die Abschaffung des Begutachtungssystems auf der Basis einer vermeintlichen Geschlechtsidentitätsstörung
- die Möglichkeit zu Namens- und Personenstandsänderung durch einen einfachen Behördengang.
Kritisiert wird, dass in den meisten Gesellschaften Menschen bei der Geburt entweder das weibliche oder das männliche Geschlecht zugewiesen wird. Die in der Vergangenheit bei Inter*Personen schon im Säuglingsalter erfolgten „operativen Zwangsnormierungen“ dienten einzig dazu, die „normative Zweigeschlechtlichkeit“ aufrechtzuerhalten.
Trans Murder Monitoring Project
Mit Trauer haben die Demonstrierenden von der Ermordung von Trans*Frauen in Australien bzw. in der Türkei in der vergangenen Woche gehört. Im Trans Murder Monitoring Project von Transgender Europe (TGEU) wird auf europäischer Ebene systematisch die Ermordung von Trans*Personen aufgenommen. In den letzten fünf Jahren wurden weltweit über 1200 Morde an Trans*Personen registriert. Besonders betroffen davon sind Trans*Frauen und Trans*SexarbeiterInnen, was auch daran liegt, dass SexarbeiterInnen, trotz teilweise bestehender Legalisierung von Sexarbeit, nach wie vor von staatlicher Kriminalisierung und gesamtgesellschaftlicher Stigmatisierung und Gewalt betroffen sind. Rassismus und Mehrfachdiskriminierungen tragen ebenfalls zum Klima der gesellschaftlichen Marginalisierung von trans*-Personen bei.
Ein mit viel Applaus bedachter Satz war: „Das wollen wir uns nicht länger gefallen lassen. Wir müssen gemeinsam kämpfen gegen diskriminierende Zustände. Lasst uns solidarisch sein!“. Politik hat hier noch das ihre zu tun, damit diese Solidarität Wirklichkeit wird.
Trans*Marches wollen als politische Demonstrationen empowernde Orte für trans*Menschen sein, Orte für die Sichtbarmachung von trans*politischen Forderungen. Seit 2004 finden in San Francisco und seit 2009 in Toronto Trans*Marche statt. Mit dem Trans* March Berlin 2014 soll nun auch in Berlin eine vergleichbare Tradition begründet werden.