„Abgeordnete für 4 Tage“
Vom 27.5. bis zum 30.5. 2017 hatte ich mit über 300 weiteren Jugendlichen dank des Programms "Jugend und Parlament" die unvergleichbare Möglichkeit, in die Rolle der Bundestagsabgeordneten zu schlüpfen. Schon Tage vorher war ich gespannt darauf, wie das ganze Planspiel ablaufen würde. Ich nahm mir vor, die Impressionen auf mich zukommen zu lassen und flexibel zu sein, da wir ja die Positionen fiktiver Parteien vertreten würden und nicht wirklich unsere private.
Am Anreisetag bekamen wir sofort unsere neuen Identitäten und einen fiktiven Lebenslauf, den wir so gut wie möglich verinnerlichen sollten. Für mich war dies eine große Umstellung, da ich als Abgeordnete Carina Andres die Schule sowie mein Studium aufgrund meiner Leidenschaft für die Politik abgebrochen habe und diese Rolle meinem eigentlichen Charakter sehr widerspricht. An dieser Stelle kam man auch sofort mit den anderen Jugendlichen ins Gespräch, weil man sich über seine neuen Rollen austauschte. In den Landesgruppen kam es zur Wahl der Vorsitzenden, wobei ich lediglich das Amt der Wahlleiterin einnahm. Aus den frisch gewählten Landesgruppensprecher*innen wählten wir dann den Fraktionsvorstand.
Sprecherin des Verteidigungsausschusses
Meine Fraktion wählte mich zur Sprecherin des Verteidigungsausschusses. Dieser war für mich das Spannendste am Planspiel. Wir mussten nämlich über einen fiktiven Einsatz der Bundeswehr beraten und versuchen, die anderen Parteien von unserer Position zu überzeugen. Dies gestaltete sich selbstverständlich als nicht so einfach, weil wir als BBP (Bürgerliche Bewahrungspartei) die Opposition bildeten. Allerdings gelang es uns, in spannenden Wortgefechten bzw. nach stundenlanger Diskussion drei Abgeordnete der Regierungsparteien auf unsere Seite zu ziehen, womit wir immerhin im parteiübergreifenden Ausschuss die Mehrheit erreichten. Dies stimmte uns äußerst euphorisch und konnte als Erfolg gewertet werden. Trotz der leidenschaftlichen Rede meines BBP-Kollegen gelang es uns nicht, im Plenum unsere Ansichten durchzusetzen, und der Einsatz von 500 Soldaten in dem fiktiven Land Sahelien wurde genehmigt.
Resümee
Diese vier Tage waren für mich sehr spannend, schon allein, weil ich mich wirklich wie eine echte Abgeordnete gefühlt habe, als ich auf den Bundestags-blauen Stühlen saß, auf denen man sonst nur die Politiker im Fernsehen sieht. Meine Erwartung, dass wir Jugendlichen bzw. Abgeordneten uns unter der Kuppel des Bundestages fordern, anstacheln und anerkennen würden, hat sich nicht nur erfüllt, sie ist sogar übertroffen worden. An dieser Stelle möchte ich Mechthild Rawert für die Nominierung und den anderen Teilnehmern sowie Organisatoren für die spannenden Tage danken.