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Gleiche Rechte für Ungleiche! - 21. Lesbisch-schwules Stadtfest

Ausgelassene Stimmung herrschte auf dem Lesbisch-schwulen Stadtfest im traditionellen Queer-Kiez am Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg. Der Regenbogenfonds e.V. organisierte das Fest bereits zum 21. Mal. In diesem Jahr stand das Fest unter dem Motto „Gleiche Rechte für Ungleiche!“. Für alle wurde was geboten: ein sehr abwechslungsreiche Programm, viele, viele Info-Stände, tolles Wetter und vor allem die Gewissheit: Wir werden siegen! Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass auch eine schwarz-gelbe Regierung Vielfalt als „Normalität“ anerkennen muss. Mit der peinlichen Salamitaktik, immer erst auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu warten, muss endlich Schluss sein. Politik darf nicht erst durch Gerichte zum Voranschreiten gezwungen werden.

Der Rainbow Award 2013 ging an Manny de Guerre und Gulya Sultanova, die Organisatorinnen des Internationalen Filmfestivals Side by Side in Sankt Petersburg, Russland. Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Mut und Kraft beim Schaffen eines öffentlichen kulturellen Raumes, in dem queere Kunst dargestellt wird und Diskussionen zu lesbisch-schwulen Themen stattfinden.

Ich danke Quarterra.de, dem Verein für russischsprachige LGBT und Freunde in Deutschland, für die informative Arbeit und Aufklärung zu Lebenssituationen von Menschen aus der Queer-Community in vielen russischsprachigen Ländern. Die Diskriminierungen von Homosexuellen sind dort Alltag. Ich verspreche mich für die Verbesserung der rechtlichen Situation und der konkreten Lebenssituationen einzusetzen!

Toleranz, Weltoffenheit, Respekt voreinander und Lebensfreude sind Markenzeichen Berlins. Sie sind vor allem Markenzeichen des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes. In der Motz-, Eisenacher-, Fugger- und Kalckreuthstrasse präsentierte sich ein breites Spektrum lesbischer, schwuler, bisexueller und transidentischer Projekte, Vereine und Organisationen unter den „Dächern“ der sieben Stadtfest-Welten: In der Eisenacher Straße stellten in der Wellness- und Gesundheitswelt die AOK - die Gesundheitskasse, das Krankenhausunternehmen VIVANTES, PositivWohnen e.V. aus. Ebenfalls in der Eisenacher Straße war die Politikwelt, vor allem mit den im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien, zu finden. Selbstverständlich auch mit der weltbesten Partei, der SPD. In der Motzstraße war die Aidswelt vertreten mit der „Deutschen Aids Hilfe e.V., dem Café PositHiv“, der Kirche PositHiv, Lebensort Vielfalt/Wilder Oskar, Queer Leben, queerhandidcap e.V. Hinzu kamen die Filmwelt, Radiowelt, Reisewelt und last but not least die Sportwelt. Allen AkteurInnen danke ich für ihr Engagement auf dem Schöneberger BürgerInnenfest. Mit ca. 420.000 BesucherInnen ist es heute das größte homosexuelle Straßenfest in Europa.

Jenseits von Eden - Gottesdienst zur Eröffnung am Freitag
Die Glocken der Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg läuteten am Freitag, 14. Juni, das 21. Stadtfest ein. Das Rogate-Kloster St. Michael lud bereits zum vierten Mal zu einem ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung in die Zwölf-Apostel-Kirche ein. Die liturgische Feier gehört zum offiziellen Rahmenprogramm des Festes. Am Festgottesdienst beteiligten sich unter anderem Frater Franziskus vom Rogate Kloster, Pfarrer Ulf-Martin Schmidt (Alt-katholische Gemeinde Berlin), Reverend Stephan Kienberger (American Church Berlin), Pfarrer Burkhard Bornemann (Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde) und Pfarrerin Andrea Richter, Beauftragte für Spiritualität der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die die Predigt hielt. Ebenfalls dabei Lars Oberg (MdA, SPD), Malte Mevissen, der die große Schuke-Orgel spielte und der ebenfalls wunderbare Friedenauer Posaunenchor.

Mich hat der Gottesdienst sehr bewegt, vor allem die Ankündigung, dass das Thema Intersexualität eines der Schwerpunkt der kirchlicher Arbeit werden wird. Ein hoffungsvolles Zeichen dafür, dass Kirche alle Menschen in ihrem Sosein wertschätzt, liebt und anerkennt.

