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Motor der Zukunft für Wirtschaft und Beschäftigung – Jede/r sechste arbeitet in der Gesundheitswirtschaft

Der Bericht zur Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland

Denkt mensch an Gesundheit, ist der nächste Gedanke nicht unbedingt gleich die Wirtschaft. Die Gesundheitswirtschaft gehört aber zu den größten Branchen der deutschen Wirtschaft. Sie ist durch ihre Innovationskraft und ihre Beschäftigungsintensität ein Wachstums- und Beschäftigungstreiber. Ihre Entwicklung verläuft zudem stetiger als die der Gesamtwirtschaft. 6,8 Millionen Menschen arbeiten in der Gesundheitswirtschaft - das ist jeder sechste Arbeitsplatz.

Die Gesundheitswirtschaft spielt eine erhebliche Rolle für den Beschäftigungssektor. So sind in Deutschland 6,8 Mio. Menschen im Gesundheitssektor beschäftigt - jeder sechste Arbeitsplatz ist im Gesundheitssektor zu verorten. Davon sind rund 81 Prozent in Westdeutschland beschäftigt. Im Osten und Westen spielt die Gesundheitswirtschaft als Beschäftigungssektor eine gleichermaßen entscheidende Rolle: Bei beiden stellt die Gesundheitswirtschaft rund 15 Prozent aller zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze. Jeder vierte Arbeitsplatz (24,6 Prozent) der ostdeutschen Gesundheitswirtschaft befinden sich in Berlin - das unterstreicht den Stellenwert des Berliner Gesundheitssektors.

Zu diesen Ergebnissen kommen die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums vom unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitut (WifOR) in Darmstadt durchgeführten aktualisierten Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung „Gesundheitswirtschaft Fakten & Zahlen“, sowie die im März 2016 erschienene Sonderauswertung „Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland“. Berichte zur Entwicklung der Gesundheitswirtschaft werden regelmäßig vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben.

Gesundheitswirtschaft als konstitutiver Faktor der deutschen Wirtschaft

Gesundheit wirkt nur auf den ersten Blick unscheinbar für die Wirtschaft. Nach den Zahlen der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung stellt der Sektor mit 6,8 Millionen Erwerbstätigen rund jeden sechsten Arbeitsplatz in Deutschland. Die Gesundheitswirtschaft erzielte 2015 eine Bruttowertschöpfung von 324 Mrd. Euro und hat damit einen Anteil von 12 % am Bruttoinlandsprodukt. Mit einem jährlichen Wachstum von 3,5 % wuchs der Sektor in den letzten 10 Jahren deutlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt. 101 Mrd. Euro bzw. 7,4 % der Gesamtexporte und 19 % des Gesamtkonsums entfallen auf die Gesundheitswirtschaft. Das zeigt die große Bedeutung der Branche.

Gesundheit beschäftigt - In Ostdeutschland jedoch anders als in Westdeutschland

Gemäß der Sonderauswertung "Die Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland" gibt es grundsätzliche Unterschiede in den beiden Regionen. Der Westen ist dabei stärker industriell geprägt, der Osten Deutschlands ist dienstleistungsorientierter. Das Niveau der Arbeitsproduktivität im Osten ist in den letzten Jahren angestiegen, erreicht jedoch noch nicht ganz das Niveau der westdeutschen Bundesländer.

In Ostdeutschland trägt die Gesundheitswirtschaft rund 14 Prozent zur Gesamtwertschöpfung bei, im Westen rund 12 Prozent. Das bedeutet, dass sie in beiden Teilen Deutschlands eine große Bedeutung für den Wohlstand in Deutschland hat: Jeder neunte Euro in Westdeutschland und sogar jeder siebte Euro in Ostdeutschland wird in der Gesundheitswirtschaft erwirtschaftet. Diese Tendenz ist steigend: Die Gesundheitswirtschaft wird in den kommenden Jahren eine noch größere Rolle spielen.

