Bereits vor Wochen hatten linke Bündnisse und Parteien für Süd-Neukölln eine Solidaritätsdemonstration anlässlich des noch ungeklärten Mordes an einem 22 Jahre alten jungen Mann mit türkischem Migrationshintergrund und der schweren Verletzung von zwei weiteren Jugendlichen für Freitag, den 13. April, angemeldet. Die daraufhin zynischerweise von der NPD geplante Demonstration unter dem rassistischen Motto „Zeit zu handeln - kriminelle Ausländer raus“ wurde am Mittwoch dann aber für den Ortsteil Marienfelde angemeldet. Es freut mich sehr, dass sowohl AnwohnerInnen in Marienfelde spontan Initiativen Gegen Rechts als auch dass fraktionsübergreifend die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg sofort zu einer Solidaritätskundgebung und Gegendemonstration aufgerufen haben. Deutlich wird: Anwohnerinnen und Anwohner wehren sich gegen Nazis in ihrem Kiez, die demokratischen Parteien wehren sich gegen Nazis im Bezirk Tempelhof-Schöneberg!
Weitere Infos dazu finden Sie hier: Aufruf zur Gegendemonstration am 13.04.2012 gegen die NPD in Marienfelde!
Solidaritätskundgebung vor dem ehemaligen Notaufnahmelager in der Marienfelder Allee
Rund 150 TeilnehmerInnen bekundeten ihren Abscheu gegen rechtsextreme Gewalt und die menschenverachtende Ideologie der Nazis auf der Kundgebung vor dem heute als Notaufnahmestelle für Flüchtlinge genutztem ehemaligen Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde. Auf der von Gunter Haedke (SPD Lichtenrade-Marienfelde) und Rainer Jehle (Bündnis 90/Die Grünen) angemeldeten Kundgebung sprach auch die Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen Barbara Loth (SPD) und Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). Sie alle bekundeten ihre Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt, betonten, dass NPD-Aufmärsche in Tempelhof-Schöneberg und ganz Berlin unerwünscht seien. Zudem forderten sie alle politischen Entscheidungsträger zu einem verstärkten Einsatz gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, gegen rechtes Gedankengut auf. Eindringlich, aufrüttelnd und mahnend waren die Worte einer Genossin, deren Vater von den Nazis ermordet wurde als sie 7 Jahre alt war: „Ein Trauma für mein ganzes Leben.“ Bürgermeisterin Angelika Schöttler: „Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg steht für Weltoffenheit sowie Toleranz und positioniert sich klar gegen menschenverachtende und nationalistische Ideologien. Für rechtsextremes Gedankengut ist in unserem Bezirk kein Platz“. Alle Anwesenden seien sich darüber einig, dass Menschen in Tempelhof-Schöneberg gerne leben, dass niemand ausgegrenzt wird und sich niemand wegen Herkunft, Geschlechts, sexueller Identität oder Hautfarbe ausgegrenzt fühlen muss.
„Kriminell & doof - Nazis raus aus Tempelhof“
Einige 100 Meter weiter sammelten sich etwa 40 Rechtsextremisten und zogen zwei Stunden durch das dichtbesiedelte Marienfelde - immer begleitet von mehreren 100 Anwohnerinnen und Anwohnern, die wütend mit Plakaten wie „Kriminell & doof - Nazis raus aus Tempelhof“ und lautem Trillerpfeifenprotest mit ihrer Abscheu nicht hinter dem Berg hielten. Die Empörung war nicht nur unter den jungen GegendemonstrantInnen groß. Entsetzt über den Nazi-Aufmarsch zeigten sich viele auf den Bürgersteigen stehenden älteren Frauen, die den Nationalsozialismus noch erlebt hatten. Nach eigenen Aussagen sei der Durchzug „der brauen Brut in meiner Nachbarschaft“ für sie furchteinflößend und beängstigend. Obwohl sie nicht mehr stundenland mitgehen könnten, seien sie sehr dankbar für den aus der Nachbarschaft heraus organisierten Protest gegen die Nazis.
Zahlreiche Polizistinnen und Polizisten trennten über die Stunden hinweg Nazis und die Gegen Rechts-Demonstrierenden. Ich glaube nicht, dass ein Deeskalationsteam anwesend war, denn es kam zu einigen von mir selbst beobachteten rabiaten Aktionen gegen die jüngeren Bürger und Bürgerinnen. Dank der lauten „Nazis raus“-Rufe der Anwohner und Anwohnerinnen jedweder Altersstufen hatten die Ansagen der NPD in dem dichtbewohnten Kiez keine große Chance gehört zu werden. Mehrfach wurden die Nazis am Weitermarschieren gehindert.
Mein Dank geht an die vielen spontan entstandenen AnwohnerInnen-Initiativen, die ihrem Kiez Marienfelde von diesem geistigen Schmutz frei halten wollen. Dank ihres Engagements wurde bewirkt, dass die NPD vorzeitig aus Marienfelde abhauen musste. Gemeinsames zivilgesellschaftliches Engagement macht stark!