Schwarz-Gelb blockiert - WIR handeln
Überwiegend Mitglieder der Schwusos Berlin betreuten zahlreich und gut gelaunt den SPD-Stand. Tatkräftige Unterstützung erfolgte wieder durch den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und den SPD-Landesvorsitzenden Jan Stöß. Ein riesengroßes Lob gebührt den Schwusos aus allen Bezirken Berlins - der morgendliche Aufbau, die zahlreiche Besetzung vor und hinter dem Stand, der abendliche Abbau, alles lief wie geschmiert. Wunderbar die vielen aussagekräftigen Kampagnematerialien, die den Nerv der Zeit treffen: „Für die volle Gleichstellung JETZT, gegen jede Form der Diskriminierung!“.

Rundgang durch die Welten des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes
Zusammen mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, der Vorsitzenden der AG Lesben und Schwule in der SPD Tempelhof-Schöneberg in Tempelhof-Schöneberg Petra Nowacki, und Senatorin Dilek Kolat haben wir einen zweieinhalbstündigen Rundgang durch die durch Vielfalt gekennzeichnete LGBTTI-Projektelandschaft gemacht. Mehrfach wurde ich auf die zurückgenommenen Kürzungen für die Lesbenberatung Berlin e.V. und das Familienzentrum - Balance angesprochen, hatte doch auch ich unübersehbar und unüberhörbar gegen die Kürzungen protestiert.

Es ist erstaunlich: Während Vereine wie Seitenwechsel, mit über 600 Mitfrauen mittlerweile europaweit der größte Frauen/Lesben-Sportverein, das 25-jährige Gründungsjubiläum feiern, kommen immer neue Vereine und Initiativen hinzu. Ich freue mich besonders darüber, dass die Queer-Community sich zunehmend einmischt bei den Themen Gesundheit, Pflege und Inklusion.

Ich freue mich auch, zunehmend mehr institutionelle VertreterInnen zu sehen: die Polizei oder auch das Standesamt Tempelhof-Schöneberg. Dieses „Gesicht zeigen“ ist ein offenkundiges Bekenntnis für das gemeinsame Einstehen für Vielfalt.

Kranzniederlegung an der Tafel für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Die Kreisverbände der SPD Tempelhof- Schöneberg und von Bündnis 90/Die Grünen organisierten erneut gemeinsam mit den Schwusos und QueerGrün am 15. Juni die Gedenkveranstaltung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am U-Bahnhof Nollendorfplatz.

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) mahnte, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Jede und Jeder ist zum Stopp gegen noch immer auftretende Diskriminierungen aufgerufen. Die Bezirksverwaltung steht als Ansprechpartnerin jederzeit zur Verfügung, um die Diskriminierung von Minderheiten zu bekämpfen. Die Bürgermeisterin rief zu einer Gedenkminute auf.

Gastredner der Veranstaltung war Dr. Jens Dobler, Leiter des Archivs und der Bibliothek des Schwulen Museums. Das Schwule Museum ist im Frühjahr in die Lützowstraße 73 und damit in die Nähe des Nollendorfplatzes gezogen. Dobler beschrieb die Mehrfachdiskriminierungen von jüdischen Schwulen und Lesben. Außerdem lud er zum Besuch der aktuellen Ausstellung „lesbisch.jüdisch.schwul“ ein, die im Rahmen des Gedenkjahres „Zerstörte Vielfalt“ im Schwulen Museum gezeigt wird, ein. Auch heute ist es notwendig sich gegen die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer sexuellen Identität zu wehren.

Zusammen mit Petra Nowacki, Mitglied des Kreisvorstandes der SPD Tempelhof-Schöneberg, habe ich in unser aller sozialdemokratischen Namen zu Ehren der Opfer einen Kranz niedergelegt: „Mechthild Rawert MdB & SPD Tempelhof-Schöneberg“.

Empfang des Regenbogenfonds e.V.

Der Empfang am Sonntagabend des Regenbogenfonds e.V. an der Fuggerstraße war wieder der offizielle Abschluss. Zu der Zeit war vom Abschluss an den Ständen aber immer noch nichts zu spüren. Ich danke den BesucherInnen, allen AkteurInnen und vor allem dem Regenbogenfonds e.V. für ein wunderbares 21. Lesbisch-Schwules Stadtfest. Nicht erst bis 2014 alles Gute!