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AWO-Themenreihe Soziale Arbeit: Brauchen Geflüchtete ein andere soziale Arbeit?

Manuela Harling, Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro Mechthild Rawert

In regelmäßigen Abständen treffen sich Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion sowie ihre MitarbeiterInnen und des AWO-Bundesverband zum Thema „Wert sozialer Arbeit“. Hierbei werden der Wert sozialer Arbeit, die Notwendigkeit und die Herausforderungen für die Träger der Wohlfahrtspflege und der Politik immer wieder unter jeweils anderen Aspekten betrachtet. Am 16. März 2016 ging es um die Frage: „Nach Deutschland geflüchtete Menschen: Neuausrichtung der sozialen Arbeit!?“

„Dimensionen der Neuausrichtung“

Als Referent für den Vortrag „Dimensionen der Neuausrichtung“ war Prof. Dr. Wolfgang Behlert von der Ernst Abbe Hochschule in Jena eingeladen. Er lehrt am Fachbereich Sozialwesen und ist als habilitierter Jurist für die Rechtswissenschaften an die Hochschule berufen worden.

Zu Beginn seines Vortrags stellte er die Frage nach den Gründen die Geflüchteten als Zielgruppe von sozialer Arbeit zu erfassen. Denn Geflüchtete hätten eigentlich keine Probleme, die die Träger der freien Wohlfahrtspflege auf den Plan rufen müssten. Sie bräuchten kein klassisches „Case-Management“, sondern nur Erstberatungen, um sie an die entsprechenden Fachstellen zu vermitteln.

Probleme gäbe es nur durch die Rechtsstellung Geflüchteter. Sie würde die bei uns Schutzsuchenden ausgegrenzt zum Beispiel durch die Residenzpflicht oder die Pflicht in Gemeinschaftsunterkünften zu leben. Die Selbstbestimmung der Geflüchteten werde dadurch behindert.

Die Aufgaben für die Soziale Arbeit bestünden „nur“ in der Einrichtung und Stabilisierung der Strukturen. Bei der klassischen Einzelfallhilfe in Erstberatung und in der Sozialraumorientierung in der Antidiskriminierungsarbeit. Er, Prof. Behlert, wünsche sich, dass soziale Arbeit mehr politisch werden würde.

Svenja Stadler, SPD-Bundestagsfraktion, betonte, dass sie das Kooperationsverbot, das dem Bund die direkte (finanzielle) Hilfe untersagt, sehr bedauern würde. Die Integration Geflüchteter sei eine Gemeinschaftsaufgabe aller und das Kooperationsverbot erschwere diese Aufgabe ungemein.

Brigitte Döcker, AWO-Bundesverband, sieht auch die Arbeit am Thema Flucht als eine übergreifende Aufgabe für den gesamten Verband. Aus diesem Grund betreibt der AWO-Bundesverband die interkulturelle Öffnung. Geflüchtete sollten in der täglichen Arbeit „mit bedient“ werden können. Deshalb legt der AWO-Bundesverband viel Wert auf die Weiterqualifizierung der Mitarbeitenden in den Einrichtungen und Diensten der AWO.

Prof. Behlert betonte zum Schluss, dass es zu einer gelingenden Integration die Geflüchteten und auch die alteingesessenen Bürgerinnen und Bürger gehören würden. Niemand dürfe sich zurückgelassenen fühlen oder eine Bevorzugung spüren. Deshalb seien Sondergesetze, so wie sie jetzt in den Parlamenten diskutiert würden, kontraproduktiv für eine gelingende Integration.