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Wie ticken Jugendliche 2016?

Die dritte SINUS-Studie „Wie ticken Jugendliche?“ zu den Lebenswelten von 14- bis 17-Jährigen in Deutschland ist am 26. April 2016 erschienen. Zu den Auftraggebern gehören der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) sowie die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und die VDV-Akademie (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen -Akademie). Untersucht wurde eine große Themenvielfalt, mit der sich verstehen lässt, wie Jugendliche auf ihr Leben schauen. Die Ergebnisse der SINUS-Lebensweltstudie 2016 sind für Jugendverbände und den in ihnen tätigen VerbandsvertreterInnen aber auch für Dritte von Interesse.

Für die Jugendstudie wurden 72 Jugendliche aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten eingehend zu folgenden Themen befragt:

  • Digitale Medien und digitales Lernen
  • Mobilität
  • Nachhaltigkeit
  • Liebe und Partnerschaft
  • Glaube und Religion
  • Geschichtsbilder
  • Nation und nationale Identität
  • Flucht und Asyl

Mit den erhobenen Daten zu Werten, Lebensstilen und sozialer Lage werden die Lebenswelten modelliert und in einem Raster von Wertorientierungen und Bildungsstand aufgetragen. Dabei ergeben sich Lebenswelten mit traditionellen, modernen und postmodernen Wertorientierungen in den verschiedenen Bildungsniveaus. Diese zeigen im Ergebnis: Die Lebenswelten mit Charakterisierungen zu Werten,  Vergemeinschaftungs- und Abgrenzungsformen, der Zukunftsvorstellungen, Freizeitgestaltung und Vorbilder der Jugendlichen aus den jeweiligen Lebenswelten sind in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben, sodass die aktuelle Studie das Lebensweltmodell aus der Studie „Wie ticken Jugendlich? 2012“ bestätigt.

Liebe & Partnerschaft

Mich interessierten die Ergebnisse der Studie insbesondere im Hinblick auf Einstellungen zum Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Hintergrund ist die Reform des Sexualstrafrechts. Leider sind hierzu aber nur sehr wenige Ergebnisse zu finden.

In der zur Sinus-Studie 2016 vom BDKJ und der afj gemeinsam herausgebrachten Broschüre „Wie ticken Jugendliche 2016?“ gibt es ein Kapitel zu Liebe & Partnerschaft.

Daran, dass mensch sich im Teenageralter zunehmend Gedanken über Liebe und Partnerschaft macht, können sich auch die meisten Älteren noch erinnern. Das intime Erleben einer (sexuellen) Paarbeziehung ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe, die mit hohen Erwartungen hinsichtlich der Erfüllung individueller Bedürfnisse einhergeht. Auch die Übernahme von Geschlechterrollen und das Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung seien wichtige Meilensteine beim Übergang zum Erwachsensein. Die in Paarbeziehungen gesammelten Erfahrungen können auch dem Statuserwerb in der Peergroup dienen. Beziehungen ermöglichen die Erfahrung von emotionaler Sicherheit und Stabilität (Verbundenheit, Gebrauchtwerden, Verlässlichkeit) sowie Selbstverwirklichung und Selbstständigkeit. Sie sind somit sehr bedeutsam für das persönliche Wohlbefinden.

Welche Erfahrungen haben Jugendliche mit Verliebtheit, Liebe und Partnerschaft gemacht? Welche Beziehungsideale haben sie und welche Beziehungen streben sie an? Bei diesen Vertiefungsfragen ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den Lebenswelten entsprechend der jeweiligen Wertorientierungen. Gemeinsam ist den Jugendlichen aller Lebenswelten, dass sie feste Partnerschaften anstreben und häufige Wechsel der PartnerIn als nicht erstrebenswert betrachten. Die Beziehung steht eindeutig im Vordergrund, Sexualität wurde in den Befragungen kaum thematisiert.

Ob die Jugendlichen schon körperliche Annährungen an das andere Geschlecht hatten, wurde nicht explizit abgefragt. Allerdings gibt es auch (einige wenige) sehr klare Aussagen zum körperlichen Aspekt einer Beziehung und manchmal wird sogar offen über Erfahrungen von Beziehungen rein sexueller Art berichtet  die aber zumeist als „nicht schön“ bis hin zu übergriffig beschrieben werden. Für die allermeisten ist Sex nicht das Dinstinktionsmerkmal einer „Beziehung“.

Dass Paarbeziehung unter Jugendlichen nicht nur rein heterosexuell gedacht wird, zeigt sich an verschiedenen expliziten Aussagen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Hier scheint die gesellschaftliche Entwicklung hin zu vielfältigen Partnerschaftsbildern bereits angekommen zu sein.

Zudem sind es bezeichnenderweise nur Mädchen, die von gleichgeschlechtlichen Beziehungen berichten.

In der sozialökologischen Lebenswelt zeigen die Jugendlichen bereits als Teenager deutliches Interesse am gesellschaftlichen Umgang mit Homosexualität. Gerechtigkeit und Gleichberechtigung aller Lebensweisen sind Schlüsselthemen für sie.

Wie tickt die Jugend?

Die Jugendlichen von heute wollen „so sein wie alle“, Mainstream also, wobei dieser heute viel breiter als vor 10, 20 oder 30 Jahren ist. Sie haben ihre Meinung, sind individuell.

Die Ergebnisse der Studie sind online frei verfügbar.