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SPD-Sommertour: Besuch in der Tagespflege auf der Schöneberger Insel

„Pflege muss sich mehr am Menschen orientieren“, forderte gleich zu Gesprächsbeginn Georg Zinner, Geschäftsführer des Nachbarschaftsheim Schöneberg, während wir im Gemeinschaftsraum der Tagespflege des Nachbarschaftsheim Schöneberg (NBHS) in der Cheruskerstraße saßen. Schluss mit dem Minutentakt, Schluss mit bürokratischen Prüfverfahren, stattdessen mehr Vielfalt. Vereinfacht werden müssten die Abrechnungsverfahren.

Ich stimme Herrn Zinner zu: In der Pflege muss endlich mehr geschehen, wir brauchen den neuen Pflegebedüftigkeitsbegriff, bräuchten auch bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung für die Beschäftigten. Dafür setze ich mich schon seit Jahren ein, dafür hat die SPD-Bundestagsfraktion auch ein hervorragendes Konzept vorgelegt. Wir müssen auch mehr investieren: Menschen wollen solange als möglich zu Hause bleiben, das heißt für mich, mehr Hilfen in den Wohnungen, mehr Steuerungskompetenzen auf kommunaler Ebene, mehr Barrierefreiheit.

Für das Gespräch standen uns SPD-Politikern viele kompetente GesprächspartnerInnen zur Verfügung. Dafür mein herzlicher Dank, denn das ist keinesfalls selbstverständlich. Dass sich SPD-PolitikerInnen gemeinsam - von Kommunal- und Bundesebene - auf Sommertour begeben, fand Anklang.

Bei der „Hausbesichtigung“ stießen wir als erstes auf die im Nachbarraum tätige „Zeitungsgruppe“. Eine der TeilnehmerInnen erkannte mich wieder, da ich anlässlich des Internationalen Frauentages bei einem Besuch hier vor zwei Jahren rote Rosen vorbeigebracht habe. Diese wurden jetzt vermisst.

„Alten-WG“ - bei SeniorInnen immer attraktiver

Neben der Tagespflege befinden sich im gleichen Haus zwei Wohngemeinschaften für Menschen im Alter. Da ist zum einen eine „Alten-WG“ für fünf Personen. Das gemeinsame Altern stößt bei den Seniorinnen und Senioren auf immer mehr Zuspruch. Einige der Bewohnerinnen haben Unterstützungs- bzw. Pflegebedarf, welcher durch die Sozialstation des NBHS abgedeckt wird. Eine hier schon länger lebende Frau erzählte, dass es ihr sehr gut gefällt. Nur der Personalwechsel bei Urlaub oder Krankheit einer Mitarbeiterin gefalle ihr nicht. Imke Hoefer, Mitarbeiterin der Tagespflege, und Karen Gebert, Mitarbeiterin Wohngemeinschaften, bestätigten, was wir alle gemeinsam ändern müssen: Es ist schwer, qualifiziertes Fachpersonal zu finden.

Zum anderen stießen wir auf eine Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte SeniorInnen. Alle haben ihr eigenes Zimmer. Wohnzimmer, Küche und Bäder werden gemeinsam genutzt. Auch hier wurde es fachpolitisch: Bei der von Schwarz-Gelb mit dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz neu eingeführten Regelung des Zuschlags für ambulant betreute Wohngruppen, dem sogenannten Wohngruppenzuschlag, in Höhe von bis zu 200 Euro, gibt es massiven Ärger in der Umsetzung. Diese Leistung für Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohngruppen wird dann gewährt, wenn die Pflegebedürftigen ambulante Pflegeleistungen (Pflegesachleistung, Pflegegeld, die Kombinationsleistung) beziehen. Kritisiert wird der unterschiedliche Umgang mit dem Wohngruppenzuschlag in den Berliner Sozialämtern. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales verlange, dass der Wohngruppenzuschlag bei der Hilfe zur Pflege angerechnet werden müsse. Die Praxis in anderen Bundesländern sähe anders aus. Hier bedürfe es dringender rechtlicher Klärung. Leider sei auch ungeklärt, wie denn die Bewohnerinnen und Bewohner von Wohngruppen aus dieser eigentlich für sie bestimmten zusätzlichen Leistung einen Nutzen ziehen können. Ich werde diese Fragestellungen mitnehmen in meine Arbeit im Gesundheitsausschuss in der kommenden Legislaturperiode.

Sommertour „gesund-sozial-queer“

Der Besuch der Tagesbetreuung für pflegebedürftige Menschen und der zwei Wohngemeinschaften in Trägerschaft des Nachbarschaftsheim Schöneberg auf der Schöneberger Insel fand am 20. August 2013 im Rahmen der SPD-Sommertour „gesund- sozial-queer“ statt. An ihm nahmen weiterhin teil: Jan Rauchfuß, Vorsitzender der SPD-Fraktion Tempelhof-Schöneberg, Hermann Zeller, Sprecher für Sozialpolitik in der SPD-Fraktion Tempelhof- Schöneberg, Janis Hantke, Sprecherin für Gesundheitspolitik der SPD Fraktion Tempelhof- Schöneberg, Marijke Höppner, MdBVV, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, und Dr. Jörg Tänzer, Bürgerdeputierter im Sozialausschuss. Wir alle wollen mehr Aufmerksamkeit auf die Gesundheits- , Sozial- und Queerprojekte im Bezirk lenken und so ihre öffentliche Wahrnehmung und gesellschaftliche Anerkennung zu stärken. Dabei sind sie vielfach die Garanten für eine selbstbestimmte und selbständige Lebensführung, für Teilhabe und Partizipation aller Bürgerinnen und Bürger.