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PreP: der Kampf um eine neue Strategie der HIV/AIDS-Prävention

Das Thema Prä-Expositions-Prophylaxe (PreP) treibt nicht nur in Berlin viele Akteur*innen um. Schließlich geht es bei der „Vor-Risiko-Vorsorge“ um nichts weniger als eine für alle zugängliche neue Strategie der Prävention vor HIV/AIDS. Fakt ist: Wenn wir die Infektionszahlen in Deutschland künftig weiter senken wollen, braucht es mehr als Safer-Sex-Botschaften.

Immer noch infizieren sich in Deutschland jährlich noch rund 3.500 Menschen mit HIV. Seit dem 7. Oktober 2016 ist in Deutschland das Kombinationspräparat Truvada zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem AIDS-Virus HIV zugelassen. Dieses steht aber nur Selbstzahler*innen zur Verfügung, die monatlichen Kosten liegen bei 819 Euro. Streit gibt es darum, wer die Kosten für das Medikament trägt. Wir brauchen eine medikamentöse HIV-Vorbeugung, die unabhängig vom individuellen Geldbeutel ist. Prävention darf kein Luxusgut sein. Prävention muss allen offen stehen.

PreP ist eine Strategie – nicht nur ein Medikament

Es bedarf dringend eines Bewusstseinswandels - so das Fazit eine Veranstaltung der PD Berlino, einer Vertretung  der italienischen Partei Partito Democratico (PD) in Berlin-Brandenburg am 18. März 2017 im Bürger*innenbüro der SPD Friedrichshain-Kreuzberg. Der Titel der Veranstaltung ist Programm: „Sexuelle Gesundheit und Prävention“ - Wirksame Strategien gegen HIV und andere STIs: Kondom, TasP, PrEP“.

Ich danke Federico Quadrelli, Vorsitzender der PD Berlin, für das erfolgreiche Zusammenbringen der Persoektiven aus der Community, der Wissenschaft, der Politik. Ich danke für eine spannende, konstruktive und wichtige Diskussion. Fazit der Veranstaltung: Wir haben noch viel zu tun auf der föderalen aber auch auf Berliner Ebene.

Petra Nowacki, Bundesvorsitzende der SPDQueer - Arbeitsgemeinschaft der SPD für Akzeptanz und Gleichstellung erinnerte in ihrer Begrüßung an die auf Initiative der SPDqueer Berlin durchgeführte Veranstaltung „PrEP - Ein wirksamer Schutz vor HIV! Ein Wundermittel für alle?“ am 1. Februar. Schon damals sei deutlich geworden: Es gilt dicke Bretter zu bohren, um diesen neuen Präventionsansatz für alle durchzusetzen.

In seinen Powerpoint gestützten Ausführungen verdeutlichte Simone Buttazzi, tätig bei Plus Onlus (Bologna) und bei manCheck (Berlin), die Perspektive der LGBTTIQ-Community. Die Haltung unter anderem des GKV-Spitzenverbandes, dass das Arzneimittel Truvada zur Verhütung einer HIV-Infektion nicht notwendig sei, stößt auf völlige Ablehnung.

Profunde erläuterte Christoph Weber, Arzt im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, die wissenschaftliche Perspektive. Die Wirksamkeit des Arzneimittels Truvada zur prä-expositionellen HIV-Prophylaxe ist nicht in Zweifel zu ziehen. Dies belegen zahlreiche internationale Studien, belegen die Erfolge auch in den Europäischen Staaten, in denen medikamentöse Präventionsstrategien bereits im Einsatz sind.

Die politische Debatte wurde eingeleitet durch Aurelien Mazuy, RainbowRose, einem europäischen LGBTI-Zusammenschluss von Mitgliedern sozialistischer und sozialdemokratischer Parteien. Aufgrund von Krankheit war Aurelien mit uns virtuell verbunden. Ich habe deutlich gemacht, dass ich PreP als Strategie unterstütze. Wenn es um HIV/AIDS geht, darf nicht nichts unter den Tisch fallen – zumal die Wirksamkeit eindeutig erwiesen ist. Mit meiner Haltung befinde ich mich in bester Gesellschaft, auch die Deutsche AIDS-Hilfe e.V., auch die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e. V. (dagnä) sind von PreP als Strategie überzeugt.

Am Anschluss an die SPDQueer-Veranstaltung hatte ich den Gemeinsamen Bundesausschuss angeschrieben. Die Antwort erreichte mich einen Tag vor dieser Veranstaltung – und ich bin sehr unzufrieden damit.

Die intensive Diskussion hat folgendes Ergebnis: Wir werden uns weiterhin gemeinsam für PreP als Präventionsstrategie stark machen. Wir werden dafür kämpfen – in Berlin, in Deutschland, in Europa.

Berlin - eine der Fast-Track Cities von UNAIDS

Berlin hat sich der Initiative der Fast-Track Cities von UNAIDS angeschlossen. Zusammen mit 50 anderen Städten dieser Initiative, setzt sich Berlin dafür ein, die Aids-Epidemie in den Städten bis zum Jahr 2030 zu beenden.

Damit die Aids-Epidemie bis 2030 erfolgreich beendet werden kann, haben es sich die Fast-Track Cities zum Ziel gesetzt, bis 2020 die Ziele 90-90-90 zu erreichen. Das heißt, dass 90 Prozent der HIV-positiven Menschen ihren HIV-Status kennen, 90 Prozent der HIV-positiv getesteten Menschen Zugang zu einer HIV-Therapie erhalten und 90 Prozent der HIV-positiven Menschen unter Therapie eine nicht nachweisbare Virenlast erreichen. Zudem will die Initiative erreichen, dass HIV-Infizierte nicht mehr stigmatisiert und diskriminiert werden.

Der rot-rot-grüne Koalitionsvertrag will die „medikamentöse Prävention“ zum Thema machen. Entsprechend eng werden wir auch mit den Berliner Gesundheitspolitiker*innen im Senat und im Berliner Abgeordnetenhaus kooperieren.

Ich unterstütze diese Initiative ausdrücklich und werde mich einsetzen das Berlin eine erfolgreiche Fast Track City wird . Dies kann aber nur in Zusammenarbeit mit den Berliner Trägern im Handlungsfeld HIV/AIDS gemeinsam erreicht werden.

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tagung180317_buttazzi_community.pdf3.59 MB
PrEP 2017, 12.2017 .pdf2.39 MB