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Ein Abend der aufrüttelt und bewegt- In Gedenken an Hatun-Sürücü

Am 4. Februar veranstaltete Türkiyemspor Berlin eine Abendveranstaltung zum Thema Gedenken an Hatun-Sürücü am Kottbusser Tor. Für mich persönlich stellte dieser Abend eine ganz besondere Erfahrung da. Im Rahmen meines Praktikums bei der Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert hatte ich die Gelegenheit, dieser Veranstaltung beizuwohnen. Trauriger Anlass war der in den Medien viel diskutierte vermeintliche „Ehrenmord“ an der Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü. Diese wurde am 7. Februar 2005 von ihrem eigenen Bruder auf offener Straße in Tempelhof erschossen.

Der Abend begann um 18.00 Uhr mit der Vorführung des Films „Verlorene Ehre - Der Irrweg der Familie Sürücü“. Eine Verfilmung des im Jahre 2011 erschienenen Buches mit dem Titel: Ehrenmord: Ein deutsches Schicksal“ von den Regisseuren Matthias Deiß und Jo Goll. Bestandteil dieses Films waren die Darstellung der Biografie von Hatun Sürücü, die Aufklärung des Mordes sowie die detaillierte zeitliche Rekonstruktion des Geschehens vom 07.02.2005. Zudem umfasste der Film zahlreiche Interviews mit Mitgliedern der Familie, insbesondere den Brüdern von Hatun Sürücü.

Nach der Vorführung des Films folgte gegen 19.00Uhr eine Podiumsdiskussion zu dem Thema: „Ich darf nicht…“. Diskutiert wurde vor allem die Situation von Mädchen im Spannungsfeld von gesellschaftlicher Ausgrenzung, familiären Erwartungen und kulturellen Schablonen unter der Moderation von Breschkai Ferhard.

Anwesende Gäste waren unter anderem die Schauspielerin Idil Baydar, Matthias Deiß, Rabeya Müller vom liberal-Islamischen Bund e.V. und Kazim Erdogan, Mitglied der Berliner Initiative gegen Gewalt von Frauen. Ebenfalls an der Podiumsdiskussion beteiligt war Mechthild Rawert.

Eine rege Diskussion zwischen den Teilnehmern der Veranstaltung und die Hauptpunkte dieser Diskussion waren die Fragen: „Wie konnte es zu einem solchen Zwischenfall kommen???“ bzw. „Wie kann man eine solche Tat in Zukunft verhindern?“ Eine allgemeingültige Schlussfolgerung konnte nicht gefunden werden, jedoch stellte Kazim Erdogan einen möglichen Lösungsvorschlag dar: Sein Projekt zur Aufklärung von Vätern mit Migrationshintergrund. Weitere Ansatzpunkte kamen auch von einigen Mitgliedern von „HEROES - Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“. Diese jungen Männer gehen in Schulen und zu Familien, um über die Rechte der Menschen aufzuklären.

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass es eine sehr aufschlussreiche und bewegende Erfahrung für mich war. Ich bin dankbar, die Möglichkeit gehabt zu haben, an dieser Veranstaltung teilhaben zu dürfen.

Der Sportverein Türkiyemspor Berlin e.V. existiert seit 1978 und unterstützt unter anderem Aktionen gegen häusliche Gewalt in Familien.

Bericht von Yvonne Paschek, Studentin an der katholischen Fachhochschule in Köln