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Lichtenberg: „Pflege ist eine Kunst“

Florence Nightingale sagte einst, „Pflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers. Denn was bedeutet die Arbeit an toter Leinwand oder kaltem Marmor im Vergleich zu der am lebendigen Körper…?“ Mit der Pflegeberufereform wollen wir die Pflegeberufe attraktiver machen und mit den Pflegestärkungsgesetzen die Versorgungssicherheit für Pflegebedürftige sichern. Pflege braucht mehr gesellschaftliche Anerkennung.

Pflege ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das verdeutlichen Einladungen wie die des SOZIALWERK des Demokratischen Frauenbundes (Dachverband) e. V.  In der Lichtenberger Seniorenbegegnungsstätte „Rusche 43“ wurde ich am 27. Oktober 2016 zur gesundheitspolitischen Informationsveranstaltung „Pflege - wie weiter? Das neue Pflegestärkungsgesetz: Zahlen - Fakten - Hintergründe“ eingeladen. Deren Leiter Eberhard Scholz und Ilona Schmidt, Leiterin des Frauentreffs Alt-Lichtenberg sowie Sabine Krusen, Leiterin des Frauentreffs Hellma in Marzahn, hatten sich mehr Informationen über die aktuelle Pflegereformen gewünscht. Diese Veranstaltung ist als Auftaktveranstaltung für weitere Gespräche unter anderem mit PflegedienstleisterInnen geplant. Die Bedeutung von Pflege für unser aller Gesundheit und Wohl wurde dann auch intensiv diskutiert mit Mitgliedern und Beschäftigten von Fraueninitiativen und Sozialverbänden wie der Volkssolidarität, von SeniorInnenvertretungen, Pflegestützpunkten und Wohnungsgesellschaften sowie interessierten BürgerInnen.

Das neue Pflegestärkungsgesetz Zahlen - Fakten - Hintergründe

Unsere Gesellschaft wird immer älter und somit steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen weiter an. Waren es im Jahr 2014 bereits 2,63 Millionen, so werden es im Jahr 2050 voraussichtlich 4,4 Millionen Pflegebedürftige sein. Alter ist jedoch in keinem Fall automatisch gleichzusetzen mit Pflegebedürftigkeit, es erhöht lediglich das Risiko. Genauso gut können aber auch, und das scheinen viele zu vergessen, Kinder und Jugendliche kurz-und langfristig pflegebedürftig sein. Die sich verändernden Strukturen in unserer Gesellschaft, die demographische Entwicklung, die steigende Zahl der Singlehaushalte, unsere kulturelle Vielfalt auch unter den Pflegebedürftigen verlangen geradezu nach Reformen in der Bildungs- und Beschäftigungswelt der Pflege. Zwei dieser Reformen wurden bereits in Form von Pflegestärkungsgesetzen verabschiedet und eine dritte wird dieses Jahr noch folgen. „Nach der Reform ist vor der Reform“ ist ein viel und gern benutzter Satz in der Politik und wird auch in diesem Zusammenhang noch einmal enorm wichtig, denn erst Reformen bilden das Fundament für Veränderungen.  

Die Pflege kommt voran

Älter werden darf nicht zu einem Prozess, Altsein nicht zu einem Zustand werden, vor dem wir uns fürchten. Deswegen müssen wir alles tun, um der Pflegebedürftigkeit vorzubeugen und die Selbstständigkeit einer jeden pflegebedürftigen Person, ob nun körperlich, seelisch oder geistig beeinträchtigt, zu fördern und zu stärken.

Dazu gehört auch die Schaffung einer entsprechenden wohnortnahen Pflegeinfrastruktur: Die Pflegestützpunkte sollen im Rahmen des Pflegestärkungsgesetzes III ausgebaut und ihre umfangreichen Beratungsleistungen noch verbessert werden. Jede BürgerIn hat seit der Gesundheitsreform 2007 das gesetzlich verbriefte Recht auf eine trägerunabhängige und wertneutrale Pflegeberatung und zwar unabhängig davon, ob bereits eine Pflegebedürftigkeit vorliegt.

Durch die Veränderungen in der Gesellschaft steigen die Anforderungen an die Pflegekräfte. Wir beklagen schon jetzt einen Fachkräftemangel in der Pflege. Die Pflegeberufe gelten unter den jungen Leuten als nicht besonders attraktiv, zum einen wegen der hohen sowohl körperlichen, als auch seelischen Belastung und zum anderen auch wegen der schlechten Bezahlung und der belastenden Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Schichtarbeit.

Diskussion ist das, was Politik ausmacht

Die anschließende Diskussion war munter und intensiv. Zur Sprache kam, dass für die notwendige und umfangreiche Beratungsarbeit in den Pflegestützpunkten es dort zu wenige Beschäftigte gibt. Das Pflegegeld für die zuhause Gepflegten wird als nicht ausreichend genug erlebt. Die Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige müssen verbessert werden. Es wurden auch ganz praktische Fragen gestellt, wie beispielsweise: Wo stelle ich überhaupt einen Pflegeantrag? Darf ich bei den Begutachtungen des MdK dabei sein? Angesprochen wurde auch die Angst vieler, fremde Menschen zu sich in ihre Wohnung zu lassen, über das Gefühl der Scham sich von Familienangehörigen oder auch „fremden Menschen“ bei intimen Tätigkeiten helfen zu lassen.

Ist das staatliche Vertrauen in die Hilfe durch die Familie, durch die zumeist weiblichen Familienangehörigen für die Zukunft eine tragfähige Basis für die Versorgung der zunehmenden Anzahl von Pflegebedürftigen? Ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Pflegeinfrastruktur noch weiter ausbauen müssen.