Mechthild Rawert

„Sand muss sich bilden.“ - Hand auf´s Herz: Wer hätte solch einen Satz gebildet? So wie ich haben vielleicht auch Sie doch eher die Vorstellung, Sand ist einfach in ausreichender Menge da - zum Vergnügen an den Stränden, zum Bauen der Straße oder unserer Häuser. Haben Sie schon einmal über die Endlichkeit der Ressource Sand nachgedacht? Oder nachgedacht darüber, was alles nicht entstehen kann, wenn die Ressource Sand nicht mehr ausreichend vorhanden ist? Ich habe bis zu meinem Besuch bei ZaaK Technologies GmbH, einem auf dem Schöneberger EUREF-Campus ansässigen Unternehmen nie darüber nachgedacht - im Zweifel auch noch eher geglaubt, jemand wolle mir eine hoch philosophische Frage stellen.

Fragen dieser Art mit einer Geschäftsidee zu beantworten und ein Startup-Unternehmen zu gründen, ist wahrlich innovativ und zeugt von Unternehmergeist. An dem Gespräch am 13. Juli 2016 nahmen Dr. Abbas Khan und Dr. Niklaus Grünenfelder teil.

Auszeichnungen für eine innovative Gründungsidee

Dr. Abbas Khan ist derjenige, der erkannte, dass die endliche Ressource Sand eine Ergänzung braucht, unter anderem um in den vielen Regionen der Welt ausreichend Baumaterial zu haben. Für seine Idee des „Smart Sand“ bzw. „ZaaKSand“, einem hochwertigen Bausand aus Flugasche, und die Gründung des Unternehmens ZaaK Technologies GmbH ist er schon mehrfach ausgezeichnet worden, u.a.:

• 2016 im Rahmen des Wettbewerbs der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“. Zaak Technologies setzte sich als eines der 100 „Ausgezeichneten Orte im Land der Ideen 2016“, die sich mit ihren Projekten zum Thema „NachbarschafftInnovation - Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ durch. Die veröffentlichte Beschreibung liest sich wie folgt:

„Auf Sand gesetzt

Ein Start-up schützt die Umwelt doppelt, indem es ein Abfallprodukt in hochwertiges Baumaterial umwandelt

Auch wenn Bilder von langen Stränden und hohen Dünen einen anderen Eindruck vermitteln, ist Sand eine endliche Ressource. Der massive Abbau hat schwerwiegende Folgen – bis hin zur Erosion ganzer Küsten. Zusammen mit strategischen Partnern aus der Industrie möchte das Start-up ZaaK Technologies Flugasche, die bei der Verbrennung von Kohle entsteht, als Alternative etablieren. Mithilfe eines patentierten Verfahrens wird diese so umgewandelt, dass sie natürlichen Sand in Baumaterialien wie Beton, Mörtel oder Putz komplett ersetzen kann. Die recycelte Variante ist zudem leichter, langlebiger und bietet eine bessere Schall- und Wärmeisolierung.“

• 2015 gewann er aus mehr als insgesamt 100 eingegangenen Bewerbungen mit seinem ökologischen Industriesand als eines von drei Unternehmen den begehrten Innovationspreis Berlin Brandenburg. Für die unabhängige 18-köpfige Expertenjury war besonders entscheidend: „Innovationshöhe und Marktchance sowie volks- und betriebswirtschaftlicher Nutzen“.

ZaaKSand - Advanced micro-structured smart sand from fly ash

Aufgrund des schnellen Wachstums in der Bauwirtschaft wird die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigem Sand zu einer globalen Herausforderung. Die ZaaK Technologies GmbH hat ein innovatives und nachhaltiges Fertigungsverfahren entwickelt, welches es ermöglicht, Abfälle aus der industriellen Kohlekraftwerksproduktion in ein vielseitig verwendbares und hochwertiges Produkt zu verarbeiten. Dieser 100% ökologische Industriesand ist ca. 50 Prozent leichter als natürlicher Sand und perfekt geeignet für Beton, Mörtel oder Putz. Mit ZaakSand gebaute Gebäude werden eine bis zu 500% höhere Wärme-Isolierung aufweisen und damit weniger Energie zum Heizen oder Kühlen brauchen. Sie sollen bis zu 12 Prozent leichter sein als mit normalem Sand gebaute Gebäude. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind beispielsweise Gartenbau, Dachbegrünung, als Gießereisand und für die Wasseraufbereitung.

Ich danke Dr. Abbas Khan und Dr. Niklaus Grünenfelder sehr für einen sehr lehrreichen Unternehmensbesuch, bei dem wir uns auch über soziale, interkulturelle und gleichstellungspolitische Themen ausgetauscht haben.