Hauptmenü

Kunst- und Architekturführung im Reichstagsgebäude

Vorletztes Wochenende musste die Reichstagskuppel wegen Temperaturen von über 50 Grad gesperrt werden. Aber am 11. Juli 2015 konnten die TeilnehmerInnen der Kunst- und Architekturführung  das Erkennungsmerkmal des Reichstages wieder erklimmen.

Um 11 Uhr trafen sich alle TeilnehmerInnen am Zentralen Eingang für Besucherinnen und Besucher des Bundestages. Von dort aus ging es durch die Sicherheitskontrolle, direkt durch den Eingang West über dem hoch oben der Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ schwebt. Im Parlamentsalltag benutze ich diesen Eingang eher selten, deshalb ist es auch für mich immer wieder spannend, die Treppen empor zu steigen und sich für einen kurzen Moment auf die Geschichte und Funktion des Gebäudes zu besinnen.

Teil der Kunst- und Architekturführung ist natürlich auch die Geschichte des Reichstagsgebäudes. Das 1894 nach den Plänen des Architekten Paul Wallot fertiggestellte Gebäude wurde mehrfach umgebaut, bis es zu seiner heutigen Form fand. Nach der deutschen Wiedervereinigung fand hier 1991 die erste Sitzung des Gesamtdeutschen Parlaments im Reichstagsgebäude in Berlin statt. Die Ausschreibung zum Umbau des Gebäudes gewann der britische Architekt Sir Norman Foster. Er überzeugte die Parlamentarier mit seinen Plänen, dass Gebäude innen zu einem neuen, funktionalem Parlamentsgebäude umzubauen, die historische Fassade dabei aber zu erhalten. Von ihm stammt auch die blau-violette Farbe der Stühle im Saal, welche als „Reichstags-Blue“ patentiert ist.

Kunst zum Gedenken an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Reichstagsabgeordneten

Das Kunstwerk von Katharina Sieverding überschattet die Abgeordnetenlobby im Westflügel des Gebäudes. Es ist ein großes, stark Verfremdetes Bild, gehalten in den Farben Schwarz, Rot, Gold und Weiß. Katharina Sieverding hat eine Fotografie und ein Röntgenbild übereinander gelegt, welche zusammen das Kunstwerk zum Gedenken ergeben. Es lassen sich Flammen erkennen sowie Teile einer menschlichen Wirbelsäule. Wie die TeilnehmerInnen interpretierten, steht die Wirbelsäule für jenes „Rückgrat“, dass die verfolgten Reichstagsabgeordneten mit ihrem Wiederstand zeigten. Die Röntgenaufnahme zeigt neben der Wirbelsäule einen Tumor. Laut unserer fachkundigen Begleitung vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages symbolisiert der Tumor den Nationalsozialismus seine Gräueltaten. Direkt unter dem Kunstwerk liegen drei Bücher mit Namen und Hintergrundgeschichten der verfolgten und ermordeten Abgeordneten aus.

Im gleichen Atemzug betonte unsere Betreuerin vom Besucherdienst die demokratische Tradition des Reichstagsgebäudes. Adolf Hitler hat niemals im Reichstag gesprochen. Das Parlament tagte zu seiner Zeit in der Kroll-Oper, in dem es 1933 auch dem Ermächtigungsgesetz zustimmte.

Andachtsraum und Empfangsraum

Immer wieder spannend finde ich die Reaktionen der TeilnehmerInnen beim Betreten des Andachtsraumes. Der Andachtsraum in Deutschen Bundestag gleicht weder einer Kirche, Moschee noch Synagoge. Mehr ist es ein künstlerisch gestalteter Raum, der zur Ruhe und Besinnung einlädt. Im Gegensatz zum restlichen Konzept des Reichstagsgebäudes ist der Andachtsraum in besonders transparent. Licht fällt nur geblockt durch eine Wand in den Raum, es gibt keine Fenster.

In Sitzungswochen gibt es Kolleginnen und Kollegen die morgendlich eine Andacht abhalten, jedoch selbst organisiert und ohne PastorIn oder Pfarrer. Es ist wichtig, dass der Raum für alle Konfessionen offen ist. Daher lassen sich, bis auf ein hölzernes Kreuz, dass abbaubar ist, auch keine christlichen Symbole in dem Raum finden. Gestaltet wurde der Andachtsraum von Günther Uecker. Fünf Leinwände dominieren den Raum. Gestaltet sind diese mit Sand, Holz, Nägeln und größeren Metallstücken. Die Gestaltung spiegelt Ueckers starke Auseinandersetzung mit Religion und Glaube wieder.

Im Empfangsraum hängt das wohl größte Gemälde von Anselm Kiefer im Reichstagsgebäude. Es trägt den Titel „Nur mit Wind und Zeit und Klag“ und bezieht sich auf eine Gedichtzeile von Ingeborg Bachmann, die sich in dem Gedicht mit dem Leben im Exil auseinanderzieht. Neben der Größe des Kunstwerkes ist vor allem die dreidimensionale Struktur faszinierend. Erst vom nahen fällt auf wie viele Lagen und Schichten das Gesamtbild ergeben. Der Empfangsraum hat im parlamentarischen Alltag eine ganz bedeutende Funktion. Hier werden die Urnen, etwa bei namentlichen Abstimmungen oder nach der Wahl des Kanzlers/ der Kanzlerin, entleert und ausgezählt. 2011 hielt sich außerdem Papst Benedikt XVI. vor seiner Rede im Bundestag im Andachtsraum auf.

Gespräch im Fraktionssaal und Kuppelbesuch

Das Gespräch mit den TeilnehmerInnen im SPD-Fraktionssaal zeigte deutlich, dass viele die aktuelle Lage um Griechenland sehr beschäftigt. Als Abgeordnete kann ich betonen, dass ich sehr froh bin, dass alle Verhandlungsergebnisse durch das Parlament angenommen oder angelehnt werden müssen. Auch wenn wir uns offiziell in der Sommerpause befinden, sind alle Abgeordneten abrufbereit nach Berlin zu kommen und gegebenenfalls wird in einer Sondersitzung abgestimmt.

Nach 1 ½ Jahren Koalition hat sich in der Pflege viel verändert und wir arbeiten weiter an der Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes, dem neuen Pflegeberufegesetz und Krankenhausversorgungsgesetz. Gerade bei Gesprächen mit Besuchergruppen mache ich immer wieder gerne auf die Pflegestützpunkte aufmerksam, die großartige Arbeit leisten und vielen doch unbekannt sind. Für meinen Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg gibt es zwei Pflegestützpunkte, einen in der Pallasstraße 25 in Schöneberg und einen weiteren in der Reinhardtstraße 7 in Tempelhof.

Ich bedanke mich herzlich beim Besucherdienst des Deutschen Bundestages. Die Kunst- und Architekturführungen werden nie langweilig und jedes Mal gibt es etwas Neues zu erfahren und zu entdecken. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei allen TeilnehmerInnen für ihr Interesse an der Kunst- und Architektur im Bundestag sowie meiner politischen Arbeit.