Der entscheidende Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland liegt in der Struktur des Gesundheitssektors. In Westdeutschland ist die Gesundheitswirtschaft  stärker industrialisiert und trägt durch sein höheres Wachstum auch stärker zur Bruttoinlandswertschöpfung bei als der mehr dienstleistungsorientierte Gesundheitssektor in Ostdeutschland. Industrielle Gesundheitswirtschaft meint die Produktion und den Handel von Humanarzneiwaren, Medizin-technischen Geräten, Prothetik, Körper-, Mund- und Zahnpflegeprodukten. Dazu zählt aber auch Forschung und Entwicklung dieser Produkte. Die eher dienstleistungsgeprägte Gesundheitswirtschaft in Ostdeutschland wächst aber schneller als der industrielle Gesundheitssektor. Unter dienstleistungsorientierter Gesundheitswirtschaft werden stationäre und nicht-stationäre Einrichtungen, gesetzliche Krankenversicherungen und öffentliche Verwaltung, private Krankenversicherungen und Einzelhandelsleistungen mit Humanarzneiwaren und medizintechnischen Produkten gefasst.

Ein Blick auf die Verteilung der Bundesländer zeigt, dass Berlin und Sachsen 50 Prozent zur Bruttowertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft in Ostdeutschland beitragen. In Westdeutschland leisten die Länder Nordrhein-Westphalen, Bayern und Baden-Württemberg mit rund 66 Prozent den größten Beitrag zur Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft.

Baustellen der Zukunft - Gerechtigkeit in diesem wichtigen Sektor braucht die richtigen Rahmenbedingungen

Genau in der Beschäftigung spielt der identifizierte Unterschied in der Struktur der Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland eine entscheidende Rolle für die regionale Gleichstellung in den alten und neuen Bundesländern. Der Bericht stellt heraus, dass die Arbeitsproduktivität (errechnet durch das Verhältnis aus Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigen) der industriellen Gesundheitswirtschaft weitaus höher ist als die der dienstleistungsorientierten Gesundheitswirtschaft. Die Arbeitsproduktivität der industriellen Gesundheitswirtschaft liegt im Westen etwa 24,9 Prozent über der im Osten. Im in Ostdeutschland dominierten dienstleistungsorientierten Sektor werden zudem oft auch geringere Gehälter gezahlt. Mit dem Mindestlohn wurde ein erster Schritt getan, um hier eine Untergrenze zu ziehen – ein Meilenstein, der eine besonders wichtige Bedeutung für Ostdeutschland hatte.

Der Bericht zeigt auf, dass die Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland auch in Zukunft eine entscheidende Rolle für die Wertschöpfung und die Beschäftigung in Deutschland spielt: Das Wachstum der Gesundheitswirtschaft ist sogar größer als das Wachstum der Gesamtwirtschaft. Gemäß dieser enormen Bedeutung sind heute die richtigen Voraussetzungen zu schaffen - vor allem als Teil der Beschäftigungspolitik.

Von der Gesundheitswirtschaft wird als einer krisenfesten Branche gesprochen, die nicht nur AkademikerInnen, sondern auch Fachkräfte und formal geringer qualifizierten Menschen Chancen bietet, so Iris Gleicke (SPD), Beauftragte der

Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Gleiche Chancen messen sich allerdings nicht nur an der Anzahl der Arbeitsplätze, sondern müssen sich auch im Gehalt wiederspiegeln! Krisenfest bedeute auch, dass ich als Beschäftigte oder Beschäftigter flexible Weiterbildungschancen besitze.

Den richtigen Forderungen unserer Beauftragten für die neuen Bundesländer schließe ich mich an: Eine der notwendigen zukunftsorientierten Voraussetzungen ist die derzeitige parlamentarische Debatte zur Einführung der generalistischen Pflegeausbildung. Dafür setze ich mich vehement ein!