Der SPD-Politiker Friedrich Ebert wurde 1919 von der Weimarer Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. Er brachte die Demokratie in Deutschland mit auf den Weg. Einer seiner prägnanten Sätze lautete: „Demokratie braucht Demokraten“. Friedrich Ebert ist ein Vorbild unserer Demokratie. Er starb am 28. Februar 1925.
Zwei Tage nach dem Tode des früheren SPD-Vorsitzenden und Reichspräsidenten bat der Parteivorstand in einer Ausgabe des vorwärts um Spenden zur Gründung einer Stiftung im Sinne des Verstorbenen. Es kamen rund 5.000 Reichsmark zusammen. Diese bildeten den Grundstock der Friedrich-Ebert-Stiftung, die heute einen Etat von 153 Millionen Euro hat.
Ganz im politischen Sinne des Verstorbenen, der sich als Autodidakt aus einfachen Verhältnissen den Weg an die Spitze der deutschen Republik erarbeitet hatte, begründete der SPD-Vorstand am 2. März 1925 die Friedrich-Ebert-Stiftung. Das Ziel: Einzelnen "jungen, befähigten Proletariern" soll ein Studium ermöglicht und die Demokratie und internationale Verständigung gefördert werden. Das Jubiläum der Stiftung ist also zugleich das Jubiläum der Abteilung Studienförderung. Das Anliegen, sozialen Aufstieg durch Bildung zu fördern, ist nach wie vor aktuell.
Herzlichen Glückwunsch zum 90sten, liebe Friedrich-Ebert-Stiftung
Eine riesige GratulantInnenschar nahm am 2. März 2015 zeitgleich in Berlin und in Bonn am Festakt anlässlich des 90jährigen Bestehens der Friedrich-Ebert-Stiftung teil. Sie alle und zugleich noch viele mehr waren „verbunden“ durch den Livestream zu dieser Veranstaltung.
Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. und FES-Vorsitzender, führte in seinem Rückblick auf die vergangenen 90 Jahre aus, dass die FES für die Werte Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie stehe. Ziel sei es, die Grundwerte der Sozialen Demokratie zu fördern und eine freie und solidarische Gesellschaft mit gleichen Chancen bei aktiven und passiven Wahlen umzusetzen. Menschen sollen unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Religion dazu befähigt sein, als freie BürgerInnen eine Gesellschaft aktiv mitzugestalten und an ihr politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell teilzuhaben.
Kurt Beck betont, dass in der heutigen Zeit, in der die Wahlbeteiligung sinkt und eine zunehmende Skepsis gegenüber demokratischen Strukturen besteht, der politischen Bildung eine herausragende Bedeutung zukommt. Die wichtigsten Aufgaben der Stiftung seien heute:
- die politische Bildung im In- und Ausland: 2013 fanden durch die FES 2600 Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen in Berlin, in Bonn und im Ausland statt, an denen über 200.000 Menschen teilnahmen.
- eine weltweite Bildungsförderung: Von der Stiftung werden augenblicklich über 2730 Studierende und Promovierende aus finanziell schwächeren Familien gefördert, insgesamt sind es schon über 20.000 Menschen. Ganz im Sinne Friedrich Eberts, sind 45 Prozent dieser StipendiatInnen Erststudierende in ihren Familien.
- das Archiv der sozialen Demokratie: Dieses ist die zentrale Aufbewahrungsstätte für Quellen aller Art zur Geschichte der deutschen und internationalen ArbeiterInnenbewegung. Es dient auch der Erforschung der allgemeinen Sozialgeschichte sowie der Zeitgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Ein besonderer Dank geht an die fast 630 MitarbeiterInnen, die im Auftrag der Stiftung in über 100 Ländern tätig sind.
Bundespräsident Dr. Joachim Gauck kennzeichnete Friedrich Ebert in seiner Festansprache als einen „Visionär mit Augenmaß“. Ebert sei ein Wegbereiter für eine tolerante Weltbürgerschaft und eine leuchtendes Beispiel für die Demokratie gewesen. „Ich verneige mich vor einem großen Sozialdemokraten und einem großen Deutschen“.
Die politische Stiftung Friedrich Ebert fördere und stärke die Demokratie in Deutschland und weltweit. Dank des herausragenden Engagements der MitarbeiterInnen sei das Bild eines starken Bürgers, einer starken Bürgerin auch in Transformationsgesellschaften lebbar. Das sei auch auf dem Wege zur deutschen Einheit spürbar gewesen.
Der frühere Staatspräsident Polens, Aleksander Kwaśniewski, hob in seiner Festansprache die Bedeutung der Friedrich-Ebert-Stiftung im Transformationsprozess der mittel- und osteuropäischen Länder hervor. Auch dank ihrer „soft-power“-Fähigkeiten, der Fähigkeiten zu einer Kultur des Dialogs und der Kooperation, sei es heute möglich, dass Deutsche und Polen „gute Nachbarn sein können“. Gute Nachbarn zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich in den anderen mit seinen traumatischen Erfahrungen hineinversetzen können. Heute leben Deutsche und Polen in einer gemeinsamen europäischen Wertefamilie.
Aleksander Kwaśniewski ging auch auf die aktuelle Situation ein: Russland habe völkerrechtswidrig den Teil eines souveränen Nachbarstaates annektiert. Unter den Ländern Europas gebe es zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran, dass die territoriale Integrität der Ukraine geschützt werden müsse. Der ukrainische Euromaidan sei die zeitversetzte Revolution von 1989 gewesen.
Zum Abschluss stellten FES-StipendiatInnen als VertreterInnen der jungen Generation Fragen an die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen, den DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann, den Fraktions- und Landesvorsitzenden der hessischen SPD Thorsten Schäfer-Gümbel sowie an Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist die traditionsreichste politische Stiftung in Deutschland. Sie entstand 1925 aus der bitteren Einsicht des Reichspräsidenten der ersten deutschen Republik, dass es in der Weimarer Zeit nicht gelungen war, die Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen von den Werten der Demokratie zu überzeugen. Diese Aufgabe ist zu jeder Zeit zentral: Eine Demokratie hat mensch nicht, eine Demokratie muss stets erarbeitet werden. Deshalb werden junge Menschen mit gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein, die sich für eine Soziale Demokratie engagieren, gefördert. Da Bildung dazu befähigt, sich kritisch und mündig an Politik zu beteiligen, müssen Bildungsbarrieren abgebaut werden.
„Demokratie braucht Demokraten“ - dieses politisches Vermächtnis Friedrich Eberts bestimmt bis heute die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), besonders in ihrer politischen Bildungsarbeit und der Begabtenförderung. Eine Demokratie hat nur dann echte Überlebenschancen, wenn sie auf Inklusion und Partizipation ausgerichtet ist, wenn sie Chancengleichheit für alle anstrebt und ihnen ermöglicht, ihr Potential zu entwickeln.