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Vor 10 Jahren: Gründung der Deutschen Islamkonferenz

Am 27. September 2006 wurde die Deutsche Islamkonferenz (DIK) ins Leben gerufen - in diesem Jahr wird das zehnjährige Jubiläum begangen. Zu dem durchgehaltenen Dialogprozess gratuliere ich herzlich. Von Anfang an ging und geht um die gleiche Teilhabe von Muslimen an der Gesellschaft. Muslimische Vereine haben in der Regel nicht den Status einer Körperschaft wie zum Beispiel die Kirchen. Deshalb war der Weg einiger Bundesländer so wichtig, über Verträge mit den Verbänden Dinge wie Religionsunterricht, Friedhofsordnung oder Urlaub an islamischen Feiertagen zu regeln. Auf Betreiben der Islamkonferenz existieren mittlerweile an mehreren Universitäten Lehrstühle für Islamische Theologie.

Trotz Differenzen: DIK - ein gemeinsam durchgehaltener Kommunikationsprozess

Auf Initiative des damaligen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU) trat die erste Islamkonferenz am 27. September 2006 in Berlin zusammen. Ihr Ziel war die bessere religions- und gesellschaftspolitische Integration der rund vier Millionen Muslime in Deutschland. "Der Islam ist Teil Deutschlands und Teil Europas, er ist Teil unserer Gegenwart und Teil unserer Zukunft.", so Minister Schäuble zum Auftakt. An der Konferenz nahmen von staatlicher Seite 15 VertreterInnen aus Bund, Ländern und Kommunen teil, je eine VertreterIn der Alevitischen Gemeinde Deutschland, der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), des Islamrats, des Zentralrats der Muslime und des Verbands Islamischer Kulturzentren (VIKZ) sowie zehn Persönlichkeiten mit muslimischem Hintergrund, darunter auch IslamkritikerInnen.

Ein Dauerkonflikt ist die Auseinandersetzung um die TeilnehmerInnen der Deutschen Islamkonferenz (DIK). Die muslimischen Gemeinden in Deutschland sind in verschiedenen Dachverbänden und Vereinen organisiert, von denen einzelne immer wieder einen Alleinvertretungsanspruch erheben.  Gekennzeichnet sind sie durch die Heterogenität ihrer Mitglieder in Bezug auf Herkunft und Konfession. Allerdings haben die meisten Muslime in Deutschland einen türkischen Migrationshintergrund.

In den ersten Jahren ging es vor allem um Grundsatzfragen im Verhältnis von Staat und Religion, der Trennung von Kirche und Staat, religiöse Symbole, den Moschee-Bau sowie den deutschsprachigen Islamunterricht. Debattiert wurde auch über die Gleichstellung der Geschlechter, über das Familienverständnis, und auch über die Zugänge zu Bildung und Arbeitsmarkt. Von der DIK wurden zahlreiche Empfehlungen, unter anderen zum Moschee-Bau und zum Islamischen Religionsunterricht, veröffentlicht. Im Auftrag der DIK erstellte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) die Studie "Muslimisches Leben in Deutschland", eine repräsentative Erhebung zu muslimische MigrantInnen aus 49 Herkunftsländern.

Unter der Leitung von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) beginnt die zweite Phase der Islamkonferenz. Themen sind unter anderem die Präventionsarbeit mit Jugendlichen, die Fortbildung von religiösem Personal, Rollenbilder in muslimischen Milieus und eine bessere Integration von Muslimen und Muslimas in den Arbeitsmarkt.

Die Aussage des Bundespräsidenten Christian Wulff, "der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland" wird vom neuen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nicht akzeptiert. 2011 bis 2013 kommt es zu einer Krise. Friedrich fordert eine "Sicherheitspartnerschaft" zwischen Muslimen und Staat und wird dafür von Islamverbänden kritisiert. Diese sehen Sicherheit, Extremismus und Terrorismus zu sehr in den Vordergrund gerückt, einige Verbände treten aus der DIK aus, gefordert wird ein Neuanfang. Zugleich hält die Debatte um die Zusammensetzung der Konferenz an.

Nach der Bundestagswahl 2013 übernimmt de Maiziere wieder das Amt des Bundesinnenministers – die dritte Phase der Islamkonferenz beginnt. In den Mittelpunkt gestellt wird die religionsrechtliche und gesellschaftliche Teilhabe der Muslime. Vereinbart wird ein Lenkungsgremium aus neun VertreterInnen von Bund, Ländern und Kommunen sowie den RepräsentantInnen von neun muslimischen Verbände.

Seit 2015 debattiert die DIK über die Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes. Vorgelegt wurden Empfehlungen, nach denen eine Koordinierungs- und Beratungsstelle "Wohlfahrt und Islam" eingerichtet werden soll. Das Thema „Geflüchtete“ steht ebenfalls auf der Agenda. Zu den aktuellen Arbeitsschwerpunkten Wohlfahrt und Flüchtlingshilfe, die muslimische Seelsorge in öffentlichen Anstalten, wie die Militär-, Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge soll im November eine große Fachkonferenz stattfinden.