„Ladies only“ hieß es am Freitag, dem 31. März 2017. Traditionell lade ich während des Tempelhof-Schöneberger Frauenmärzes Frauen zu einer politischen Tagesfahrt in das politische Berlin ein.
So trafen sich am vergangenen Freitagmorgen 50 Frauen aus Tempelhof-Schöneberg am Tempelhofer Rathaus. Sie wurden von meiner Mitarbeiterin Manuela Harling, die die Gruppe den Tag über begleitete, empfangen. Im Bus wurde erst einmal herzhaft gelacht, denn der Betreuer, der der Gruppe vom Bundespresse- und Informationsamt der Bundesregierung zur Seite gestellt worden war, war sehr verdutzt, dass er es mit einer reinen Frauengruppe zu tun hatte.
Lebhafte Diskussion im Paul-Löbe-Haus
Ich hatte es mir so schön vorgestellt: Erst mit „meinen Frauen“ diskutieren und ihnen später vom Plenarsaal zuwinken, aber dann kam alles anders. Denn zeitgleich zur Diskussionsrunde stand im Plenum des Deutschen Bundestages die Debatte zum Antrag der Linksfraktion „Solidarische und gerechte Finanzierung von Gesundheit und Pflege“ und die Unterrichtung durch die Bundesregierung zu „Sechster Bericht über die Entwicklung der Pflegeversicherung und den Stand der pflegerischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland“ auf der Tagesordnung. Als Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion für die Soziale Pflegeversicherung konnte ich diese Debatte nicht „sausen“ lassen, sondern habe als Rednerin der SPD-Bundestagsfraktion dazu Stellung bezogen.
Mein Mitarbeiter Matthias Geisthardt übernahm den Part des Diskussionspartners für die Gruppe. Wie ich von ihm weiß, war es eine muntere Diskussion. Auch hier Stand das Thema Pflege im Mittelpunkt. Die Gruppe bemängelte - zu Recht- dass insbesondere die in der Altenpflege beruflich Tätigen keine adäquate Entlohnung für die schwere und anspruchsvolle Arbeit erhalten. Die Arbeitsbedingungen seien auch zunehmend unattraktiv, dies sei auch ein Grund für den Fachkräftemangel ist. Sehr wenige wussten, dass Deutschland mit der Altenpflegeausbildung und dem Beruf der Altenpfleghelfer*in europaweit eine einzigartige Sonderrolle einnimmt. In anderen europäischen Ländern gibt es bereits seit langem die generalistische Ausbildung im Pflegebereich. Der Deutsche Bundestag debattiert über die Reform der Pflegeberufe seit Anfang 2016. Mein Wunsch ist, dass die bisherigen drei Ausbildungen zur (Kinder-) Gesundheits- und KrankenpflegerIn sowie zur AltenpflegerIn zu einer gemeinsamen - „generalistischen“ - Ausbildung mit einem einheitlichen Berufsabschluss zusammengeführt werden. Damit würden wir - Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat - die Grundlage für einen modernen, attraktiven und zukunftsorientierten Pflegeberuf schaffen, der den Bedürfnissen der Menschen in Zeiten des demografischen Wandels entspricht. Leider wird sich mein Bestreben aufgrund der zahlreichen Blockaden durch die Union noch nicht so schnell erfüllen - ich kämpfe aber weiter.
Gern nutze ich die Gruppendiskussionen in denen es um Pflege geht, um auf die Pflegestützpunkte hinzuweisen. Pflegestützpunkte sind unabhängige Beratungseinrichtungen. Die Fachfrauen und -männer in den Pflegestützpunkten stehen allen gesetzlich Versicherten mit Rat und Tat gerne zur Seite. Sie beraten wertneutral, unabhängig und kostenfrei und kommen bei Bedarf auch zu Pflegebedürftigen nach Hause. In Berlin gibt es 36 Pflegestützpunkte - die kostenfreie berlinweite Service-Nummer 0800 59 500 59 ist montags bis freitags von 9.00 - 18.00 Uhr erreichbar. In Tempelhof-Schöneberg haben wir drei Pflegestützpunkte: einen in der Pallasstr. 25, 10781 Berlin-Schöneberg, Tel: 0800 265080-26210, einen in der Reinhardtstr.7, 12103 Berlin-Tempelhof, Tel: 030 7550703 und der dritte ist in den Räumen der Rheuma-Liga Berlin, Mariendorfer Damm 161a, 12107 Berlin, Tel: 54034978.
