Anlässlich der Verleihung der Louise-Schroeder-Medaille 2010 an die Tempelhofer Galeristin Karoline Friederike Müller durch Walter Momper, Präsident des Abgeordnetenhaus von Berlin, erklärt Mechthild Rawert, selbst Mitglied im Kuratorium „Louise-Schroeder-Medaille“:
Karoline Müller setzt sich für die Förderung zeitgenössischer Künstlerinnen und gegen die Ungleichbehandlung von Frauen im Kunstbetrieb ein. Außerdem kämpft Frau Müller gegen das Vergessen bedeutender Künstlerinnen. Als Galeristin und als unermüdliche Vorsitzende des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V. kämpft die heute 74-jährige Karoline Müller für das „Sichtbarwerden“ von Frauen in der Kunst. Durch die Verleihung der Medaille 2010 an Karoline Müller wird aufgezeigt, dass die Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Frauen sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche zieht und dass es aber zugleich überall Menschen gibt, die für eine Veränderung der Strukturen kämpfen. Die Louise-Schroeder-Medaille ist eine der höchsten politischen Auszeichnungen des Landes Berlin. Mit der seit 1998 verliehenen Medaille werden Verdienste um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Gleichstellung von Frauen und Männern gewürdigt.
„Die Kunst ist für alle Menschen da. Das ist ein zutiefst sozialer Gedanke. Sie gehört nicht nur den Männern. Frauen wurden und werden schneller verdrängt, in der Kunst selber ebenso wie beim Kampf um Ausstellungsplätze“, erklärte die diesjährige Preisträgerin und Galeristin Karoline Friederike Müller in ihren Dankesworten, nachdem Walter Momper, Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, ihr die Louise-Schroeder-Medaille verliehen hatte.
Im Kunstsektor ist es wie anderswo auch: Frauen haben es schwerer als Männer, wahrgenommen zu werden. Auf diese Ungleichbehandlung von Frauen im Kunstbetrieb hat Herr Professor Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, in seiner Laudatio nachdrücklich verwiesen. Die Person Karoline Müller sei uneitel aber hartnäckig. Sie habe immer die Kunst der Frauen ins strahlende Licht gestellt und sich vorbildlich dafür eingesetzt. Karoline Müller habe Frauen immer als selbstbestimmende Künstlerinnen geachtet und ihnen hierzu auch Mut gemacht. Denn die Kunst sei schließlich der Inbegriff freiheitlicher Selbstbestimmung. Erst durch Galeristinnen und Unterstützerinnen wie sie es eine ist, würden Künstlerinnen bekannt und marktfähig. Künstlerische Erfolge seien nur möglich durch Menschen, die sich nachhaltig für das Werk einer Künstlerin einsetzten, die eine Lobby bildeten und viel Arbeit in Kataloge und Verbreitung des Werkes investierten.
Ein weiteres Anliegen von Karoline Müller sei es, Kunst dem breiten Volke näher zu bringen und Kunst für alle verständlich zu machen. Gerade in Zeiten der Globalisierung sei es notwendig, im scheinbar Kleinen das Große und Ganze deutlich zu machen. Das sei Glaubwürdigkeit überhaupt. In Zeiten von Mauer und Kaltem Krieg hat die heute 74jährige auch Ostberliner KünstlerInnen ausgestellt und damit in Kunst und Gesellschaft politische Brücken gebaut.
Karoline Müller hat sich für die Kunst von Frauen auch wissenschaftlich stark und damit Kunst von Frauen "hoffähig" gemacht. 1992 wurde in der Berlinischen Galerie das Jubiläum mit der Ausstellung "Profession ohne Tradition. 125 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen" gefeiert - die erste und bisher umfangreichste Präsentation zur Entwicklungsgeschichte der Kunst von Frauen seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa unter der Ägide eines Museums. Zur Ausstellung erschienen ein über 600 Seiten starkes Buch und ein Künstlerinnen-Lexikon, welche sich in der Kunstwissenschaft inzwischen als einzigartige Standardwerke und Inspirationsquellen für Forschungsvorhaben und Ausstellungen etabliert haben. Das Archiv des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V. ist das einzige historisch ausgerichtete Archiv zur Erforschung der Kunst und Kunstgeschichte von Frauen in Europa und den USA. Es enthält heute Informationen zu mehr als 4000 Künstlerinnen und Kunstfreundinnen.
Karoline Müller führt in Alt-Tempelhof eine Ladengalerie für zeitgenössische Kunst. Die Adresse lautet:
Ladengalerie Müller GmbH, Alt-Tempelhof 26, 12103 Berlin
Telefon: 69 40 91 24
Weitere Informationen unter: www.ladengalerie-berlin.de.
V.l.n.r.: Mechthild Rawert (MdB),Karoline Müller, Ulrike Neumann (frauenpol. Sprecherin der SPD-Fraktion Berlin)