Plenarsitzung des Deutschen Bundestages
Nächster Programmpunkt war die Teilnahme an der Plenarsitzung des Deutschen Bundestages. Nach der erneuten Sicherheitskontrolle ging es auf die Besucher*innentribüne des Deutschen Bundestages. Das Plenum des Deutsche Bundestages tagt immer öffentlich und nach Anmeldung können Bürger*innen an den Debatten teilnehmen.
Meine Gruppe hörte das Ende der Debatte zur 1. Lesung des Regierungsentwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des E-Government-Gesetzes und den Tagesordnungspunkt Nr. 38: Antrag der Grünen-Bundestagsfraktion: „Radverkehr konsequent fördern“. In der Regel können alle im Plenum gehaltenen Redebeiträge bereits am folgenden Werktag auf der Website des Deutschen Bundestages nachgelesen werden. Dafür sorgen u.a. auch die Stenograf*innen, die nicht nur alle Reden aufnehmen, sondern auch die Stimmung im Saal in ihren Mitschriften festhalten.
Aufgefallen war der Gruppe, dass der Plenarsaal, der mit seinen 1200m² schon eine „ordentliche“ Größe hat, im Fernsehen viel größer erscheint als er wirklich ist.
Gemeinsames Erinnerungsfoto und Blick über Berlin genießen
Im Anschluss an die Plenardebatte ging es zur Dachterrasse. Dort wartete bereits der Fotograf, um ein gemeinsames Gruppenfoto zu machen. Nach dem Erinnerungsfoto hatten die Frauen die Möglichkeit auf die Kuppel zu steigen und Berlin von oben zu bewundern. Und die Wetterfee war „meinen“ Frauen wohl gesonnen, denn es gab herrlichen Sonnenschein.
Stadtrundfahrt und Dauerausstellung „Alltag in der DDR“
Nach dem Mittagessen brach die Gruppe auf, um eine Stadtrundfahrt zu machen. Viele Frauen genossen es in ihrer Heimatstadt eine Stadtrundfahrt zu machen und dabei auch noch etwas über die Stadtgeschichte zu erfahren. Dabei verflog die Zeit so schnell, dass die Gruppe gerade noch rechtzeitig im Museum in der Kulturbrauerei, Knaackstr. 97, 10435 Berlin-Prenzlauer Berg ankam. In drei Kleingruppen wurde die Gruppe durch die Dauerausstellung „Alltag in der DDR“ geführt. Der „Alltag in der DDR“ wird entlang vier exemplarischer Themenbereiche präsentiert: „SED-Herrschaft“, „Im Takt des Kollektivs“, „Konsum und Mangel“ sowie „Rückzug und Aufbruch“. Das Erleben der Ausstellung ist aufgrund des Videomaterials, zahlreicher Printmedien, Banner, etc., sehr von visuellen Eindrücken geprägt. Aufgezeigt wird das vielschichtige Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch des politischen Systems und der Lebenswirklichkeit der Menschen in der DDR. Besonderen Eindruck hinterließ die Ausstellung bei den jungen Leuten, da diese „Nachwendekinder“ vieles gar nicht kannten.
Das Museum in der Kulturbrauerei befindet sich im denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Schultheiss-Brauerei, das die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als modernes Museum erschlossen hat.
Bevor die Tagesreise wieder am Rathaus Tempelhof endete, gab es noch ein gemeinsames Abendessen. Hier hatten alle Teilnehmerinnen noch einmal Gelegenheit, das Gehörte und Gesehene Revue passieren zu lassen. Und wie immer war es: Ein gelungener Tag!